Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 20 – Welch‘ ein Zirkus!

Wäre ein Stühlerücken nach Kompetenz und Neigung in Olafs Skurrilitäten-Kabinett die Lösung vieler Probleme? Frau Lambrecht sagt: Nein. Und komisch: keiner will den Friedrich Merz …

Schönes Wetter, Wanderschuhe an, hinaus ins Grüne? Vorsicht! Nicht, dass Sie mit den Falschen spazierengehen! Denn „Wandern ist unter Neonazis eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Mit Sport hat das jedoch wenig zu tun – dafür mit einer Pervertierung des Begriffs ‚Heimat‘“, warnt rechtzeitig das Zentralorgan für Aufklärung und Propaganda, die „Zeit“. Mit den Begriffen ist das so eine Sache bei der „Zeit“: Gemeinhin dürfte Wandern als Freizeitbeschäftigung durchgehen, oder ist es schon Sport? Und was hat die Heimat damit zu tun? Darf der Deutsche nicht in Tirol wandern oder auf Mallorca?

Innenministerin Nancy Faeser will den Begriff Heimat sicherheitshalber gleich mal „positiv umdeuten“, er müsse „ausdrücken, dass Menschen selbst entscheiden könnten, wie sie leben, glauben und lieben wollten“. Da stellt sich nur noch die Frage: Wer war zuerst da: Nancy oder das Ei?

♦ Zu den feierlichen Momenten in der Freien Welt gehört zweifellos das Wählen. Wieder einmal schritten die Völker Europas zur Urne und gaben ihre Stimme für die, die sie am meisten schätzen in Europa (und Australien). Beim Eurovision Song Contest hieß es nun erneut: Germany, letzter Platz. Der NDR zeigte daraufhin vorbildlich, wie in einer Demokratie damit umzugehen ist, wenn der Wähler sich mit dem Angebot mal weniger zufrieden zeigt. Es ginge nicht um Musik, sondern darum, dass die Ukraine gewonnen hat. 

♦ Ach, wie weit ist die Spezialdemokratie von solch nobler Gesinnung entfernt! Nachdem sie im Homeland NRW „ihr historisch schlechtestes Nachkriegsergebnis“ eingefahren hatte, beharrten ihre Nachwuchsführungskräfte Lars und Kevin darauf, dass die SPD die nächste NRW-Regierung bilden sollte, denn Rot-Grün sei „in den gesamten letzten Wochen die Lieblingsregierung der Menschen in NRW“ gewesen.

♦ Jedenfalls hatte Kevin wohl nicht mit Nichtwählern (44,5 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimme nicht ab!) gesprochen, die die mit Abstand größte Fraktion stellen würden, wenn es denn eine Partei der Nichtwähler gäbe.

♦ Hinweis für die Leser, denen man mal ein Abo der „Zeit“ aufgeschwatzt hat, und die nun wegen solcher Sätze verwirrt sind: „Viele andere Wählende blieben dagegen diesmal zuhause.“ Natürlich sind Nichtwähler, die zuhause geblieben sind, keine „Wählenden“, da haben wahrscheinlich die Redigierenden nicht redigiert.

♦ Auch nach zwei von der Union gewonnenen Landtagswahlen glauben nur 15 Prozent von angeblich repräsentativ Befragten (Forsa für RTL), dass Friedrich Merz ein besserer Bundeskanzler wäre als Olaf Scholz. Wie kann das sein? Wo doch der Markus Söder geradewegs von der Bildfläche verschwunden ist, und uns fällt beim besten Willen nicht einmal der Name einer Frau ein, die als Alternative in Frage käme, wo doch alle Hoffnungsträgerinnen entweder in Brüssel oder im Ruhestand sind. Außerdem war der Friedrich sogar in Kiew und hat sich den Segen von Wolodymyr Selenskyj geholt.

♦ Ja, es ist seltsam still geworden in Bayern. Politisch. Nur der Dobrindt (war mal Verkehrsminister) ist wohl kurz aufgewacht und wollte auch was zu Gerhard Schröder sagen. Dessen Porträt müsse sofort aus der Ahnengalerie des Kanzleramts entfernt werden. Dass der Schröder neben erfolgreichen Kanzlern hänge, sei schließlich total unwürdig. Gibt’s eigentlich auch eine Ahnengalerie im Verkehrsministerium? Müsste da nicht der Dobrindt weg?

♦ Hier kommt die Inflation! Erinnern Sie sich noch, als um sechs Milliarden Euro „für Bildung und Kinderbetreuung“ gestritten wurde? Die aktuelle Neuverschuldung der BRD unter einem liberalen (oder müsste es richtiger heißen „labilen“?) Finanzminister: 139 Milliarden Euro. Da hätten sie das Amt gleich einem Genossen geben können.

♦ Apropos. Die Berliner Spatzen pfeifen von einer möglichen Minister-Rochade in Olafs Skurrilitäten-Kabinett. Schöner Gedanke. Warum soll nicht mal Lindner Außenminister spielen dürfen, und Annalena macht was mit Völkerrecht? Robert gibt den Innenminister und Nancy… ach ne, die wird Ministerpräsidentin von Hessen. Marco Buschmann könnte die Verteidigung …

„Von wegen!“, ruft da frisch aus dem Sylt-Familien-Urlaub Christine Lambrecht dazwischen. Wieso wechseln? Sie mache doch einen prima Job, habe „in sehr kurzer Zeit sehr viel umgesetzt“. Nehmen Sie nur Bundeswehr-Drohnen, die inzwischen fliegen und schießen können. Außerdem müssten künftig 20 Prozent aller Aufträge aus der Bundeswehr nicht mehr über ein bürokratisches Vergabeverfahren laufen, sondern können ganz unbürokratisch unter der Hand abgewickelt werden …

♦ Was bei uns die SPD (inkl. Grüne und Linkspartei) ist, hört in den USA auf den Namen „Demokraten“. Die US-Demokraten seien zur „Partei der Spaltung und des Hasses geworden“, twitterte nun Elon Musk, deshalb werde er künftig für die Republikaner stimmen. Der hat’s gut, der Mann, bei uns gibt es sowas wie die Republikaner gar nicht …

♦ Merkels größter Coup: Mit der Nominierung des Parteifreundes Stephan Harbarth zum Verfassungsgerichtspräsidenten machte sie aus der Gewaltenteilung eine Gestaltenteilung. Selbst wo sie weg ist, sagt das Gericht zum Impfzwang dasselbe, was auch die Obrigkeit sagt …

♦ Apropos. Karl Lauterbach hat zwar die Regale voll mit Impferei, aber shoppingsüchtig, wie er ist, hat er gleich mal für eine knappe Milliarde nachgeordert. Auch die Testerei brachte mehr Verdruss als Klarheit, aber da ist Karl beim Blättern in seiner internationalen Corona-Lektüre eine neue Idee gekommen: „Spürhunde können COVID zuverlässig riechen und feststellen. Sie können wahrscheinlich auch auf neue Varianten spezialisiert werden. Für Flughäfen wäre dies eine zusätzliche Sicherheit.“ Ein genialer Plan! Denn Hunde sind deutlich beliebter als Politiker – da färbt vielleicht was ab. Wobei, vielleicht sollte es nicht unbedingt ein Schäferhund sein. Der hat seit Sie-wissen-schon eine durchwachsene Presse. Pudel oder Dackel wären wohl auch für manche ausländischen Gäste eine wünschenswerte Alternative.

♦ Die Antifa ist ganz begeistert von dem Lindnerticket, das der Bundestag gerade abgesegnet hat. Wir fahren für 9 Euro nach Sylt, lautet die Losung in linksextremen Netzwerken, und „wenn wir mit Sylt fertig sind, ist da nur noch Nordsee und sonst nichts“.

Schönen Sonntag!


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