Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 1 – Das fängt ja gut an!

Unsere Politprominenz weilte in Rom, ohne sich groß blamiert zu haben. Bravo. Und beim Dreikönigstreffen der FDP kommen die Binsenbesen zum Groß-Einsatz.

Fake News Media rutschte geradezu perfekt ins neue Jahr. Der Spiegel musste einräumen, im vergangenen Jahr Flüchtlingsschicksale frei erfunden zu haben, und der Staatsfunk leugnete bereits die Wahrheit über die Silvesternacht, als das Jahr noch keinen Tag alt war.

♦ Der Reihe nach: Silvester in Köln war diesmal ganz anders. Die dortige Polizei fertigte nur eine einzige Strafanzeige wegen sexueller Belästigung an, dafür titelt T-Online: „Frau beißt Polizist in Finger – dienstunfähig.“
Bei der Berliner Polizei taten Humoristen Dienst. Auf Twitter ließen sie an ihren Einsätzen („Ein Raser tauschte Führerschein gegen Anzeige“) unter dem Hashtag „Welcome110“ an Silvester teilhaben. Hahaha. Für diesen Tweet der Polizei Berlin gab es hingegen kein Gelächter, dafür viel Unverständnis und ’nen Shitstorm: „Ein Mann hat in Friedrichshain eine Frau in einen Hausflur gezogen und sie dabei an Po & Brüsten berührt. Es stellt sich heraus, es kam ihr nicht ungelegen.“

♦ Aber schließlich verzog sich der Rauch der Böller und Nebelkerzen und man sah ausgebrannte Busse und Autos auf den Straßen. Polizisten und Rettungskräfte wurden zu Dutzenden verletzt, selbst die linke Nancy Faeser, als Bundesinnenministerin eigentlich nur mit der Verfolgung von Reichsbürgern befasst,
konstatierte „eine Verrohung, die konsequentes Handeln erfordert“.

♦ Für den Staatsfunk, seine Nachrichtensendungen und zugeschalteten „Experten“ waren die Täter, wie einst in der Kölner Silvesternacht, Männer, hauptsächlich Männer. Verständlich, sonst würde auch der Letzte verstehen, was die Rotgrüne Göring-Eckardt einst androhte: „Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch.“

♦ SPD-Parteigänger Boris Pistorius, wirklich nicht die hellste Kerze der Partei, fang noch eine letzte Nebelkerze, indem er im stichwortgebenden Interview mit dem NDR artig nachprach und dadurch dann bestätigte, dass die Straftaten „zum Teil aus dem rechtsextremen Milieu“ ausgeführt wurden. Da hatte Faeser, wohl dank ihrer Berater, längst erkannt, dass sie sich nur lächerlich machen würde, wenn sie das Offensichtliche verschwiege. Und was ist denn schon dabei? Noch flott den Gedanken hinzugefügt, dass junge Gewalttäter schnelle und deutliche strafrechtliche Konsequenzen spüren müssten (hihihi), weil nur das Respekt vor dem Rechtsstaat schaffe (hohoho), und die spezialdemokratische Welt ist wieder in Ordnung. Und die Berliner Gerichte haben sofort gezeigt, was die Linken unter schnellen Konsequenzen verstehen. Alle Festgenommenen wieder frei. Höhöhö, um auf Horst-Seehofer-Art zu kommentieren.

♦ Die Berliner CDU möchte nun wissen, wie die Tatverdächtigen aus der Silvesternacht mit Vornamen heißen. „Das löst eine Debatte aus“, schäumten Medien. Und zwar die falsche. Denn eins ist doch klar: Hätte das Berliner Passamt schneller gearbeitet, wären von den 145 Randalierern 145 Passdeutsche gewesen und nicht bloß 45.

♦ SPD-Hinterbänkler Helge Lindh aus Wuppertal sieht in der Vornamen-Anfrage eine „völkisch-rassistische Enthemmungswelle der CDU“ – da will wohl jemand der Stegner-Nachfolger der Partei werden.

♦ Das Gewaltproblem in den Brennpunkten lässt sich hingegen auf altbewährte spezialdemokratische Art lösen. Mit „ausgestreckter Hand und Stoppsignal“, eine Methode, die die noch amtierende Bürgermeisterin Franziska Giffey auch in ihren „Neuköllner Zeiten“ nachweislich erfolgreich angewendet hat. Oder haben Sie etwa in Franzis Neuköllner Zeiten je etwas von Messern, Rütli-Schulterror oder spektakulären Übergriffen gehört und gelesen? Ebend.

♦ Die offenbar ein wenig verwirrte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht, SPD, nahm spontan eine eigene Silvesteransprache auf. „Mitten in Europa tobt ein Krieg“, stellte sie fest, während hinter ihr Feuerwerkskörper explodierten und Raketen in den Himmel schossen. Tolle Menschen habe sie darüber kennengelernt, sagte sie weiter. Und selbst Fürsprecher konnten nicht umhin, sich mit Schaudern abzuwenden.

♦ Bei großen Parteiveranstaltungen ist es Sitte, aufmunternde Sprüche für die Gefolgschaft zu plakatieren. So wie „Ohne Olaf geht es nicht“, „Breit, weil ihr es seid“ oder „Deutschland. Aber normal“. Die FDP hat sich beim diesjährigen Dreikönigstreffen für „Die Zukunft glaubt an uns“ entschieden, was man auch beim dritten Lesen nicht wirklich versteht, aber wer versteht die FDP noch in diesen Zeiten? Die Partei versammelte sich im Stuttgarter Opernhaus – wohl um das Bürgerliche zu betonen –, hier sollte Chef Lindner den Delegierten Mut zusprechen für die Landtagswahlen in Berlin, Bremen, Bayern und Hessen. Denn „die Zukunft“ mag an die FDP glauben, Demoskopen und FDP-Landtagskandidaten eher nicht.
Schlagzeilen machte nur Lindners Replik auf ein paar singende Klima-Spinner: „Klebt euch fest …, denn wenn ihr hier klebt, könnt ihr niemanden behindern.“ Alle anderen Sprüche („Gestaltungsjahr 2023“; „Kundgebung der Freiheit“) wurden am Ende mit dem Binsenbesen ausgefegt.

♦ Die geforderten 1,3 Billionen Euro Entschädigung müssten sich die Polen abschminken, ließ Annalena Baerbock Warschau schriftlich mitteilen. Für Annalena ist die Frage mit dem 2+4-Vertrag über die außenpolitischen Aspekte der deutschen Einheit abgeschlossen. Nanu? Erst 2020 hatten die Grünen vom unsäglichen Heiko Maas Entgegenkommen bei polnischen Forderungen gefordert. Damals dürfte Annalena Baerbock noch nie von einem 2+4-Vertrag gehört haben, hätte aber spontan auf 6 getippt. Und Zeit zum Nachlesen hatte sie auch nicht, schließlich war sie täglich auf Reisen, das Klima zu retten. Vielleicht hat Olaf ihr gesteckt, dass in Warschau Rechtsextreme regieren und Wiedervorlage versprochen, wenn beim nächsten Mal richtig gewählt wird. Die Polen reisen jetzt beleidigt nach Washington, um ihren großen Bruder zu holen.

♦ Sie haben bis hierher unsere beliebten A-Promis vermisst, verehrte Leser? Nun, die Herrschaften waren in Rom. Chef Olaf hielt sein verschmitztes Grinsen im Zaum, was ihm wohl leichter fiel, weil er neben Bärbel Bas (SPD-Bundestagspräsidentin) stand. Unserem Genossen Präsident Frank-Walter wurde anscheinend eingeschärft, nicht an der falschen Stelle zu lachen (War Armin Laschet auch da?), Friedrich Merz hat schon von Kindesbeinen an passende Haltung und Gesichtsausdruck zu einem Ereignis wie dem gegebenen, der Grablegung des Papstes Benedikt XVI.

♦  In Rom dahoam fühlte sich niemand so wie Markus Söder, evangelisch oder nicht. Hier ein Foto vor aufregender Kulisse, da ein lockeres Gespräch mit Nonnen aus der Heimat. Mögen sich Theologen und Twittersozialisten streiten, ob Josef Ratzinger ein großer Papst gewesen ist – für den bayerischen Ministerpräsidenten steht zweifelsfrei fest: Der Mann war ein großer Bayer, der sich auch im fernen Rom stets „über Weißwürste oder einen bayerischen Geschenkkorb immer besonders gefreut“ habe. Für die Frommen zuhause twitterte Markus, der Franke, aus Rom – stets im Wahlkampf – ein zünftiges „Gott sei ihm gnädig und Gott schütze unser schönes Bayernland“.

♦ Das wird jedenfalls dem Anlass deutlich gerechter, als die Beobachtung des ZDF-Mitarbeiters Tristan Herold, den der aufgebahrte Papst an ein „Pausenbrot, das man über die Sommerferien in der Tasche vergessen hat“, erinnert. Greift hier § 189 StGB?

♦ Ist die Berliner Wahlwiederholung nun für Februar oder September angesetzt – beides schlagen die neuen Briefwahlzettel vor? Egal, Hauptsache am Zwölften. Außerdem will das sonst eher schläfrige Bundesverfassungsgericht über die Annahme einer Klage gegen die Wahl schon nächste Woche entscheiden. Nicht dass am Ende noch einige wohlverdienende Bevölkerungsvertreter Amt und Pfründe verlieren, wo sie sich doch so gut eingelebt haben.


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