Bis gestern glaubten wir noch, ja mei, der Frank-Walter wieder. Seine typische Populisten-Predigt halt. Gut, der Ort seiner Ansprache war ein wenig merkwürdig – eine Ausstellung mit dem Titel „Verschwörungstheorien früher und heute“ – aber jeder hat so seine Hobbies. Jedenfalls sagte Frank-Walter die Worte: Bis heute glauben „viele Menschen daran, dass sich reale oder irreale Verschwörer im Geheimen zusammentun, um dunkle, meist verbrecherische Komplotte zu schmieden“. Diese Einstellung untergrabe das Prinzip der Demokratie. Und just in dem Moment, wo wir Frank-Walter wieder einmal Recht geben wollten, tritt der österreichische Vize-Kanzler Strache nach „wahlkampfbeeinflussenden, geheimdienstlichen Aktionen“ (Strache) kurz vor der Europawahl zurück! Jetzt glauben wahrscheinlich noch mehr Menschen daran, „dass sich Verschwörer zusammentun, um dunkle Komplotte zu schmieden“…
♦ Was ist passiert im Land der gastfreundlichen Berge? FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache fasst das so zusammen: „Politisches Attentat“, „Dörty Campäning“, „Präparierte Finca“, „B‘soffene Gschicht“, „Katastrophal und ausgesprochen peinlich“, „Alle beleidigt mit unüberprüften schmutzigen Gerüchten“, „Alkoholbedingtes Machogehabe, prahlerisch wie ein Teenager“. Wenigstens ist niemand umgekommen.
♦ „Nach Informationen von Spiegel und SZ“, schreibt bescheiden der Spiegel, versprach Strache „auf heimlich aufgenommenen Videos von 2017“, „einer vermeintlichen Investorin aus Russland öffentliche Aufträge“, wenn sie der FPÖ zum Wahlerfolg verhelfe. Anscheinend wäscht nicht nur in Deutschland eine Gazprom-Hand die andere.
♦ Haben Sie es auch fast überlesen? Videos von 2017 – veröffentlicht ganz kurz vor der Europawahl 2019. Zufälle gibt’s. Das Material sei der SZ „vor einigen Wochen in einem verlassenen Hotel auf USB-Sticks übergeben worden“. Es sei kein Geld gezahlt worden und zur „Motivation des Informanten sei nichts Aussagekräftiges bekannt“ (Spiegel). Wenigstens liegt die Motivation von „SZ“ und „Spiegel“ auf der Hand.
Schon am Donnerstag kündete Jan Böhmermann im Nischen-TV an: „Kann sein, dass morgen Österreich brennt. Lassen Sie sich einfach überraschen.“ Schon im April konnte er das Wasser kaum noch halten. Er hänge „gerade ziemlich zugekokst und Red-Bull-betankt mit ein paar FPÖ-Geschäftsfreunden in einer russischen Oligarchenvilla auf Ibiza“ rum und verhandle über die Übernahme der „Kronen-Zeitung“ und ob er die Meinungsmache in Österreich an sich reißen könne. Aber darüber dürfe er „leider noch nicht reden“, so Böhmermann bei der „Romy“-Verleihung. Meldet da einer schon mal Copyright an?
♦ Die politische Selbstentleibung (Rücktritt!) dürfte Strache wohl deshalb so flott vollzogen haben, weil er auf den Videos Gerüchte von Bunga Bunga in Wien streute. So soll ausgerechnet der kreuzbrave, nette Herr Kurz an „Sex-Orgien“ in „Drogen-Hinterzimmern“ teilgenommen haben. Wenigstens fügte Strache noch parteipolitisch ausgleichend hinzu, er habe auch von Fotos vom Ex-SPÖ-Chef Christian Kern „mit minderjährigen Schwarzen in Kapstadt“ Kenntnis.
♦ Nun also auch Neuwahlen in Österreich. Hmm. Die deutsche Kampfpresse veröffentlicht also zwei Jahre altes Material vor einer Wahl. Sie wissen nicht von wem, und sie wissen nicht, wie es zustande gekommen ist, sie wissen auch nicht, welche Absicht damit verbunden ist. Übergabe erfolgt in Geheimdienstmanier. Frage an Radio Eriwan: Dürfen „bei der Beschaffung von personenbezogenen Daten, Nachrichten, Informationsmaterial und Bildern unlautere Methoden angewandt werden“? (Text: Deutscher Pressekodex, Punkt 4). Radio Eriwan: Im Prinzip nicht, außer direkt vor einer Wahl und es passt super ins Konzept.
♦ BMW wird nun doch nicht Groß-Sponsor vom neuen Meister FC Bayern München (ruhig, Leute, wir sind fußballpolitisch völlig neutral!), denn ein Einstieg bei den Bayern mit Hunderten von Millionen Euro „wäre der Belegschaft nur schwer zu vermitteln gewesen.“ Audi freut sich und verlängert seinen Deal um ein paar Jahre und Millionen. Wahrscheinlich hat die Belegschaft da mehr Freude am Fahren (Ingolstadt – FCB-Stadion 81 km) – und Fußball.
♦ Als die Renten besteuert wurden, habe ich nichts gesagt. Ich war ja kein Rentner. Wenn nun die Tabaksteuer erhöht wird, sagen wiederum viele nichts. Sie sind ja keine Raucher. Aber warte nur ein Weilchen, dann holt auch Dich der Olaf mit dem Steuerbeilchen!
♦ So lange haben wir nichts mehr von der einstigen Ober-Grünen Simone Peter gehört, die als Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie teuer endgelagert wurde. Aber dann vernahmen wir ihren Schmerzensschrei auf Twitter: „Die Obstbaumblüten waren heute früh im Garten gefroren. Ist uns die Landwirtschaft, sind uns unsere natürlichen Lebensgrundlagen wirklich egal? Und das sind ja erst die ersten Anzeichen …“ Es könnten allerdings auch die Eisheiligen gewesen sein, Simone …
♦ In der bundesdeutschen Pädagogik gibt es, wie auch sonst im Leben, ein stetes Auf und Ab. Damit Neuntklässler in Berlin-Kreuzberg jetzt überhaupt mal einen ganzen Satz schreiben lernen, dürfen sie im Unterricht Döner testen. „Die Jugendlichen lernen neue Begriffe („mit alles, extra-scharf“), beginnen dadurch sich mit verschiedenen Wörtern auszudrücken“, so Lehrerin Geipel. In Dortmund wollte der 16-jährige Serkan seinen Deutschlehrer wegen unterschiedlicher Auffassungen bezüglich der Benotung unter Mithilfe einiger „Bekannter“ mit dem Hammer erschlagen. Da sieht man doch wieder: Mit Strenge kommt man nicht weiter. Mit den Anti-Mobbing-Projekten an der Gesamtschule aber offensichtlich auch nicht.
♦ Apropos Bildung. „Bild“ über den Fall der bald wohl Ex-Doktorin Franziska Giffey, SPD: „Wie wichtig für ihre Glaubwürdigkeit und Politik ist ihr Titel?“ Müsste es nicht heißen: Wie wichtig ist es, wenn jemand Titel führt, obwohl er den wissenschaftlichen Ansprüchen dafür nicht genügt? Und was sagt das über ihre Befähigung zu einem wichtigen Amt wie Gedönsministerin?
♦ Tolle Idee von unserer Bildungsministerin, die leider kein Mensch kennt. Metzgermeister, Klempnermeister, Bäckermeister und alle anderen Meister sollen in Zukunft nicht mehr „Meister“ sein, sondern „Bachelor Professional“. Und Politiker? „Master of Desaster“? Kein Wunder, dass die Frau keiner kennt…
♦ Allein in Niedersachsen wurden 2018 von der Polizei 3.754 Straftaten mit Stichwaffen registriert. Was ist mit „registriert“ gemeint? Sichergestellt? Muss Sharia-Waffenschein nachgereicht werden?
♦ Sie stehe „für kein weiteres politisches Amt, egal wo es ist, auch nicht in Europa, zur Verfügung“, sagte Angela Merkel. Kein Grund, sich Sorgen zu machen. Erstens kennt sie ja den einen oder anderen Milliardär, und andererseits gibt uns ihre Aussage die Gelegenheit, auch folgendes Fundstück unterzubringen: NASA will 2024 die erste Frau auf den Mond schicken. Also Merkel hätte Zeit.
♦ Einfach, weil es zu schön ist: „Der Ehrgeiz kommt sicher von meinem Vater.“ (Noah Becker, 25, TV-Shirt-Designer und DJ)