Jede Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft (vulgo „Müllmann“) weiß um die umweltfreundlichste Entsorgungsmethode: das Recycling. Das, so lernt er in der Ausbildungsphase, schenkt Weggeworfenem „ein zweites Leben“. Wer erinnert sich nicht an manchen Kaffeekocher, der auf Plakaten freudig kundtat: „Ich war eine Dose!“
Oder an Politiker wie Bangemann, Oettinger oder Schulz, denen in Brüssel ein zweites Leben geschenkt wurde. Es ist dem „SPD-Kanalarbeiter“ Johannes Kahrs zu verdanken, dass man sich auch über eine zweckmäßige Folge-Verwendung von Angela Merkel Gedanken macht. So wollte Kahrs „Merkel entsorgen“. Wobei er offen ließ, wohin. AfD-Chef Alexander Gauland war bei seiner Empfehlung für SPD-Vize Aydan Özoguz konkreter. Für deren Folgeverwendung hatte er Anatolien vorgeschlagen.
Nun kann kaum ein Zweifel daran bestehen, dass eine Integrationsbeauftragte, die „eine deutsche Kultur, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar“ findet, dringend einer anderen Tätigkeit zugeführt werden muss. Einfach gesagt: Die muss da weg. Aber ist „entsorgen“ die passende Formulierung? Sprachforscher konnten belegen, dass der Begriff, auch wenn von Gauland verwendet, nicht „Nazi“ ist.
♦ Wo Streit ist, ist auch der Jurist nicht fern. Ausgerechnet Justitias schwerstes Geschütz, der durch Zeit-Kolumne und Talkshow-Auftritt auffällig gewordene Thomas G.O. Fischer, fühlt sich berufen, dieses schwierige Sprachproblem zu lösen. Und verklagt Gauland wegen „Volksverhetzung“ (auch so ein deutsches Wort, das wir Juristen verdanken).
♦ Wer sich jetzt sorgt, die Justiz habe doch eigentlich Wichtigeres zu tun – nein, nein! Gerade erst wurden alle 1.000 Strafanzeigen gegen Merkel „wegen Hochverrats“ als haltlos abgeschmettert. Man hat also Zeit.
♦ Kurz vor der Wahl bemühen sich die Medien eifrig, Orientierungshilfe zu geben. Bei SAT.1 erklärte eine Krankenschwester offen und ohne Scheu, sie würde Die Linke wählen. Genauso offen und ohne Scheu erklärte SAT.1 später, dass man nicht gewusst habe, dass die Krankenschwester Mitglied der Links-Partei ist.
♦ Der letzte Sozi, der Wahlkampf kann, ist wohl Gerd Schröder. Der hellte die Stimmung seiner Genossen bei einer Veranstaltung in Rotenburg an der Wümme mit folgenden Themen auf: Putin, Trump, Gazprom und die große, weite Welt. „Nur um eines geht es nicht richtig“, wunderte sich Bild, „um Martin Schulz, den Genossen, der Kanzler werden will“. Sigmar Gabriel fand anderswo wenigstens diesen Satz der Anerkennung für den Kandidaten: „Ich bewundere ihn dafür, mit welcher Gradlinigkeit er seine Furche zieht.“ Das lässt automatisch an die Komparation von Franz Josef selig denken: Feind, Todfeind, Parteifreund.
♦ Fachkräfte-Mangel bei der CSU? Der amtsmüde Horst von Bayern will seinen Ziehsohn Guttenberg ums Verrecken als Nachfolger installieren. Aber da hilft ein falscher Doktor auch nicht weiter.
♦ Und was macht Angela Merkel so? Die ließ wissen, sie „würde gerne einmal eine Talkshow moderieren“. Ihr Wunsch war den TV-Anstalten natürlich sofort Befehl! Deshalb darf sie das auch gleich heute Abend machen. Titel der Sendung: Wahl-Duell.
♦ Wir unterbrechen an dieser Stelle für einen wichtigen Fahndungsaufruf des Dresdner Staatsschutzes. Gesucht wird die sogenannte „Bananen-Bande“. Die Mitglieder sind bewaffnet. Mit einer Deutschlandfahne, auf der eine Banane prangt.
♦ Nun zur Wirtschaft. Weil es immer schwieriger wird, das tägliche Auf und Ab an Börsen zu verstehen, helfen Wirtschaftsjournalisten mit gewagten Interpretationen. So meldete ein solcher bei Focus: „Nordkorea versetzt Börsianer in Panik, Aktie von ProSiebenSat.1 Media stürzt ins Bodenlose.“ Da wäre man alleine nie drauf gekommen, dass Kims Rakete ausgerechnet bei unserem Qualitätsfernsehen einschlägt!
♦ Melania Trumps reiste auf „High-Heels ins texanische Katastrophengebiet“. Aber die Trumps sind im Unterschied zu unseren Zelebritäten blitzschnell lernfähig, wie der Wechsel zu schicken Turnschuhen zeigt.
♦ Papst Franziskus verunsichert selbst Katholiken mit seinen Äußerungen. Nun verwirrt er mit dem Geständnis, „im Alter von 42 Jahren sechs Monate lang regelmäßig eine Psychoanalytikerin konsultiert“ zu haben, „um einige Dinge zu klären“. War das bekannt vor seiner Unfehlbarkeitserklärung?
♦ Ein Forschungsinstitut bekommt umso mehr Forschungsgelder, desto parteigefälliger es forscht. Wer behauptet, unterschiedliche Bezahlung etwa von Mann und Frau beweisen zu können, darf auf die Unterstützung durch Gerechtigkeitspartei und Gewerkschaften hoffen. Das weiß natürlich auch der „Claquer der SPD“ (FAZ) und Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Marcel Fratzscher. Sein neuester Klopper: Schwule verdienen weniger Geld als Heteros. Wie hat er das herausgefunden? Hat er schwule Friseure mit heterosexuellen Vorstandsvorsitzenden verglichen? Oder hat Wikipedia recht, wo behauptet wird, Fratzscher würde „technisch krude und vorschnelle Studien veröffentlichen, die genaueren Untersuchungen nicht standhalten“?
♦ Noch nicht in Ihrer Qualitätspresse: „Erdogan hat die Schleusen geöffnet“, so eine Zeitung aus Wien. Bei uns wird über das Thema wohl erst nach der Wahl berichtet …
♦ „Obacht! Bitte verwechseln Sie nicht das „TV-Duell“ mit „Zwei sind nicht zu bremsen“! Und nein, Ihr TV-Gerät ist nicht defekt, nur weil Sie bei ARD, ZDF, RTL und SAT.1 dasselbe Bild haben!