In Söders Regierungszelt (Staatskanzlei) is a Gaudi wia am Oktoberfest, inklusive zünftiger Rauferei, nur ohne Musi. Dafür fliegen die Beschimpfungen wie die Maßkrüge hin und her: „Schamane!“, „Diktator!“, „Querdenker!“, „Depp!“, „Okkultist!“, „Freiheitsbeschneider!“ Wie der Streit angefangen hat? Ja mei. Der Aiwanger Hubert von den Freien Wählern vertritt die Ansicht, er sei nur „einer von ungefähr 30 Prozent und es ist ja völlig egal beim Corona-Management insgesamt, ob jetzt einer mehr oder weniger geimpft ist“. Will sagen: er nicht.
♦ Nun ist der Aiwanger aber zugleich Bayerns stellvertretender Ministerpräsident und Wirtschaftsminister, und dort hat Söderus Maximus Augustus das Dekret erlassen, dass ein jeder sich impfen lassen müsse, und schon haben wir den Salat. Söderus Maximus drohte unverhohlen ausgerechnet im Spiegel, der Hubert „wandelt auf einem schmalen Grat“, und von überall kommen ihm seine dreifach Geimpften (2 x vom Arzt, 1 x vom Söder) wie auf Kommando zu Hilfe. Seine Adjutanten (Dobrindt und Co.), seine Leopoldina, sogar seine Opposition fordert den Rauswurf des Rebellen von Ergoldsbach.
♦ Einfach weil es so schön ist, und sich ja sonst keiner mit Regierungsamt traut, hier ein paar von Aiwangers ketzerischen Ansagen:
„Der eine kriegt eine Allergie, wenn er fünf Nüsse ist, und dem anderen tun 50 Nüsse nichts. Jetzt kann ich nicht sagen, jeder muss zehn Nüsse essen, dann ist das gut. Für den einen ist es zu wenig, und der andere kriegt eine fette Allergie davon.“
(Klüger als alles, was Annalena je irgendwo abgeschrieben hat)
„… wie wurde uns AstraZeneca ans Bein gebunden, nach dem Motto, wer daran kritisiert, der … ist ein Impfkritiker, und plötzlich musste man die Empfehlung zurückziehen und heute ist dieser Impfstoff ein Ladenhüter.“
♦ Testpflicht, Impfpflicht, Hauptsache Gehorsam! In der Bundesregierung weiß man längst, dass man nichts weiß über die Wirkung all der teuren Maßnahmen und Verbote. Siehe die Regierungsantwort auf eine FDP-Anfrage:
Aufgrund des „kontextspezifischen“ Zusammenspiels einer „sehr großen Anzahl an Variablen“ sei es NICHT möglich, „die Auswirkung einzelner Maßnahmen auf einen Indikator (z.B. Inzidenz) belastbar und generalisierbar zu quantifizieren und zwischen Ländern zu vergleichen“.
Capice?
♦ Ach, wie anders ist Engeland, wo Boris Johnson am 19. Juli trotz einer 7-Tage-Inzidenz von 466 den „Freedom Day“ (so was gibt’s nicht auf deutsch) ausrief und alle Corona-Maßnahmen kippte. Seither ist wieder Stimmung in Albion. Nun rätseln unsere Forscher (Jens, Horst, Karl), warum die Inzidenz trotzdem zurückging in Engeland. Dabei ist die Lösung so einfach, dass selbst Dr. Drosten das Rätsel knacken können müsste: Die Briten testen einfach weniger, und wer nicht testet, kann auch nicht finden.
♦ Warum erst 11 Jahre später auffiel, dass Armin Laschet allerlei unreflektierten Unsinn geschrieben hat, der zum Teil nicht mal auf seinem eigenen Mist gewachsen ist? Weil den Kokolores („Die Aufsteigerrepublik. Zuwanderung als Chance“) niemand gelesen hat.
♦ Ja, Annalena Baerbock hat „Neger“ gesagt, aber doch nur als abschreckendes Beispiel, außerdem hat sie sich sofort entschuldigt. Was ist passiert? Es war einmal (2020) eine Grundschullehrerin aus dem „Kieler Umland“, die ein Arbeitsblatt verteilte, auf dem Zeichnungen und Wörter zu sehen waren, die mit dem Buchstaben „N“ beginnen, laut Focus „ein Nilpferd, ein Nagel, eine Nase, ein Nest – und ein schwarzer Mensch im Baströckchen. Der sollte wohl für ‘Neger‘ stehen“. Öffentliche Entschuldigung, tiefe Zerknirschung, kommt nie wieder vor. Das Problem liegt woanders.
Annalena machte diese kleine Anekdote in einer Talkshow zu einem „ganz persönlichen Vorfall“, verlegte ihn quasi von Kiel nach Potsdam, möglicherweise von 2020 in ihre Jugend, und integrierte ihn in ihre eigene Pinocchio-Lebensgeschichte, die sie ja auch in anderen Fällen, sagen wir mal, ähnlich bereicherte. Für uns als Wikipedia-Psychologe scheint bei Annalena längst die Diagnose Pseudologia phantastica angebracht.
♦ In Baden-Württemberg, wo die Grünen herrschen, schleichen sie jetzt schon über die Friedhöfe auf der Suche nach Hitleristen. Im Städtchen Weil im Schönbuch wurden sie fündig. Eine lebensgroße Holzstatue (Mann im Sportdress) auf dem Grab eines Verstorbenen weise eine „Ähnlichkeit mit Adolf Hitler auf“, zudem trägt der Holzkicker die Trikotnummer „88“. Nun muss der Sohn des Verstorbenen dem Staatsschutz beweisen, dass sein verstorbener Vater 30 Jahre Kassenwart des örtlichen Fußballvereins war und zeitlebens in einem Haus mit der Nummer 88 wohnte. Sonst droht Schaf-Gericht.
♦ Ooooh. Kommt jetzt die Grüne Jeanne Dillschneider nicht in den Bundestag? Bloß weil die Liste der saarländischen Grünen zur Bundestagswahl nicht zugelassen wurde? Da lässt sich doch bestimmt noch was machen, ist ja nicht die AfD … (zwinker, zwinker)
♦ Ohne die Deutschen käme in Tokio gar keine Stimmung auf, und damit ist nicht mal der Sport gemeint (Go, Zverev, go!). Unsere Turnerin Elisabeth befreite die Damenwelt bei der Leibesertüchtigung vom Zwang, diskriminierende Garderobe tragen zu müssen, damit fürderhin „keine falschen Gedanken bei denen aufkommen, die sich falsche Gedanken machen wollen“. Dafür moralisches Gold.
Ein gewisser Moster zeigte hingegen, dass der hässliche Deutsche immer noch in uns steckt, trotz Integrationsministerien und Gleichschaltungsbeauftragten in jeder Gemeinde, als er den deutschen Fahrer Arndt, der gegen einen Fahrer aus Algerien und einen aus Eritrea kämpfte, mit den Worten „Hol die Kameltreiber! Hol die Kameltreiber!“ antrieb.
Unsere Fußballer konnten wenigstens einen Teil dieser Schmach ausgleichen, indem sie in der Vorrunde ausgeschieden sind gegen die Elfenbeinküste.
♦ Dass der deutsche Judo-Bundestrainer Claudiu Pusa der Judoka Martyna Trajdos (Gewichtsklasse bis 63 Kilogramm) links und rechts eine Backpfeife versetzte (aufgeregte Journos berichten, das Klatschen sei in der ganzen Halle zu hören gewesen), fällt nicht unter Sexismus! Jedenfalls nicht unter den modernen. Das hätte noch gefehlt!
Denn Martyna wollte es nicht anders. Es gehöre vielmehr zu dem „Ritual, das ich vor dem Wettkampf gewählt habe! Mein Trainer tut nur das, was ich von ihm möchte, um mich anzufeuern!“, so die Hamburgerin.
Im Grunde machte der Judo-Trainer mit seinem Schützling Martyna dasselbe, was Söder und Merkel beim Impfen mit ihren Schutzbefohlenen tun. Eine Backpfeife nach der anderen, weil es der guten Sache (Inzidenz!) dient. Und wie Martyna bedanken sich viele der Geohrfeigten noch dafür.
♦ Jetzt rätseln sie beim Staatsfunk: Was könnte Jan Hofer damit gemeint haben, als er über sein neues Team bei RTL den Wunsch äußerte, dass dieses „hoffentlich effektiver und ohne Schere im Kopf“ arbeite als das Team Tagesschau? Welche Schere? Welcher Kopf?
♦ Wo wir doch in interaktiven Zeiten leben, verlosen wir ein Exemplar der „Blackbox 2020“, wenn Sie folgende Frage richtig beantworten können: Welcher Schwefelbruder hat zum Thema Migration gesagt: „Vieles, was es hier an Brutalität gibt, hat es in der Vergangenheit so nicht gegeben“? Der Rechtsweg und Leser aus Österreich sind ausgeschlossen (nur Selbstabholer).
♦ Apropos Rechtsweg. Das Berliner Verwaltungsgericht hat einen Eilantrag gegen das Verbot einer Demonstration von Gegnern der Corona-Politik zurückgewiesen. „Wegen der möglichen Gesundheitsgefahren“ (hust, hust). Außerdem kam den Richtern das Motto „Friede, Freiheit, Wahrheit“ wohl verdächtig vor.
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