Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 40 – Merkels erstaunliches Geständnis

Wer führte die DDR ins Elend? Merkel meint, die Partei war‘s nicht. Laschet macht den Sebastian Kurz und auch außerhalb Berlins wurde ein drittes Geschlecht entdeckt.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, der wie nur wenige die Kunst beherrscht, mit konzentriertem Blick, die Hand am Kinn, Aufmerksamkeit vorzutäuschen, sagte hinterher keinen Mucks. Der stets fröhliche Verfassungsrichter Voßkuhle war mit seinen Gedanken sicherlich ganz woanders, und Frank-Walter, unser Genosse Präsident, sinnierte in der Nikolai Kirche in Kiel vielleicht bekümmert darüber, ob Merkel ihm beim späteren Schaulaufen auch wieder die Show stehlen würde. Bundesratspräsident Daniel Günther war viel zu aufgeregt, um den Worten der Kanzlerin zu lauschen – so viel Lametta war selten in Kiel.

Die Jubelpresse bemühte sich tags darauf – wie stets – aus kryptischen Kanzler-Sätzen Schlagzeilen wie „Merkel fordert Bekenntnis zur Eigenverantwortung“ zu destillieren. Und verbreitete ganze Passagen von Merkels Rede, ohne deren Brisanz auch nur ansatzweise zu kapieren. Denn angelegentlich des Tages der Deutschen Einheit entfiel der Rednerin ein erstaunliches Geständnis.

Man solle bloß nicht, wie zu DDR-Zeiten, „die Ursache für Schwierigkeiten und Widrigkeiten vor allem und zuerst beim Staat und den sogenannten Eliten“ suchen, mahnte Dr. Angela Merkel, die es wissen muss, denn sie ist ja dabei gewesen. Ein solches Denken sei aber wieder mal zu beobachten, diesmal in ganz Deutschland. „Setzte sich ein solches Denken durch, führte das ins Elend.“

Das heißt auf Deutsch: Weder heute noch in der DDR waren die Eliten von Staat und Partei die Ursache für Schwierigkeiten und Widrigkeiten! Ja, wer denn dann? Wer hat denn sonst ein ganzes Land ins Elend geführt? Der Klassenfeind?

♦ Vielleicht war der Freibrief für die politischen Eliten in DDR wie BRD auch gleichzeitig prophylaktisch gemeint. Denn schon brechen an den Standorten der Automobilindustrie, nach jahrelanger politischer Drangsalierung, die Gewerbesteuern weg.

♦ Den Grünen geht die Gängelung von Industrie und Verbrauchern noch nicht weit genug. So wollen sie vor dem Jahreswechsel Tempo 130 auf Autobahnen durch den Bundestag bringen. Wer braucht dann noch Daimler, Porsche oder BMW?

♦ VW hat wieder mal die Zeichen der Zeit erkannt und will in Zukunft Autos im türkischen Izmir bauen. Nichts Schnelles, mehr so was wie einen VW-Übelwagen für alle.

♦ Gänzlich unbeeindruckt von stürmischen Zeiten zeigt sich die unerschütterliche SPD. Der Parteichef-Kandidaten-Zirkus zieht von Stadt zu Stadt, und überall warten schon die Jusos mit Fragezetteln, die Kevin Kühnert vorher verteilen ließ, um die in der Manege zu Höchstleistungen zu treiben. Weil es dem Gesamtpublikum nun aber doch ein wenig fad wurde, befragte ein Umfrage-Institut schon mal vorab SPD-Mitglieder, welches von den 7 Paaren sich denn nun Hoffnungen machen kann. Leider zeigt sich, dass die SPD-Basis hauptsächlich hinter dem Mond zu Hause ist, denn Ralf Rotzig, der König der Twitterer, kam gerade mal auf 6%. Noch schlechter schnitt Karl „die Fliege“ Lauterbach ab, obwohl er den Genossen ein genauso langes Leben wie den Reichen versprochen hatte. Nein, the winner is: Olaf (plus Begl.) – den kennen die Genossen in den Ortsvereinen aus dem Fernsehen.

♦ Weil es einige Irritationen gab, wollen wir gerne aufklären: Wahr ist, dass TV-Blödler Jan Böhmermann nun vollwertiges SPD-Mitglied ist und auf dem kommenden Parteitag ebenfalls noch als SPD-Chef kandidieren will. Falsch ist, dass die SPD dann mit der von Redakteuren der Satirezeitung „Titanic“ gegründeten Spaßtruppe „Die Partei“ fusionieren will. Das müsste dann das neue Parteicheffchen entscheiden…

♦ Nach dem Wahlerfolg von Sebastian Kurz in Österreich rätseln nun unsere Unionisten, was sie daraus lernen können. Der Vorschlag, Annegret Kramp-Karrenbauer zum selben Friseur wie Kurz zu schicken, wurde fallen gelassen. Wie übrigens die Annegret gleich mit. Auch Regierungsnachrichtensprecher Claus Kleber war keine Hilfe mit seiner Analyse, das Einhalten von Wahlversprechen prinzipiell zu verwerfen. Einer Lösung am nächsten kommt da schon Armin Laschet, durch göttliche Fügung und ohne eigenes Zutun Ministerpräsident vom Homeland NRW. „Ich glaube, das brauchen wir: klare Ideen, kurze Sätze und prägnante Botschaften.” Außerdem erwägt er, im Homeland doppelt Wahlkampf zu machen, wenn es soweit ist. Einmal als „Wir für Armin“ und für die vielen Neuen im Homeland als „Al Aschet“. Das reicht.

♦ Namenswitze sind generell fragwürdig, auch wenn einer Scheuer heißt und dann noch eine total bescheuerte Politik macht. 900 Millionen Euro für den Radverkehr? Ist ja ok, wenn er die Grünen veräppeln will, aber doch nicht mit unserem Steuergeld!

♦ Andys Parteifreund Horst, derzeit als Innenminister tätig, begab sich mit zwei Flugzeugen auf Klimareise in die Türkei und nach Griechenland. Eine Klima-Erwärmung konnte Horst allerdings nicht feststellen. Der Türke erklärte unterkühlt, er erwarte Bakschisch in Milliardenhöhe, sonst würde er mit Millionen „Syrer-Flüchtlingen“ Merkel einen heißen Winter bescheren. Wenigstens der Grieche lud Horst in eine Taverne zum Ouzo ein, aber alte Rechnungen gab er ihm dennoch mit.

♦ Ist es ein Wunder, dass ausgerechnet in Kalifornien, wo einst die Genderwissenschaften erfunden wurden, nun der erste wissenschaftliche Beweis erbracht wurde, dass es auch außerhalb von deutschen Personalausweisen tatsächlich ein drittes Geschlecht gibt? Allerdings fanden die Forscher sonderbare Würmer (m/w/d) nicht in Berlin, sondern in einem giftigen Tümpel, dreimal salziger als der Ozean, und mit einer deutlichen Menge an Arsen.

♦ Das wäre ja auch gelacht, wenn unseren talentierten Medienschaffenden nicht die schönsten Formulierungen für kommende Entlassungswellen einfallen würden! So heißt es bei Springer, „Bild“ und „BamS“ „rücken zusammen“. Der Verlag Condé Nast (z.B. „Vogue“) bezeichnet sein Entlassungsprogramm noch schöner als „Beautiful Growth“. Beautiful Times.

♦ 266.000 tatverdächtige Asylbewerber hat die Bundesregierung im Jahr 2018 gezählt. Das wären 1.000 pro Tag (außer Samstag und Sonntag). Und was lernen „wir“ daraus? Nun, die Bundesregierung jedenfalls nichts.

♦ Pippi Langstrumpf soll neu verfilmt werden. Hauptrolle? Nein, nicht wirklich, oder? Greta bringt doch bestimmt erst mal ihren Segelfilm ins Kino …

♦ Entschuldigung! Aber wenn selbst die Pharisäer Bedford-Strohm und Kardinal Marx verschämt ihre Kreuze in Jerusalem verstecken, um Mohameds nicht unnötig aufzuregen, dann werden doch auch die Fans von Borussia Mönchengladbach zum Auslandsspiel bei Erdolf, dem Tiefgläubigen, ihre Fahnen mit dem Heiligen Vitus zu Hause lassen können.


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