Bestens gelaunt betrat Angela Dorothea Merkel die Bühne des Sommertheaters und spielte Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ in ihrer Interpretation „Man gewöhnt sich an alles.“ Die Rolle der Kastraten Koby und Loby als ihre marionettenhaften Begleiter übernahmen die Damen und Herren der Bundespressekonferenz (BPK).
Die BPK ist das, was die Engländer einen Club nennen, ein Verein, in dem nur Mitglied wird, wer hauptberuflich aus dem politischen Berlin berichtet – es sich also mit den Mächtigen besser nicht verscherzen will – oder wer sonst noch vom Vorstand zugelassen wird. Pressesprecher der Parteien etwa. Für die Kanzlerin erwartungsgemäß das, was beim Fußball Heimspiel heißt.
So verhöhnte sie unkritisiert und wachsweich befragt Millionen, die endlich tatkräftiges Eingreifen gegen unhaltbare Zustände erwartet hatten. Neun Punkte, die das „Wir schaffen das“ finalisieren sollen, las sie vom Blatt ab, alles kalter Kaffee, der längst schon von Heißluft-Horst aus Bayern und anderen Kritikern der Raute-Politik serviert worden war.
Die Kameraden vom BPK stellten, wie es der Vereinsjargon nennt, „kritische Fragen“, die die Kanzlerin dann satzungsgemäß verschwurbelt beantwortete. Nur einer vermieste der Bagage die lockere Stimmung (Auszug: „Das Publikum lacht, Merkel schmunzelt“). Dieter Wonka von der Leipziger Volkszeitung (Sachsen, logo!) musste unbedingt knallhart nachfragen, „was denn passieren müsse, bis Merkel einem Neustart der Politik in Deutschland und Europa nicht mehr im Wege stehe“. Gilt Paragraph 130 nur für ausländische Potentaten? Was meinen Sie, Heiko?
Wir wollen uns hier nicht weiter mit Merkels 9 Punkten beschäftigen. Bestimmt erklärt ein Fachmann zu gegebener Zeit, was sie mit einer „Behörde für Entschlüsselungstechnik von Internetkommunikation“ meinen könnte. Ist das noch DDR 1.0-Sprech? Oder schon DDR 2.0?
♦ Bleibt nur die Frage, warum Angela Merkel ihren Urlaub in der Uckermark überhaupt unterbrochen hat. Wegen ein paar bedauerlicher Einzelfälle, die die Kriminalstatistik ein bisschen versauen? Was hat das mit der Kanzlerin zu tun? Sie ist doch schließlich kein Polizeihund!
Die bedauerlichen Einzelfälle: In München erschoss ein Mann 9 Menschen, in Ansbach sprengte sich ein anderer Mann in die Luft, und in Reutlingen massakrierte ein noch anderer Mann eine Frau und verletzte zahlreiche weitere mit einem Dönermesser.
♦ Die Medien mühten sich eilig einer über-hysterischen Öffentlichkeit klar zu machen, dass die Wahrscheinlichkeit, am Schnitzel zu ersticken, deutlich höher sei, als einem solchen „Zwischenfall“ zum Opfer zu fallen. Wir hätten halt derzeit mit auffällig vielen psychisch Kranken zu tun. Woraufhin ein Fachverband bei spiegel online davor warnte, nun nicht die Depressiven zu stigmatisieren.
♦ Kriminalistische Laien mögen wiederholt darauf hingewiesen haben, dass alle Täter ein und demselben religiösen Irrglauben anhingen, demzufolge Ungläubige nichts als den Tod verdient hätten. Aber so einfach lassen sich unsere Sternendeuter nicht verunsichern: Der Selbstmord-Attentäter sei ein von Abschiebung bedrohter Traumatisierter, beim Dönermessermann handele es sich nur um eine Beziehungstat.
Die Morde von München müssen hingegen zu den rechtsradikalen Anschlägen gerechnet werden, wenn es etwa nach Julia Schramm geht. Die hat nach vielen Irrwegen von der FDP zur Piratenpartei schließlich bei „Die Linke“ eine Heimat gefunden. Und twitterte:
„Was muss eigentlich passieren, damit rechtsmotivierte Morde nicht mehr als ‚Drama’, als ‚Amok’, als ‚Einzeltäter’ verharmlost werden?“
Selbst für eine ehemalige Hilfskraft beim „Haus der Geschichte“ vielleicht etwas weit hergeholt. Nur weil Ali am selben Tag Geburtstag feierte wie Adi, macht ihn das noch lange nicht zum braunen Mörder. Reichs-Alis sind bisher historisch nicht nachgewiesen.
♦ Die meisten politischen Reaktionen auf die Terror-Serie – Kollateralschäden der Migration in Schwimmbädern, weitere Mordversuche, eine Zugattacke zwischen Hamburg und Bremen, oder die Vergewaltigung einer 79jährigen auf einem Friedhof lassen wir mal beiseite – entstammen dem großen Floskelbuch für beruflich Sprachlose und sind des Kommentars nicht wert. Kleine Ausrutscher von der Parteilinie, wie der von Jens Spahn (CDU), der „in diesem Land keiner Burka begegnen“ will, werden wohl Folklore bleiben.
♦ Für Sahra Wagenknecht zeigten die Ereignisse, „dass die Aufnahme und Integration einer großen Zahl von Flüchtlingen und Zuwanderern mit erheblichen Problemen verbunden“ sei. Nun müsse „der Staat alles dafür tun, dass sich die Menschen in unserem Land wieder sicher fühlen können.“ Der Bautzen-Flügel der SED-Nachfolge-Organisation nickte stumm, der linksbizarre Flügel schrie empört: Dann geh doch nach drüben! Mit drüben war die AfD gemeint.
♦ Währenddessen nimmt der Aufschwung dank Migration langsam Fahrt auf. Die Allianz registriert eine erhöhte Nachfrage bei „Komplettpaketen rund um Terrorgefahren“, nicht nur für Einkaufszentren, selbst für „Firmenfeste und große Hochzeiten“ habe man Angebote. Auch die politisch korrekte Umschreibung der Gefahren-Richtung, aus der der Wind pfeift, haben die Manager voll drauf: „Eine Versammlung von Milchbauern auf dem Land ist anders zu bewerten als eine religiöse Veranstaltung vor dem Brandenburger Tor.“
♦ Auch für die Branche der Seelenklempner, Handaufleger und Schamanen ist Merkels Wander- und Konjunkturprogramm eine echte Bereicherung. Kaum einer der neuartigen Täter, der nicht irgendwo in Behandlung war, oder nach Mord, Mordversuch, Raub und Vergewaltigung schnell in Psychobetreuung gebracht wird. Für die (leider erfolglose) Behandlung des Mörders von Ansbach durfte ein Heilpraktiker 40 Therapiestunden in Rechnung stellen. Wenn sich jetzt ein Heilpraktiker unter den Lesern verwundert die Frage stellt: Wie kann ich denn als Heilpraktiker die Psychobetreuung von Flüchtlingen abrechnen? Nun, arbeiten Sie mit „gemeinnützigen Einrichtungen“ wie „Exilo“ zusammen. Gibt’s bestimmt auch in Ihrer Nachbarschaft.
♦ Ob einem Promi-Mädel Höschen oder Bikinioberteil verrutscht oder ein Irrer im Namen seines Herrn attackiert – immer sind auch Handy-Filmer zur Stelle. Längst machen sich die Leute ihr eigenes Bild und posten es in die Welt. Das sowas die gewünschte Einheitsmeinung gefährdet, hat längst auch das Wahrheitsministerium erkannt und warnt: Bitte nicht filmen und posten! Entnehmen Sie alle Infos den autorisierten Meinungs-Fachkräften.
Beispiel? Am Frankfurter Flughafen randalierte vor laufenden Handys einer der üblichen Verdächtigen, schlug und trat auf Polizisten ein. Ein Unbedarfter würde sofort falsche Schlüsse ziehen. Dabei war „der Angreifer ein Engländer, der sich um seine Frau sorgte. Sie hatte Kreislaufprobleme“, erklärte ein Polizeisprecher. Ein besorgter Brite tritt die Polizei zusammen – Sie sehen: da wäre man alleine gar nicht drauf gekommen.
♦ Fast untergegangen im medialen Gewitter der letzten Tage ist der geniale Vorschlag unserer Ursula von der Laien-Truppe (fliegt nicht, schießt nicht, schützt nicht), die hunderte Flüchtlinge bei der Bundeswehr in Logistik ausbilden will. Damit die später ihre Heimat wieder aufbauen können. Aber wenn die nun viel lieber den Islamischen Staat aufbauen wollen?
♦ Während wir diese Zeilen schreiben, rüsten sich viele tausend Erdogan-Anhänger zum Marsch auf Köln und anderswo, vor allem im Homeland NRW. Wir wagen die Vorhersage, dass türkische Fahnen fliegen und Fäuste wohl auch, und manch linker Traumtänzer bekommt eine kostenlose Vorführung von Vaterlandsliebe, not made in Germany. „Erdogan ist unser Präsident“ werden sie verwundert hören, wenn sie denn des Türkischen mächtig sind.
Wissen Sie, was selbst in dieser irregewordenen Welt absolut unvorstellbar ist? Dass irgendwo Exildeutsche ein Plakat hochhalten, auf dem steht: „Gauck ist unser Präsident. Und Claudia Roth unsere Bundestagsvize-Präsidentin“. Das wäre auch zu komisch!
Das mittlerweile in die dritte Pubertät gekommene, gelegentlich lustige Magazin „Titanic“ zeigt Erdogans Gemächt als schlaffe Bratwurst. Da können sie zusammen mit Böhmi und der „Heute-Show“ sicher auf den Humor-Bambi hoffen.
♦ Der „Heiko der Woche“ entfällt, die Denunzianten sind im Urlaub. Da wollten auch wir eine heitere Urlaubsgeschichte einstreuen. Aber dann fiel uns beim Friseur eine alte „Bunte“ in die Hände, die uns erschütterte: „Claudia Roth. Erdogan nahm ihr die Freunde und ihr Ferienhaus!“