Beim vorletzten Gipfeltreffen in Deutschland setzten linke deutsche Sturmabteilungen Hamburg in Brand, beim letzten Treffen in Buenos Aires kam die deutsche Kanzlerin zu spät, und in diesem Jahr schoss Angela Dorothea Merkel wieder den Vogel ab. Denn die Klima-Kanzlerin schwebte gleich mit zwei (!) Flugzeugen in Osaka ein (eins könnte ja kaputt gehen) – das ist fast so skurril, als würden Leberkäs-Semmeln beim Veganertreff verteilt. Kein Wunder, dass die Welt, ausgenommen natürlich die Merkelbegleitpresse, die Kanzlerin inzwischen für reichlich wunderlich hält.
Beim Klima einigte man sich schließlich darauf, dass man sich nicht einig ist. Außer beim politischen und wirtschaftlichen Klima, da ist man sich einig: alles schlechter geworden.
Die Diplomaten verzichteten schließlich darauf, den Merkel-Satz zur Regulierung des Digitalsektors mit ins Protokoll zu nehmen: „Wir wollen uns für einen guten Datenverkehr mit Vertrauen aussprechen.“ Er ließ sich bis zum Schluss in keine Sprache adäquat übersetzen.
♦ Donald Trump war übrigens besonders reizend zu Merkel („She is a great friend. A fantastic woman.“), hatte er doch sogar in der New York Times von Merkels wiederholten Zitteranfällen gelesen. Dabei muss er sich nicht wirklich Sorgen machen.
Denn, so die Kanzlerin: „Ich bin überzeugt, so wie diese Reaktion aufgetreten ist, so wird sie auch wieder vergehen.“ Natürlich meldeten sich auch Experten zu Wort. Die Frauenpresse nötigte Mediziner zur Ferndiagnose („Wäre sie meine Patientin … würde … zunächst ein MRT durchgeführt, das Strukturen im Hirn sichtbar macht, um bestimmte neurologische Störungen auszuschließen.“), politische Medien zitierten Hinz und Kunz, und einen gewissen Nowak, der früher mal als Genosse Hans-Dampf für diverse Kanzler tätig war. Der erklärte die Anfälle mit „fremdbestimmtem Stress“, den der freche Brexit, das egoistische Frankreich, die rechtsradikale Bundeswehr und die schusselige AKK verursacht hätten. Schließlich einigte man sich medienseits auf die These von Annalena Baerbock – „Bei der Bundeskanzlerin wird deutlich, dass dieser Klimasommer gesundheitliche Auswirkungen hat“ – obwohl die ihre Vermutung aus Bescheidenheit wieder zurückzog.
♦ Die Gunst der Stunde – alle wichtigen Leute waren in Japan – nutzte Schonklod Juncker, um noch mal eben zum Ende seiner Amtszeit den „größten Deal in der Geschichte der EU“ bekannt zu geben, ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Ländern Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay. Der größte Deal? Nun ja. Die EU exportiert in die Mercosur-Länder für 45 Milliarden Euro, in die Schweiz für über 250 Milliarden, aber Schonklod wollte ja nur, wie Donald, mal so richtig auf den Putz hauen. Die Mercosur-Länder liefern übrigens hauptsächlich Agrarprodukte, großzügig mit Pflanzenschutzmitteln und Gentechnik veredelt, zu Billigpreisen in die für heimische Bauern eh schon schwierige EU-Agrar-Planwirtschaft. Gleichzeitig dürften nun die Weide- und Anbauflächen erweitert werden, Platz für die Expansion bietet der Amazonas-Regenwald mehr als genug. Was sagen Sie? Der Regenwald ist ein wichtiger CO2-Speicher? Jaja, nun schaffen Sie erst mal Ihr Auto ab!
♦ Ach, übrigens, das mit dem Manfred, das wird nix, sagt die EU. Manfred Who?
♦ Alle reden übers Wetter, die Bahn auch. Züge stehen still, oder werden zur Sauna, aber wenigstens die Kommunikation klappt langsam: Die Bahn sei „von den Auswirkungen des Klimawandels so stark betroffen wie wohl kein anderes großes Unternehmen in Deutschland“. Da muss man doch Verständnis haben.
♦ Bei dem Wetter fliegen sogar die Schwäne hoch. Also wenigstens Gesine Schwan. Die kann sich nämlich vorstellen, gemeinsam mit Kevin Kühnert die Führung der SPD zu übernehmen.
♦ Studien zeigen, berichtet verständnisvoll die „Welt“ hinter ihrer Paywall, „unter Hitzestress reagieren die Menschen feindseliger, unsozialer, reizbarer“. Deshalb gehen die Menschen ja dann ins Schwimmbad, hätte man früher geantwortet. Heute hilft das nichts mehr:
– Im einstmals friedlichen Haltern haben sich „ein Dutzend Badegäste“ in einem Freibad eine wüste Schlägerei geliefert.
– In Essen-Freisenbruch gingen etwa acht Badegäste einer Männergruppe auf Bademeister und ein 12-jähriges Mädchen los. (Mädchen und 1 Bademeister im Krankenhaus)
– In Gelsenkirchen „soll ein 21-jähriger Mann einen 23-Jährigen zunächst verfolgt, dann mit einem Messer angegriffen und dadurch schwer verletzt haben“.
Dieses ist nur ein klitzekleiner Ausschnitt aus dem täglichen Aushandeln des Zusammenlebens, ob’s zusammen geht oder nicht …
♦ Bestimmt ist der ein oder andere bei 36 Grad im Schatten fast geneigt zu glauben, dass die Riesenkirche Notre Dame durch einen Zigarettenstummel in Brand geraten sein könnte. Oder durch einen Kurzschluss. Diese Theorie wiederholt jedenfalls die Pariser Staatsanwaltschaft. Jedenfalls habe man keine Beweise für ein Verbrechen. Zu den Erkenntnissen sei man durch die Befragung von 100 Zeugen gelangt. Wir wussten gar nicht, dass die in Frankreich Urteile nach Umfragen fällen …
♦ Ein wunderbares Beispiel dafür, dass sie aus der SPD jeden (m/w/d) als Justizminister einsetzen können, zeigt die Antrittsrede von Christine Lambrecht:
„Lassen Sie uns solidarisch sein, lassen Sie uns wehrhaft sein. Wir lassen uns von diesem braunen Sumpf nicht einschüchtern.“ Hätte genauso von Katarina oder ein Original Heiko sein können. Auch in der Personalpolitik bleibt alles spezialdemokratisch: ein paar Genossen in teure Frührente, ein paar neue Genossen ins Amt. Vorwärts, und nicht vergessen …
♦ Chemie-Riese BASF streicht 3.000 Jobs in Deutschland. Chemie? Brauchen wir im Neuen Deutschland eh nicht. Die Natur ist schließlich auch Chemie, nur zu deutlich höheren Preisen.
♦ Bei Audi sind 10.000 Arbeitsplätze in Gefahr. Aber weniger Autos ist doch gut – oder Robert und Annalena?
♦ Wäre der Mörder von Walter Lübcke ein ganz normaler Triebtäter gewesen, oder das Mordopfer ein ganz normales 14-jähriges Mädchen wie Susanna F., dann wären der Bundestag und viele Länderparlamente wohl ganz einfach sitzengeblieben …
♦ Komisch. Obwohl gerade das Homeland NRW so viele qualifizierte und sportliche Neubürger aus aller Herren Länder begrüßen darf, werden da die Schiedsrichter im Fußball knapp.
♦ Kein Wunder, dass die Grünen überall so beliebt sind! Jetzt haben sie eine Steuer erfunden, bei der es für den Steuerzahler sogar Geld raus gibt. Zusätzlich gibt es 100,- Euro pro Jahr auf die Hand. Wie das geht? Das müssen Sie schon den Grünen Ihres Vertrauens fragen …
♦ Wir müssen über den Scheuer Andi reden. Nicht wegen seiner Prager Doktorarbeit mit dem Titel „Die politische Kommunikation der CSU im System Bayerns“, sondern wegen des politischen Dilettantismus der CSU im System BRD. Da hatte ihm der „Wissenschaftliche Dienst des Bundestages“ von seinen Mautplänen abgeraten, wegen möglicher „mittelbarer Diskriminierung aus Gründen der Staatsangehörigkeit“. Und Mittelschullehrer Scheuer pampte die Fachleute an: „Bei so viel fachlicher Ignoranz muss man die Frage nach dem Sinn des Wissenschaftlichen Dienstes stellen.“ (Andi auf Twitter) Nun hat er die eigene fachliche Ignoranz schriftlich von der EU. Und wir die Rechnung, denn Andi hatte schon vor der Entscheidung des Gerichtshofs der EU Aufträge in hundertfacher Millionenhöhe vergeben. Bleibt zu hoffen, dass Andi seine politische Zukunft schon hinter sich haben möge. Er und seine Kumpels Horst und Dobrindt müssen halt endlich mal lernen, was es bedeutet, wenn man seine staatliche Hoheit an der Brüsseler oder Luxemburger Garderobe abgibt …
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