Tichys Einblick
Blick zurück nach vorn

Blackbox KW 49 – Yes We Kramp!

Schade, immer wird gewählt, wenn‘s am Schönsten ist. Aber die nächsten Wahlen kommen bestimmt. Bei Macron brennt die Hütte, und unsere Autobosse haben mit Donald Tacheles geredet.

Eine Stimmung war das bei der Weihnachtsfeier der Hamburg-Merkelheimer! So was hat die alte Tante CDU noch nicht gesehen. Gleich drei Raketen am Start, am Ende hieß es „Yes We Kramp!“. Annegret Kramp-Karrenbauer fühlte sich „in den letzten Wochen wie in einer Rockband“ erzählte sie aufgeregt, womit sie da an irgendwas Hardrockiges zwischen Wildecker Herzbuben und Flippers gedacht haben dürfte. Aber auch dem Jens Spahn hat alles so viel Spaß gemacht, dass er „auf jeden Fall im Team bleiben“ wollte, er darf ins Präsidium. Friedrich Merz versprach, er sei „persönlich gerne bereit, wo gewünscht, zu helfen“, was auf Deutsch so viel heißt wie: LMAA.

Lars Klingbeil ist ja noch nie als Hochbegabter aufgefallen, aber war der Kommentar zur Wahl von AKK, „Wir werden als SPD genau hinschauen, in welche Richtung sich die Union jetzt inhaltlich entwickelt“, nicht für den Fall gedacht, dass Merz gewonnen hätte?

♦ Paul Ziemiak, bekannt aus Talkshows (und kurzzeitig auch als Student in Münster und Iserlohn), wurde als geeigneter, neuer Generalsekretär befunden, wohl auch, weil er mit diesem Internet am besten Bescheid weiß in der CDU. Jedenfalls war seine Ernennung noch am selben Tag bei Wikipedia eingepflegt.

♦ So, jetzt aber schnell wieder zur Sacharbeit. Migrationspakt unterschreiben, neue Klimaziele erfinden, Fahrverbote einführen, Digitalisierung vorantrei… Oh, Halt! Man muss ja nicht an jeder Milchkanne schnelles Internet haben, beschied die CDU-Forschungsministerin Anja Karliczek. Aber weiter: 100.000 neue Wohnungen für Migranten bauen, dem Bundesverfassungsschutz ein neues Beobachtungsziel zuweisen (… ach Quatsch, … schon erledigt), Macron zur Hilfe eilen …

♦ Wobei, das könnte knapp werden. Es wird ja nicht so viel darüber berichtet, aber beim Emmanuel brennt gerade die Hütte. Und zwar nicht wegen der Ökosteuer auf Diesel, wie der brave deutsche Staatsfunkkonsument glauben soll, der Franzose ist offensichtlich mit der Gesamtsituation unzufrieden. Ein Forderungsschreiben der Gelb-Westen liest sich, als hätten Sahra Wagenknecht und Alexander Gauland gemeinsam ein Manifest verfasst. Mindestlohn 1.300 netto, Rente 1.200, Migrationsregulierung, sozialer Wohnungsbau … Oder wie Le Monde schreibt: Nah an der radikalen Linken, kompatibel mit der extremen Rechten, und weit weg von Macron. Also, was tun, Mesdames? Blankoscheck oder Uschi von der Leyen schicken?

♦ Die Redaktion von Forbes ist jedenfalls sicher: Merkel, Sie schaffen das! Schließlich ernannte das Magazin unsere Kanzlerin wieder mal zur mächtigsten Frau der Welt. Oder wurde aus Sparmaßnahmen die alte Liste gedruckt?

♦ In 40 Jahren hat es die SED nicht geschafft, ihren Zwangsbürgern den Weihnachtsmarkt mit Stollen, Glühwein und Broiler auszutreiben, jetzt hat sich die (Links-)Partei vom Bodo, der in Thüringen herrscht, etwas Neues einfallen lassen. Ein Stand beschallt die Besucher von morgens bis abends mit der kompletten afghanischen Hitparade (also ein und derselbe Song, immer wieder von vorn).

♦ Josefine Paul hat sich bis zur „frauen- und queerpolitischen Sprecherin sowie sportpolitischen Sprecherin ihrer Fraktion und in diesen Funktionen zum Mitglied im Ausschuss für Frauen, Gleichstellung und Emanzipation und im Sportausschuss des Landtags“ im Homeland NRW hochgearbeitet, aber verdiente Aufmerksamkeit fand sie erst jetzt, als sie ihren ersten gesellschaftlich relevanten Vorschlag unterbreitete: Knecht Ruprecht muss weg. Erstens ist das ein Mann, dann führt er auch noch eine Rute mit sich. Sorry, das geht gar nicht! Die sensible Grüne schlägt daher eine sofortige neue Tätigkeitsbeschreibung vor: Knecht Ruprecht soll „beim Tragen der Süßigkeiten helfen, anstatt mit der Rute zu drohen“, natürlich bei voller Lohnfortzahlung.

♦ Wer braucht schon Religion, wo wir doch jetzt Klima haben. Zum großen Glaubenskonzil sind aus der ganzen Welt 20.000 Klimabeschwörer zur turnusmäßigen Verdammung von Donald Trump ins polnische Kattowitz gereist, koste es Feinstaub, Stickoxyde und FCKW, was es wolle. Vielleicht wäre die An- und Abreise sogar klimaneutral zu verbuchen, wenn die katholischen Polen zum Verzicht auf Adventskranz- und Tannenbaumkerzen (1 Kerze erzeugt immerhin 120 mg NOX, das Dreifache des zugelassenen Höchstwertes an Straßen) gedrängt würden?

♦ Anstelle der üblichen Aufzählung der Ehrenmorde, Einzelfälle und der auf sie folgenden verständnisvollen Urteile heute nur eine kleine Wildwest-Szene aus dem Homeland NRW und ihre phantasievolle Umschreibung in der Presse. Ein Auto wird in Köln aus einem überholenden Fahrzeug beschossen. Ja mei, denkt der Laie, diese Kölner! Schießen die Katholen jetzt um sich? Dann finden wir am Ende der Beschreibung den schönen Satz: „Unklar ist, warum die beiden jungen Männer private Hilfe organisierten, sich zu einer Shisha-Lounge in Köln-Buchforst bringen ließen und dort erst die Rettungskräfte alarmierten.“ Wir sind schon richtige DDR-Bürger geworden und können zwischen den Zeilen lesen!

♦ Der Völkerrechtler Frank Schorkopf wird zum UN-Migrationspakt mit den Worten zitiert: „Wer in Duisburg wohnt oder Berlin-Neukölln, hat auch Rechte.“ Ja, schlimm, Herr Professor, Rechte sind überall. Deshalb bekämpfen Heiko, Katharina, Angela und Co. Rechte ja auch!

♦ Was sagen Sie? Lange nichts mehr von unserem Bundespräsidenten gehört? Ja, Glück gehabt, dass Frank-Walter, der Einseitige, diese Woche China mit seinen Belehrungen heimsuchte. Und was sollen wir sagen, die Chinesen haben auch nur Bahnhof verstanden, als er den großen Deng zitierte: „Ich bin wie ein uigurisches Mädchen, das viele Zöpfe trägt.“ Xihuan? (Wie bitte?) Ist das dieses Xinxanxong (Gendersprech)? Eher ein Dolmetscherscherz, „Zöpfe“ kann auch „Fehler“ heißen. Da hilft dann nur Lächeln. Immer lächeln.

♦ Die deutschen Autobosse haben dem Donald Trump aber mal ordentlich die Meinung gegeigt und wollen jetzt noch mehr Autos in den USA produzieren.

Die „Zeit“ begeistert sich über eine „Kunst“-Aktion in Sachsen: „Mit Plakaten fahren Künstler durch die Republik, um von ihnen identifizierte Rechtsextreme bei deren Arbeitgebern anzuschwärzen.“ Nun haben wir offensichtlich einen anderen Kunstbegriff als die „Zeit“, deshalb bräuchten wir da Nachhilfe: Wenn Antifa-Gangster der G20-Krawalle in Hamburg bei deren Arbeitgeber angeschwärzt würden – wäre das dann auch Kunst? Worin unterscheidet sich das von der Tätigkeit einer Kahane-Stiftung? Und aus welchem Topf wird so etwas bezuschusst? Kunstförderung? Denunzia… äh … Familienministerium?

♦ Österreich, Lettland, Estland, Ungarn, Polen, Tschechien, Bulgarien, die Slowakei, die USA, die Dominikanische Republik, Australien, Israel und vielleicht auch Italien und … lehnen den UN-Migrationspakt ab und – nach den Worten unseres Linksaußenministers Heiko Maas – „gießen damit Wasser auf die Mühlen“ von Sie-wissen-schon-wem. Klingt allerdings eher so, als klappert wieder Heikos Mühle am ewig rauschenden Bach …


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