Tichys Einblick
BLICK ZURÜCK – NACH VORN

Blackbox KW 13 – Die den Gürtel enger schnallen

Versorgungsengpass? Hamwernich, sagt Herr Habeck. Vorausschauend empfiehlt Frau Schulze, 30 Prozent weniger Fleisch zu essen. Außerdem gibt es Wichtigeres ...

Obwohl die Hollywood-Filme der letzten Jahre kaum mehr der Rede wert sind, haben es die „Oscars“ dennoch in die Hauptnachrichten geschafft. Angeblich völlig frei von Drehbucheinflüssen betonierte ein gewisser Will Smith einem gewissen Chris Rock ein paar, weil der Wills Frau beleidigt haben soll. Stimmung wie beim Rapper-Treffen „in the Hood“ oder in der Dortmunder Westfalenhalle, wo sich der Komiker Oliver Pocher von einem gewissen Omar eine einfing.

♦ Wo selbst die Unterhaltungsbranche dermaßen überschäumt, bleibt weniger Aufmerksamkeit für die Regionalpolitik, obwohl etwa im Saarland Hans, der treue Merkelmann, auf die Bretter geschickt wurde. Wir wollen nicht groß darauf herumreiten, aber die Herausfordererin – Gott, wie heißt sie gleich? –, eine Frau von der SPD, hat haushoch gewonnen, „weil die SPD einen klaren Plan für die Zukunft des Saarlands entwickelt hatte“. Ja, Hausaufgaben müssen schon gemacht werden.

♦ Die Grünen haben eigentlich nicht wirklich verloren, ihnen fehlen nur 23 Stimmen für den Einzug ins Saar-Parlament. Da müsste man nochmal ungestört nachzählen. Die Landeswahlleitung wies schon darauf hin, dass sich beim amtlichen Endergebnis noch leichte Verschiebungen ergeben könnten. Wenn, dann sollten sich auf jeden Fall auch für die FDP (4,8 Prozent) leichte Verschiebungen ergeben, die macht schließlich in der Bundesregierung einen prima Job. Vielleicht könnte ja von der AfD was weggeschoben werden, die es doch tatsächlich in den Landtag schaffte.

♦ Schöner wäre es, das vom politischen Berlin gebotene Schauspiel aus weiter Ferne zu betrachten, vielleicht aus der Schweiz, Italien, Spanien oder Portugal, denn mittendrin ist nicht immer besser als nur dabei. „Es gibt aktuell keine Versorgungsengpässe“, beruhigte etwa Robert Habeck, der wohl nicht mehr selber einkaufen war, seit er Personal hat. Wenigstens seine Frau hätte ihm sagen können, dass gerade Pflanzenöl und Mehl an vielen Stellen aus ist, und bei Holger Douglas hätte er lesen können: Am vergangenen Mittwochmorgen war der Strom im Bahnnetz so knapp, dass die Bahn ihre Güterzüge stehen lassen musste. Wenn schon nicht seine Worte, so passt wenigstens Roberts trauriges Gesicht zur Lage.

♦ Entwicklungshilfeministerin Svenja Schulze, SPD, ist da mehr die Praktikerin, wenn es um Problemlösungen geht. Würden die Deutschen 30 Prozent weniger Fleisch essen, haben ihre Ministeriumsaktivisten ausgerechnet, könnte etwa ein Zehntel der Ackerfläche für den Anbau von Getreide genutzt werden. Denn „60 Prozent des weltweit produzierten Maises (und Weizens) wird an Tiere verfüttert“. Also: In Zukunft 70 Gramm Wurst statt 100 bestellen, und wenn es der Metzger irgendwann merkt, schlachtet der weniger, und wenn es der Bauer dann gemerkt hat, verwendet der den Weizen anderweitig. Nahrungsmittelprobleme gelöst. Ach, die SPD müsste man direkt exportieren, so gut ist die.

♦ Auch unsere (Selbst-)Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hat sich inzwischen sehr gut eingearbeitet, außerdem bekommt sie Hilfe von allen Seiten. Sollte ihr Budget für Waffenlieferungen nicht reichen, empfehlen Experten „Kamikaze“-Drohnen als „preiswerte Einwegalternative“. Sie wiegen nur 2,5 Kilo und passen in jeden Rucksack. Empfohlen wird die „Switchblade 300“, made in USA, zum Schnäppchenpreis von ein paar Tausend Euronen. Wo die demnächst wohl alles auftauchen werden …?

♦ Bundeskanzler Scholz hat die anderen EU-Staaten an ihre Zusagen zur Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine erinnert. Wahrscheinlich müsste nur noch vorher festgelegt werden: Was ist ein Ukrainer? Da gibt es nach ersten Willkommensberichten in Allemannda doch einige Irritationen.

♦ Wenn Präsident Joe Biden während einer Dienstreise die Ohrstöpsel herausnimmt oder das vorbereitete Manuskript zur Seite legt, dann herrscht Alarmstufe Rot im Weißen Haus. Denn der alte Herr neigt dazu, das zu sagen, was ihm gerade so in den Sinn kommt. Während Bidens Besuch in Polen fielen dem Team White House wieder die Kaffeeplastikbecher aus der Hand, und es galt in Minutenschnelle klar zu machen, was Joe sagte („Um Himmels Willen, dieser Mann darf nicht im Amt bleiben!“), und was er meinte, beziehungsweise, was er gemeint haben sollte.

♦ Dabei ist es übrigens keine Schande, sich als Politiker vorschreiben zu lassen, was man denkt und sagt, das macht Emmanuel Macron genauso. Ein Senatsausschuss hat nun festgestellt, dass Macrons „Energiewende“-Pläne und Corona-Maßnahmen von der Beraterfirma McKinsey ausgebrütet wurden, die außerdem noch Pfizer berät und wohl auch ein paar dicke Aktienpakete von der Pharmafirma hält. Um die Objektivität der Berater zu garantieren, zahlte die französische Regierung zusätzlich etwa eine Milliarde Euro für deren Tipps. Kommt Ihnen bekannt vor, verehrte Leser – Stichwort Ursula von der Leyen? Hier liegt der Fall anders, denn Macron hat keine Kinder, die er bei McKinsey unterbringen könnte. Sollten die Gelbwesten Monsieur Macron allerdings demnächst aus dem Amt wählen, hätte der wohl wenigstens einen Top-Job im Anschluss garantiert.

♦ Ein Telefonat, und Olaf hat es wieder mal gewuppt. Wir müssen das Öl und Gas nun doch nicht in Rubel zahlen, sondern lediglich Konten bei der Gazprom-Bank eröffnen, die den Euro dann in Rubel umtauscht. Unsere Regierung ist fein raus, der Rubel steht wieder da, wo er vor dem Krieg stand.

♦ Sind Sie Kunde von Wingas und sorgen sich moralisch, weil das Unternehmen zu Gazprom gehört? Möglich wär’s, immerhin lag der Marktanteil in Deutschland im Jahr 2014 schon bei 20 Prozent. Gute Nachricht: Gazprom stellt seine Deutschland-Aktivitäten weitgehend ein. Was das bedeutet, entnehmen Sie bitte Ihrem Vertrag, und lauschen Sie den weiteren Ausführungen unserer Politiker.

♦ Sie müssen sich ebenfalls keine Sorgen machen, dass unser Genosse Präsident Frank-Walter, der sich wegen Umbauarbeiten an seinem Schloss nun aufmacht, um demnächst mal hier und mal da zu repräsentieren, auch in Ihrem Wohnort vorbeischauen könnte und alles durcheinander bringt. Stichwort „Ortszeit Deutschland“. Der Präsident wird vor allem „Kommunalpolitikerinnen und -politiker sowie engagierte Bürgerinnen und Bürger“ heimsuchen und „Bürgermeisterinnen und Bürgermeister“ mit seinem Besuch stärken. Damit bleiben Sie unbehelligt, nur die Regionalpresse dürfte schon ein wenig aufgeregt sein.

♦ Die (großenteils gänzlich ungebildeten) Jungspunde im Parlament wollen nun die Alten zwingen, sich impfen zu lassen. Der kühne Kevin (32, SPD) will die Impfpflicht ab 50, nachdem die Impfpflicht für alle im Parlament nicht durchkam. Nicht dumm, in dieser Altersgruppe fällt eine Übersterblichkeit nicht so auf. Aber die kleinen Racker wissen schon, wer die Mehrheit im Lande stellt?

♦ Kein Wort zu Karl Lauterbach – das hat er jetzt davon, dass er intelligenten Medien kein Stück von seinem Werbekuchen abgibt! Übrigens: Kleiner Hinweis an die Modebewussten unter unseren Lesern: Ihre liebevoll aufgebaute Maskenkollektion ist mitnichten für die Katz. Sie dürfen ihre kleinen Schätzchen (bunt, kariert, mit Partei- oder Vereinslogo) selbstverständlich auch ohne Befehl von oben weitertragen, vielleicht auch als eine Art Freiheitssymbol wie die Burka.

Schönen Sonntag.


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