Der Chronistenpflicht halber: Manchester, Terroranschlag Nummer 22 seit Januar 2015, hat ein Blogger nachgerechnet. Inzwischen hat die ganze Politikerschar jede Menge Ansprachen auf Vorrat erstellen lassen (so wie Medien ihre Nachrufe auf Politiker ab Erreichen eines gewissen Lebensalters „vorproduziert“ in der Schublade liegen haben).
Angela Merkel hat sich diesmal entschieden für „Jede Situation hat ihre Spezifik”. Und, dass sie den Anschlag „unbegreiflich“ finde. Wahrlich unbegreiflich ist, dass der selbstverständlich „polizeibekannte“ Terrortrottel kurz vorher bei polizeibekannten Terrorbrüdern unbehelligt zum frommen Terror-Gedankenaustausch im Homeland NRW vorbeischauen konnte. Noch unbegreiflicher, dass irgendjemand, der nicht extrem schwer von Begriff ist, es unbegreiflich finden kann, dass Bäcker backen, Klempner klempnern und Terroristen morden.
Wie wäre es mit einer Repertoire-Erweiterung? „Wir werden Euch kriegen. Möge Gott Gnade mit Euch haben, wir haben sie nicht.“ (US-Senator John McCain)
♦ Nachdem die SPD am vergangenen Sonntag ihr Programm vorstellte, ohne überhaupt ein Programm zu haben, ist sie endgültig in die Regionalliga abgestiegen, und wir können unsere Berichterstattung herunterfahren. Nur Siggi ist noch Champions League.
Sage und schreibe 30 Länder hat er seit Januar als Außenminister mit seinem Besuch beehrt, ohne dass die Öffentlichkeit im In- und Ausland groß Notiz von unserem Siggi-Dampf-in-allen-Gassen genommen hätte. Wir machen uns allerdings andere Sorgen: Ist alles ok zu Hause, Siggi? Bilder hängen gerade?
♦ Sehr sportlich, dass die Union nicht tatenlos zusieht, wie ihr völlig verpeilter Koalitionspartner den Bach runtergeht, sondern dem Wähler deutlich macht, dass auch in ihren Reihen jede Menge Blindgänger herumliegen.
♦ Wolfgang Schäuble, der sich seit der Lektüre von „Herr der Ringe“ für Gandalf den Weisen hält („Ich bevorzuge die Gesellschaft des einzigen, der hier noch bei klarem Verstand ist. Und wer ist das? Ich.“), wandelt inzwischen in mehreren Rollen. Bei Geld: „Die Steuerüberschüsse sind mein!“ Bei Einwanderung: „Die Abschottung ist doch das, was uns kaputt machen würde, was uns in Inzucht degenerieren ließe.“
♦ Dann, ihm ist wohl Lessing in die Hände gefallen, sieht er sich plötzlich in einer ganz anderen Ringparabel und glaubt, muslimische Zuwanderer seien per se „eine Chance für Deutschland“, weil der Islam „Gastfreundschaft und Toleranz verwirklicht“ habe. Da sind selbst die Islamverbände sauer. Toleranz verwirklicht? Das hat ihnen schon lange keiner mehr vorgeworfen.
♦ Wenn Wolfgang demnächst komplett für verrückt erklärt wird, hätte die Union einen Spitzenersatz fürs Finanzressort: Johanna Wanka, derzeit noch Bundesministerin für Bildung und Forschung. Die bringt alle Voraussetzungen mit. Sie macht brav jeden Blödsinn mit („Rechtschreibereform war falsch“, aber „aus Gründen der Staatsraison ist sie nicht zurückgenommen worden“) und rechnen kann sie auch. Wenn auch „weniger mit Zahlen“ (bei ihr ergibt: 13 + 15 = 55). „Mit Zahlen“ hatten sie es nämlich nicht so auf der „Erich Honecker Gesamtschule für sozialistisches Rechnen“.
♦ Was machen wir nur mit Ursula Gertrud von der Leyen? Brüssel? Da werden schließlich traditionell die speziell Begabten endgelagert. (Und eigentlich ist nicht vorgesehen, dass die jemals zurückkommen. Man sieht ja beim Martin, was passiert, wenn man mal eine Ausnahme macht …)
♦ Claudia Roth hat eine geplante Reise in ihre geliebte Türkei abgesagt. Warum? Weil man ihr beim Konsulat gesagt hat, sie brauche vorsichtshalber kein Rückflugticket zu buchen?
♦ Nun zur Wirtschaft. Erst haben wir gedacht: Der Heiko schreibt ein Buch? Wo liegt da der Sinn? Wer liest den Quatsch? Dann haben wir’s kapiert. Zahlreiche Stiftungen und andere von ihm großzügig unterstützten NGOs kaufen für jeden ihrer unzähligen Schlapphüte ein Exemplar, schon ist’s ein Bestseller!
♦ Natürlich räumt eine Lichtgestalt deutlich mehr ab als Heiko, die munter flackernde Sparlampe. Seine kleine Deutschlandreise incl. Medienpreis annehmen, Besuch auf dem merkelianischen Kirchentag und Springer-Verlagsbesuch dürfte sich Obama fürstlich honoriert haben lassen.
♦ Apropos Wissenschaft. Alle Ossis sind Nazis, hat eine traurige SPD-Gestalt aus der zweiten Reihe, die auch mal aus dem Schatten der großen Sozialdemokraten ans Licht treten wollte, mit einer Studie herausfinden lassen. 40 SPD-Genossen wurden anonym befragt und kamen zum Ergebnis: Alle Ossis sind Nazis.
Falsch, hören wir da die gesellige Bischöfin Margot Käßmann nuscheln. Jeder ist ein Nazi, dessen Eltern und Großeltern Deutsche waren! Heilige Klosterfrau Melissengeist, steh‘ uns bei!
♦ In mindestens 50 Wahlkreisen in NRW gibt’s „Unstimmigkeiten“ zu Lasten der AfD. Bevor Sie sich jetzt aufregen: „Das ist eigentlich bei jeder Landtagswahl so“, sagt der Landeswahlleiter vom Homeland. Da wird dann am Ende ganz demokratisch ausdiskutiert, wer gewonnen hat.
♦ Italiens Sonne lacht, nur Merkel guckt mürrisch? Bisher waren G7-Abschluss-Erklärungen immer schon vor Beginn der fröhlichen Runden so gut wie fertig, nach einem total lustigen Gruppenfoto ging´s nach Hause zum Weiter so. Diesmal schimpften die deutschen Gipfelkorrespondenten: Das war ja wohl der Gipfel! Denn Gastgeber Italien wollte eine gemeinsame Erklärung über „die positiven Aspekte der Zuwanderung“ (welche Aspekte das sein könnten, haben wir nicht verstanden, weil der Dolmetscher-Ohrstöpsel weg war). Aber Donald Trump sagte No. Für ihn steht der Terrorismus ganz oben auf der Liste. Dabei liegt Manchester doch in Europa.
♦ Trotzdem hatten unsere Königskinder eine tolle Zeit. Frankreichs Macron und Kanadas Trudeau nutzen G7 zum „Traum-Date unter der Sonne“, Chronisten verzeichnen „tiefe Blicke“ bei zweisamen Spaziergängen unter Palmen. Angela wäre gern noch zum Flüchtlinge gucken an den Strand gegangen, aber leider, wo die feinen Herrschaften feiern, kommt kein Refugee an Land. Für Donald waren die Tage zuvor schon Action genug: Schwerttanz in Riad, Yad Vashem („amazing“), Rom mit Frances (great guy), Brüssel (cheeseparing people). Und Melania („super hot“) wird sich auch schon wieder einkriegen. Ach, könnte es nicht immer so sein?