Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 44 – Merkel & der Nebelteppich der Untätigkeit

Wir berichten von Angela Merkels neuem Mantra („Omm...“), einem Dortmunder Treppensturz und Deutschlands neuem Lieblingsasylbewerber Ibrahim. Alles Miri, oder was?

Mike Mohring ist das seltene Schicksal beschieden, als Spitzenkandidat nach einer Wahl deutlich bekannter zu sein als vor der Wahl, und das nicht einmal deswegen, weil er für die CDU in Thüringen 12% Verluste einfuhr, sondern für die falsche Verwendung von Politikerplattitüden. Er müsse „Verantwortung übernehmen“ und für „stabile Verhältnisse“ Sorge tragen, kalauerte Mohring mit ernstem Gesicht, was ihm aber nichts nutzte, denn eine Mehrheit seiner Partei wollte auf solche „stabilen Verhältnisse“ als Blockpartei unter Führung der SED (jetzt Linke) dann doch lieber verzichten.

♦ Damit endeten die 15 Minuten Weltruhm des Mike Mohring auch schon wieder, selbst das Etikett des größten Verlierers will man ihm streitig machen. „Man“ heißt in diesem Falle Friedrich Merz, Oppositionsführer der CDU. Der hatte sofort messerscharf analysiert, dass selbst Pechmarie Annegret bei dem Wahlergebnis „kaum eine negative Rolle“ gespielt habe. Es seien vielmehr der „Nebelteppich der Untätigkeit“, der über dem Land liege, und „die mangelnde Führung durch die Kanzlerin“ für das Desaster verantwortlich, überhaupt sei das gesamte Erscheinungsbild der Bundesregierung „einfach grottenschlecht“. Stimmt ja gar nicht, riefen empört Jens Spahn, Armin Laschet, Schäuble-Schwiegersohn Strobl, Norbert Röttgen und Günther Oettinger. ‘Doch, irgendwie schon‘ fanden hingegen Tilman Kuban, Carsten Linnemann, Christian von Stetten und Roland Koch.

♦ In weiser Voraussicht (und Erwartung des Wahlergebnisses) hatte sich Dr. Angela Merkel die Termine so legen lassen, dass sie möglichst weit weg sein konnte, wenn das Theater losgeht. Und so meldete sie sich nur kurz, gelassen, geradezu tiefenentspannt, aus Indien: „Wir leben in Demokratien, da muss ich auch mit Kritik umgehen.“ (Wie sie das wieder mit dem Plural „Demokratien“ gemeint hat, in denen sie lebt, muss andernorts geklärt werden.) Jedenfalls prallten alle Angriffe an ihr ab, seit sie nun mit Indien eine „Zusammenarbeit bei Ayurveda, Yoga und Meditation“ vereinbart und von Premier Narendra Damodardas Modi ein ganz persönliches Mantra („Ommm“) erhalten hat. 

♦ Natürlich versuchte Merkel noch, den einen oder anderen Deal einzufädeln. So „gebe es Möglichkeiten bei der Modernisierung der indischen Infrastruktur, insbesondere etwa bei dem Ausbau der Hochgeschwindigkeitszugverbindungen” zu helfen. Vielleicht aber weiß der Inder längst, dass die deutsche Transrapid-Technik mittlerweile von den Chinesen betrieben wird, und wie es um die deutsche Infrastruktur bestellt ist – jedenfalls interessierte er sich vor allem für deutsche Entwicklungshilfe beim Fußball. 

♦ Da waren sie alle baff, als Clan-Gangsterboss Ibrahim Miri (derzeit angeblich ungekündigt im Eisenbahnschienenbereich tätig) wieder in Bremen auftauchte und Asyl beantragte. Das wussten unsere Politiker ja gar nicht, dass jeder einreisen kann – mit oder ohne Pass, mit oder ohne Asylgrund, mit oder ohne ellenlangem Vorstrafenregister, mit oder ohne Einreiseverbot –, um sich lebenslang in die soziale Hängematte (plus unversteuerten Nebenverdienst) zu legen. Nun blättern der Horsti (unser aller Innenminister), Genosse Mäurer (Bremens Innensenator) und die anderen Experten durch das Kleingedruckte ihrer Asylgesetzgebung, um den Miri wieder loszuwerden.

Vergeblich, denn Miris Anwalt – nebenbei als „Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Migrationsrecht im Bremischen Anwaltsverein“ mit dem staatlichen Asyl-Irrsinn („Ohne jeden Zweifel für den Angeklagten“) bestens vertraut – hat bereits alle notwendigen Schauergeschichten zusammengetragen, die sein Honorar rechtfertigen. Herr Miri fliehe vor schiitischen Milizen, außerdem „wolle er mit seiner kranken und von ihm gepflegten Mutter von Bremen zur Lebensgefährtin und dem gemeinsamen Sohn in ein anderes Bundesland umziehen“. Schnüff. Seufz. Jammer. Stattgegeben.

♦ Die arme Polizei. Schließlich wissen die Beamten sehr gut, dass der Miri „nur im EU-Ausland in einen Flixbus steigen muss, und schon ist er wieder da“. Aber als der Polizeigewerkschaftschef von der Politik forderte, „Konsequenzen aus dem Fall Miri zu ziehen“, da konnten die Polizisten (und die über 2.000 Gangster vom Miri-Clan allein in Bremen) dann doch noch mal herzlich lachen. Politiker, die Konsequenzen ziehen? Herrlich.

♦ Bei unserer Juxtiz dürfte allerdings auch dem hartgesottensten Polizeibeamten der Humor langsam vergehen. Der abgelehnte Asylbewerber Mohamed Youssef T. (angeblich 22, angeblich aus Libyen) muss trotz „Sachbeschädigung und Beleidigung in zwei Fällen, Hausfriedensbruch in fünf Fällen, vorsätzlicher Körperverletzung, gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung sowie versuchter gefährlicher Körperverletzung in Tateinheit mit gemeinschädlicher Sachbeschädigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte“ und üppigem Vorstrafenregister wieder mal nicht in den Knast. Amtsrichterin Jana Ritschel aus Bautzen brachte es einfach nicht übers Herz, den als King Abode (König Aufenthalt) bekannten Gewohnheitsganoven einzusperren. Warum? Eine günstige Sozialprognose (die übrigens Clangangster Miri auch bescheinigt bekam)? Weiß er, wo ihr Haus wohnt?

Einer geht noch: Ali Bashar, abgelehnter Asylbewerber aus dem Irak, und wegen der Ermordung der 14-jährigen Susanna aus Wiesbaden zu lebenslanger Haft verurteilt, bekam nun für die Vergewaltigung einer 11-Jährigen noch 7 Jahre und 6 Monate obendrauf. Hm. Lebenslänglich plus 7 Jahre – was macht das nach deutscher Juxtizmathematik bei sogenannten Flüchtlingen? Frei in fünf Jahren?

♦ Die einen fanden 119 Plagiatsstellen, für die Frau Dr. Franziska Giffey, SPD, letztendlich aber nur eine Rüge erhielt. Ihre Visitenkarten mit Doktortitel darf sie nach achtmonatiger Beratung der Prüfkommission trotzdem behalten. Giffeys Promotion sei „das Papier nicht wert, auf dem die Urkunde gedruckt ist“, schäumt hingegen der Aachener Anglistik-Professor Sven-Knut Strasen und stellt die rhetorische Frage: „Wo sind die Proteste von Promovierten der FU Berlin im Fall Giffey?“ Wie? Sollen etwa die Genossen Doctores, die am selben Institut promoviert wurden, protestieren und Staub aufwirbeln? So doof sind nicht mal die.

♦ Von unserer Bundesregierung fiel neben Gedönsministerin Giffey nur noch Peter Altmaier aus dem üblichen Rahmen. Wir wollen den Zwischenfall mit den wie immer wohl gesetzten Worten Heikos, des Äußersten, wiedergeben:

„Dein Sturz hat uns einen Schrecken eingejagt. Tiefer sind aber diejenigen gefallen, die jetzt nur erbärmliche Kommentare übrig haben. Du weißt: Es kommt nicht aufs Hinfallen an, sondern dass man wieder aufsteht.“

Durch den Dortmunder Treppensturz wurde übrigens eine geniale Idee vom Peter etwas in den Schatten gerückt, ein „offenes digitales Ökosystem“, mit dem wir von den Tech-Giganten Amazon und Microsoft aus den USA unabhängig werden „könnten“. Digitales Ökosystem? Ist der Peter sicher, dass er die „Cloud“ nicht mit Klima durcheinanderbringt?

♦ Weil die Regierung in Chile Wichtigeres zu tun hat, wurde die UN-Klimakonferenz kurzerhand abgesagt. Die etwa 50.000 Aktivisten aus Verbänden, Medien und Politik hatten nun die Wahl: Bonn, wo der Hund vergleichsweise begraben ist, oder Madrid, wo man auch mal vor die Tür gehen kann. Also Madrid. Einzig offene Frage: Wie kommt Greta von Schölefrö rechtzeitig von Amerika nach Spanien? Kann Carola Rackete auch segeln?

♦ Merkels neuer Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang (der Vorgänger Maaßen wurde wegen Widerworten abgesetzt) hat ein funkelnagelneues Denunziationstelefon eingeweiht. Unter der Telefonnummer +49 (0)221 / 792 – 3344 können Sie nun „rund um die Uhr“ total vertraulich anrufen, wenn Sie, „Hinweise zu Rechtsextremismus, Rechtsterrorismus…“ haben. Zum Beispiel, wenn Ihre Exfrau, das Luder, plötzlich blonde Zöpfe trägt (Nazi?), oder Ihr Nachbar, der Angeber, bei Aldi Hamsterkäufe (Reichsbürgerverdacht!) tätigt. Schämen Sie sich nicht! Rache muss man halt genießen …

♦ Wir bleiben beim Klatsch & Tratsch. Thomas Gottschalk schenkt seiner Noch-Ehefrau eine Villa in Malibu, schreiben Journos, die es wissen müssen. Wir denken uns im Gedenken an den Scheidungsprozess von Boris Becker in Miami: Na, das wird der Tommy wohl müssen …


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