Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 8 – Eines Tages …

... ist der Corona-Spuk vorbei, verspricht Dr. Angela Merkel. Also früher oder später, beziehungsweise irgendwann. Aber Lauterbach, und Söder müssen sich keine Sorgen machen: Wir haben ja noch die Vogelgrippe ...

„Eingeschränkte Freiheit“, Ausgangssperren, DDR-artige Reiseregelungen und Bekenntnismaskenpflicht dienen lediglich zur Unterbindung der feindlichen Tätigkeit dieses revanchistischen Virus, aber das wissen Sie ja selbst, verehrte Leser. Doch, und das ist die heutige frohe Botschaft, die wir von Dr. Angela Merkel weiterleiten dürfen, „eines Tages“ werden wir „das alles hinter uns lassen, davon bin ich überzeugt“.
Außerdem müssen wir „das alles“ als Rückenwind sehen. „Rückenwind, den wir nutzen wollen, um der digitalen Bildung in Deutschland einen kräftigen Schub zu verleihen“.

♦ Zugegeben, ein wenig Schub bei der digitalen Bildung wäre nicht schlecht. All diese Knöpfe und Tasten, die der Digitalpionier unterscheiden können muss, da scheitern mitunter sogar die Besten, etwa „unsere Digitalkönigin“, wie der Conférencier des digitalen CSU-Parteitags Dorothee Bär vorstellte. „Ich hör euch nicht mehr, hallo, hallo, ich hör euch nicht mehr, ich hör euch nicht, ich hör euch nicht …“, gluckste die „Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin und Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung“ beschwingt und gut gelaunt ins Mikrofon. Ach, es ist nicht leicht, gutes Personal zu finden.

♦ Das weiß auch die Kanzlerin, die Boris Johnson in seinen Vortrag beim digitalen G7-Gipfel hineinquatschte, bis der höfliche Brite mahnte „Ängela, ich denke, Sie müssen stummschalten“.

♦ Wo stehen wir bei Corona?, wird unser Bundestierarzt (derzeit RKI) Dr. Wieler immer wieder von neugierigen Journalisten gefragt. „Wir stehen möglicherweise erneut an einem Wendepunkt“, lautet die sphinxhafte Antwort. Und Bankkaufmann Jens Spahn (derzeit Bundesgesundheitsminister) fügt kennerisch hinzu: „Das Virus gibt nicht einfach auf.“ Womit beide mehr als Recht haben: Soeben werden in Deutschland fünf Corona-Fälle bei Katzen und zwei bei Hunden gemeldet, zwei Katzen befinden sich in Quarantäne.

♦ Dass es „eines Tages“ (Merkel) mit den schönen Corona-Verfügungen vorbei sein könnte, mag Michael Kretschmer, durch Gottes Fügung Ministerpräsident von Sachsen, partout nicht einsehen. Nachdem er mit dem zwar nicht bibelfesten, aber in unsere vaterlose Gesellschaft passenden Hinweis „Jesus und Maria waren an Heiligabend auch alleine“ kurzum das Weihnachtsfest absagte, verspricht er den sächsischen Masochisten nun, dass es „Osterurlaub in Deutschland dieses Jahr leider nicht geben“ kann. Und wo er schon dabei ist, Wahrheiten auszusprechen („Ich bin dafür, Wahrheiten auszusprechen“): Den Osterhasen gibt’s auch nicht!

♦ Längst ist der sächsische Untertan per Gesetz verpflichtet, auch im Auto Maske zu tragen, allerdings nicht gleichzeitig mit Hut und Sonnenbrille (wg. § 23 Absatz 4 StVO).
Überraschenderweise gilt diese Vorschrift anscheinend auch für Sachsens Ministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt Petra Köpping, SPD, die mit Fahrer, aber ohne Maske unterwegs zu Aktivisten, Antifaschisten und anderen gesellschaftlichen Zusammenhaltern war. Oder die Stadt Dresden hat sich mit der Anzeige nur einen Scherz erlaubt, nach dem Motto „immer auf die Kleinen“, weil die SPD in Sachsen gerade mal 6% hat.

♦ Nur im Homeland NRW will offenbar nicht jeder auf alle Sitten und Gebräuche verzichten. „Man kann nicht immer neue Grenzwerte erfinden, um zu verhindern, dass Leben wieder stattfindet“, schimpfte Armin Laschet, Chef der rheinischen Résistance. Und sein Virologe Hendrik Streeck findet, „man sollte jetzt testweise Restaurants öffnen“.

♦ Dieser Defaitismus freut niemanden mehr als Bayerns Markus Söder, der zu wissen glaubt, dass es bei der nächsten Wahl „Merkel-Stimmen nur mit Merkel-Politik“ gibt. Wie die Meisterin hat Söder die heimische Wissenschaft auf Linie gebracht, und er hat auch keine Angst, wenn „eines Tages“ (Merkel) der Corona-Spuk vorbei sein sollte. Denn schon wird aus dem Süden Russlands gemeldet, dass erstmals H5N8 (Vogelgrippe) beim Menschen nachgewiesen wurde. Nicht einmal die Wissenschaftler müsste Söder dann austauschen, denn Merkels Dr. Drosten hielt schon vor 16 Jahren einen Ausbruch der Vogelgrippe für „nicht unwahrscheinlich“.

♦ War es Winston Churchill, der sagte „Wer mit 20 Jahren nicht Sozialist ist, hat kein Herz. Wer es mit 40 Jahren immer noch ist, hat kein Hirn“? Wer auch immer den Satz gesagt hat, die Aussage würde jedenfalls das Zeitungssterben gut erklären. Denn nun ist auch wissenschaftlich belegt, dass ein Großteil der Journos links ist und – halten Sie sich fest – „die richtigen Aktivisten kommen jetzt erst in den Redaktionen an“.

♦ Kein Wunder, dass 59 Prozent der Deutschen das komische Gefühl haben, dass die Medien keinen guten Job machen, wenn es um objektive und überparteiliche Berichterstattung geht. Und schon 43% der deutschen Befragten einer großen internationalen Studie der PR-Firma Edelman aus Chicago sagen, „dass Journalisten und Reporter die Menschen absichtlich durch falsche und übertriebene Informationen in die Irre führen wollen“.

♦ Dazu passt, dass die emsige Aufklärungsarbeit des „Spiegel“, dessen Auflage sinkt wie Merkels Inzidenzen, demnächst ins Kino kommt. Im Mittelpunkt Starreporter Lars Bogenius (Name geändert von Regisseur Bully Herbig). Nur, wieso soll der Film eine „moderne Hochstaplergeschichte als Mediensatire“ werden und keine schlichte Dokumentation über das, was ist?

♦ Denn längst ist Satire bittere Wahrheit und Wahrheit Satire. So wollen ausgerechnet die Grünen, die (E-)Autofahren nur für Reiche und Einfamilienhäuser nur für Bonzen propagieren, und Veganer gegen Döner-Freunde aufhetzen, ein „Ministerium für Zusammenhalt“.

♦ Postboten sollen zukünftig Pakete nicht mehr ausliefern, wenn sie glauben, sie hörten einen Wecker ticken (Bombe!) oder Koks rausrieselt. Oder, wenn als Absender „Darknet“ draufsteht, besser schnell das Paket aufreißen und nachschauen, ob sich in der Verpackung wirklich nur das neueste Handy befindet.

♦ Weil die SPD laut Parteienforscher „irgendwie aus der Zeit gefallen ist“, gründet Genosse Uwe Hück, Porsche-Betriebsrat, jetzt seine eigene Partei, die „Bürgerbewegung – für Fortschritt und Wandel“. Auf seinen roten Fahnen soll „Toleranz, Integrität, Solidarität“ stehen. Nach 40 Jahren SPD-Mitgliedschaft ist dem Lackierer und Thaiboxer Hück, der wie weiland Gerd Schröder Zigarre und Brioni mehr schätzt als die Walter-Borjahns-Strickjacke, nämlich aufgefallen, dass er eher der Typ „Rettungsschwimmer“ ist, und die anderen roten Pappnasen „sind Nichtschwimmer“.


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