Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 24 – „Mit Hitze keine Witze!“

Wochenend und Sonnenschein, was könnte denn wohl schlimmer sein, heißt es neuerdings bei den grünen Aktivisten und ihren Trittbrettfahrern in Presse und Parteien. Drohen Ausgangssperren und Verdunklung, weil es Grün-Aktivisten zu warm wird im Oberstübchen?

Erbarmungslos brannte die Sonne hernieder, selbst die nahe Nordsee spendete kaum Trost – so muss man sich wohl die heute in Mode gekommene grüne Apokalypse vorstellen, aber damals gabs die Grünen noch nicht. Dann kam aus dem Transistorradio, dessen Empfang auf Radio Veronica eingestellt war, Mungo Jerrys „In the summertime, when the weather ist high, tadadattata, tadadattata…, und es wurde einer der besten Sommer, ever.

♦ Wie naiv wir doch waren, damals, anno 1970, 53 Jahre vor dem ersten „Hitzeaktionsplan“, den sich grüne Aktivisten aus dem Graichen-Umfeld ausgedacht haben. Und wieder tanzen alle nach denselben Pfeifen. Wir lesen „Mannheim kühlt sich ab“, „die AWO beteiligt sich“, und der Spiegel mahnt seine etwas dusseligen Leser „Die dicke Winterdecke wird bei sommerlichen Temperaturen schnell zu warm, Sommerdecken sind angenehmer“. Bild nähert sich dem Thema von der wissenschaftlichen Seite und meldet, dass sich „der Nordatlantik um 0,5 Grad erwärmt hat“, so dass dort bald Bratheringe gefischt werden können. Erstaunliche Diagnose eines dänischen Forschers: „Mit der Abnahme der Luftverschmutzung (70 Prozent weniger Schwefel-Emission durch Schiffe!) geht eine zusätzliche Erwärmung einher.“ Wie man’s macht, macht man’s verkehrt.

♦ Das Motto des Hitzeaktionplans lautet übrigens ahnungsvoll „Mit Hitze keine Witze“ (kein Witz!). Und da kommt passend und rechtzeitig unser zuletzt nur mit Kleinkram (Medikamentenmangel, Apothekerstreik, Krankenkassenbeitragserhöhungen) befasste Karl Lauterbach um die Ecke und bringt den nötigen Ernst in die Aktion. „Wir müssen feststellen“, so Corona-Karl, „dass wir in Deutschland gegen den Hitzetod nicht gut aufgestellt sind.“ Es sei nicht akzeptabel, dass jedes Jahr zwischen 5.000 und 20.000 hitzebedingte Todesfälle beklagt werden müssten. (Oder hat er „Millionen“ gesagt?) Kommen jetzt Ausgangsverbote bei Sonnenschein? Terrassen-Schließungen für Restaurants? Verhaftungen von Hitzeleugnern?

♦ Ist die FDP wieder umgefallen? Das werden viele denken, denn nun soll das Heizungswahngesetz (GEG) doch noch vor den Sommerferien unserer Politicos durchs Parlament gepeitscht werden, trotz anderer Verlautbarungen der Liberallalas. Zuvor hatten sich die Ampelmänner (m/w/d) auf „Leitplanken der Ampel-Fraktionen zur weiteren Beratung des Gebäudeenergiegesetzes“ geeinigt, mit dem Ziel, Energiegenie Habeck nicht so dumm dastehen zu lassen, wie er sich zuletzt selbst dargestellt hatte. Zusammengefasst: 2024 bleibt alles beim Alten, außer für Neubauten. Offenbar hat man Habeck erklären können, dass zuerst einmal eine kommunale Wärmeplanung stehen müsse, bevor der Bürger eine sinnvolle Heizentscheidung treffen kann. Deshalb „streben“ die Herrschaften eine solche bis 2028 an.

So Gott (ob queer oder nicht) will, sind die größten Spinner bis dahin nicht mehr in öffentlichen Ämtern.

♦ Die Leitplanken waren allerdings nur Larifari, denn die rotgrüne Ampel lässt im Bundestag den vermurksten Gesetzentwurf vom April im Bundestag diskutieren. All die Aufführungen der letzten Wochen, in denen sich die FDP in der Rolle des Bremsers inszenierte, entpuppen sich als reines Theater. Die FDP-Abgeordnete Carina Konrad, Mitglied des Parlamentarischen Weinforums, verkaufte den Habeck-Murks im Parlament gar als „ein fachlich ordentliches, ein gutes Gesetz“.

♦ Vertragstreu, wie der Russe nun mal ist, liefert er Gas, bis im nächsten Jahr die Verträge auslaufen. Dann würde der Ukrainer frieren, der Pole ebenso, der Österreicher, der Slowake, der Italiener und nicht minder der Ungar. Wir sind über US-Flüssiggas bestens versorgt, aber zappenduster sähe es für unsere Nachbarn aus – wenn es nicht das Energiegenie Robert Habeck gäbe. Dieser deutsche Einzelfall, den ein Volk nur alle hundert Jahre hervorbringt, löst selbst Probleme, die er nicht im Alleingang (Wärmepumpe!), sondern auf europäischer Ebene mitgeschaffen hat: „Würde das russische Gas nicht in dem Maße, wie es noch immer durch die Ukraine fließt, nach Osteuropa kommen, gilt, was europäisch verabredet wurde: Bevor die Leute dort frieren, müssten wir unsere Industrie drosseln oder gar abschalten.“

Für den deutschen Industriearbeiter empfiehlt sich daher schon jetzt, für den kommenden Winter einen Campingplatz im Süden zu buchen, oder direkt auf Bürgergeld-Empfänger umzuschulen.

♦ Für Chef Olaf alles in allem eine gelungene spezialdemokratische Woche. Hausaufgaben gemacht, Leitplanken installiert, und dann noch eine „nationale Sicherheitsstrategie“ vorgestellt. Dafür standen er und sein Sicherheitsteam vor den Kameras mit einer bunten Broschüre aus dem Hause Baerbock vor dem Bauch: SPD-Nancy, von Chef Olaf bierernst mit der inneren Sicherheit betraut, Bürger General Boris Pistorius, schwer mit Vorschusslorbeeren beladen, Annalena, seit deren Amtszeit die Zahl der Freunde Deutschlands deutlich abgenommen hat, Christian von der Lindnerpartei, weil ohne ihn die Bilder nicht vollständig wären, und natürlich Chef Olaf als sicherheitsfeministischer Hahn im Korb. In Annalenas bunter Broschüre steht auf 40 Seiten: Der Russe ist gemein, der Chinese gefährlich, und wir machen, was schon Donald Trump gefordert hatte – zwei Prozent des Bruttosozialprodukts in die Rüstung.

Was soll das Ganze? Angeblich werden 74 Jahre nach der Gründung der BRD jetzt „erstmals alle inneren und äußeren Bedrohungen für die Sicherheit Deutschlands berücksichtigt“. Na gut, 1949 gab es noch keine Cyber-Attacken und niemand interessierte sich für den Klimawandel (der ist jetzt vollintegriert!). Und auch Anschläge auf kritische Infrastruktur wurden bisher nur von Linksextremen verursacht, nicht von „befreundeten“ Regierungen, wenn wir der US-Presse glauben dürfen.

♦ Wie sehr das Vaterland tatsächlich bereits in Not ist, zeigt sich inzwischen sogar an Aussagen verdienter Spezialdemokraten wie dem Forsa-Chef Güllner. „Wenn eine kleine elitäre Minderheit der oberen Bildungs- und Einkommensschichten der Gesellschaft der großen Mehrheit der Andersdenkenden ihre Werte durch Belehrungen oder Verbote aufzwingt“, schreibt der Mann ohne schützende Anonymität, „kann das wohl als eine Art Diktatur gewertet werden“. Kommt jetzt der Haldenwang?

♦ Der Söder Markus gilt in Regierungskreisen wohl schon länger als nationales Sicherheitsrisiko, und das nicht erst seit seinem Auftritt vor 13.000 Bürgern letztes Wochenende in Erding, die dem Aufruf „Stoppt die Heizungsideologie“ eines Optikers und der Kabarettistin Monika Gruber gefolgt waren. Auch er „habe keine Lust, Seite an Seite mit den Grünen in die Pleite zu gehen“, so der wahlkämpfende Maggus. Und gleich gab’s einen Rüffel von der mitregierenden Lindnerpartei: Demokratische Parteien dürften „die Radikalisierung der bürgerlichen Mitte und ihre Entfremdung von den Institutionen der liberalen Demokratie“ nicht befördern und anheizen.

♦ Wahlkampf ist auch in Hessen, und da können wir SPD-Chef Turnschuh-Lars Klingbeil (Was macht eigentlich die Saskia? Urlaub?) nur vollumfänglich unterstützen: „Nancy ist das Beste, was Hessen passieren kann.“ Mehr noch, Genosse, Faesers Abgang nach Hessen wäre das Beste, was Deutschland passieren kann.

♦ In Castrop-Rauxel (Homeland NRW) wollten zwei Großfamilien das Zusammenleben mittels Messer, Knüppel und sogar Macheten neu aushandeln, aber weil die Polizei sich einmischte, musste das Aushandeln verschoben werden. Aber wie heißt es so schön im Strategiepapier der SPD: „Unser Zusammenleben muss täglich neu ausgehandelt werden.“ Und morgen ist ein anderer Tag.

♦ Wir müssen kurz über Gewerkschaften reden, die mal zum Schutz der Arbeiter vor Ausbeutung gegründet wurden, sich aber längst dem Klimawandel und dem Spesenrittertum verschrieben haben. Wussten Sie, dass das Gehalt der Betriebsräte nach dem Modell einer „hypothetischen Karriere“ bemessen wurde? Wobei geschätzt wird, „welchen Werdegang ein Arbeitnehmer ohne die Betriebsratstätigkeit eingeschlagen hätte“. Die Karrieremöglichkeit für Minderleister schlechthin. Damit ist Schluss, urteilte der BGH. Immerhin wird durch die nun verbotene Praxis verständlich, warum die Gewerkschaften mit den Grünen so gut klarkamen.

♦ Gespräch unter Fußballinteressierten. Was macht eigentlich der Hansi? Oh, dem geht’s prima, der verdient Millionen beim DFB.

Das Wort zum Kirchenaustritt spricht diesmal Quinton Ceasar („Gott ist queer“) von der evangelischen Pfarrei in Wiesmoor bei Aurich…

Schönen Sonntag!


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