Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 12 – Zu Risiken und Nebenwirkungen …

... fragen Sie Ihren Spahn oder lesen Sie die Qualitätspresse. Dann ab zum Impfen und zur Belohnung gibt’s von Ursel von der Laientruppe das „Digitale Grüne Zertifikat“.

Die beste Nachricht zuerst: Deutschland hat sein Klimaschutzziel 2020 dank der Pandemie erreicht. China klatscht Beifall. „Für mich aber kein Grund zum Ausruhen“, verspricht die zuständige SPD-Ministerin, deren Namen wir partout nicht behalten können, mit dem Elan eines Karl Lauterbach. Wenn das so weitergeht, haben wir Ende des Jahres auch die Klimaschutzziele von China miterreicht.

♦ Wie wollen nicht drumherum reden: Bei Corona haben wir den Überblick verloren. Anscheinend wurden die Ausgangssperren aufgehoben, denn Jens Spahn will „die Lockerungen“ schon wieder zurückdrehen. In den Zeitungen steht jeden Tag dieselbe Geschichte: Bundestierarzt Dr. Wieler rechnet irgendwas, Wanderprediger Lauterbach (demnächst mit Frank-Walter-Verdienstkreuz für die hundertste Talkshow!) malt den Teufel an die Wand, und Jens spielt mit den Ergebnissen Malen nach Zahlen.

♦ Das kleine Problem mit den Nebenwirkungen beim AstraZeneca-Impfstoff (laut Weltpresse: Erblindung, Thrombose, Tod) wurde schnell „europäisch gelöst“. Nachdem Holland, Irland, Dänemark, Norwegen, Island, Bulgarien, Thailand und Kongo vorerst alle Impfungen mit dem AstraZeneca-Impfmittel stoppten (Österreich und Rumänien hatten Impfungen mit einer einzelnen Charge ausgesetzt), ließ auch Jens eine kurze Impfpause einlegen, bis die zuständige Abteilung des Klingonen-Raumschiffs Brüssel nach drei Tagen wunschgemäß entsprechende Genehmigungsblätter ausspuckte. Neu ist nur der Warnhinweis auf der Packungsbeilage, dass es zu „möglichen seltenen Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen“ kommen könne. Angesichts des Impf-Managements kann man sich des Eindrucks nicht erwehren: Beim BER lief eigentlich alles ganz solide.

♦ Nebenwirkungen können einen echten Alphamann natürlich nicht erschüttern. Dr. Markus Söder forderte sofort, „Politiker sollten sich mit AstraZeneca impfen lassen!“ Eine Reihenfolge-Wunschliste (Laschet zuerst, dann Spahn …) legte er allerdings nicht bei. Er persönlich zieht wohl die Russen-Dröhnung Sputnik V vor, von dem Nebenwirkungen nicht bekannt sind …

♦ Ja, der Söder hat wohl noch einiges vor. So antwortete er schon fast bundeskanzlerisch auf die Frage, ob man den Spahn (jüngstes Bonmot: „In jeder Familie gibt es mittlerweile jemanden, der geimpft worden ist“) nicht besser freistellen solle: „Das würde jetzt nicht helfen.“ Jetzt nicht? Wann dann?
Und warum würde das nicht helfen? Da sprach Söder gewitzt: „… weil in der Kürze der Zeit kann keiner mit dem Erfahrungswert von Jens Spahn da auch einsteigen“. Mit dem Erfahrungswert von Jens Spahn? Als was? Als Pannenaugust? Impfbesteller? Schwatzdrossel? Häuslekäufer?

♦ Apropos Diplomatie. Endlich ist nach dem rüpeligen Donald Trump mit Joe Biden wieder die politische Finesse ins Weiße Haus eingezogen. Ja, der Putin sei ein „Killer“, der „keine Seele habe“, ließ der US-Präsident einen befreundeten Journalisten (und demokratischen Wahlkampfmanager) in einem so seltenen wie skurrilen Interview wissen, woraufhin Putin dem Kollegen „gute Besserung“ wünschte. Ob das Video, in dem Biden beinahe die Treppe zur Air Force One heruntergefallen wäre, von russischen Hackern verbreitet wurde?

♦ Ach Gott, ja, die Wahlen. Die Wahlbeteiligung fiel laut Handelsblatt in Baden-Württemberg auf 62,5%, in Rheinland-Pfalz auf 64%, in beiden Ländern konnten sich damit die meisten Wahlberechtigten für keinen der angebotenen Weltenretter entscheiden.

♦ Der Absturz der CDU in Stadt und Land ist Merkels Werk ohne Laschets Beitrag, aber trotzdem finden jetzt fast alle Armin blöd, haben die astrologischen Institute berechnet. Das ist gemein, denn Armin hat gerade erst verkündet, er wolle in seinem Kabinett die Hälfte der Posten mit Frauen besetzen. Aber trotzdem meinen zwei Drittel, der Armin solle beruflich mal was ganz anderes machen. Das eine hat aber bestimmt nix mit dem anderen zu tun.

♦ Apropos. Ursel von der EU-Laientruppe sah mal wieder die Gelegenheit, sich ins Gespräch zu bringen, und verspricht einen Europäischen Impfpass zum 1. Juni (welches Jahr?), den ihre Berater (von der Firma Gut & Teuer) das ‚Digitale Grüne Zertifikat‘ tauften. Wer den ab Juli nicht vorweisen kann, so die Idee, muss für immer zuhause bleiben.

♦ Vielleicht ist es ja nur eine subjektive verschwörungstheoretische Annahme, aber wird das TV-Programm nicht immer schlechter? Als hätten sich alle Programm-Macher verschworen, die Kundschaft zu Netflix, Amazon, Sky und Disney zu treiben. Aber wo ist der Sinn hinter der Verschwörung?

♦ Bald wird alles besser, verspricht WDR-Programmchef Jörg Schönenborn. Dann gibt’s täglich einen Kessel Buntes, weshalb er extra „mehr Menschen mit Migrationshintergrund zu einer Karriere im Sender ermutigen“ will. Jedenfalls wird es beim WDR künftig „keine nicht diversen Teams mehr geben“.
Das verkündete Schönenborn in der WDR-Talkshow „Die letzte Instanz“, die zuletzt bei Aktivisten negativ aufgefallen war, weil Thomas Gottschalk „Zigeunerschnitzel“ gesagt hatte. Deshalb wiederholte der WDR-Programmierer das Thema „Rassismus“ diesmal nur mit Betroffenen aller Betroffenheitsklassen. Die forderten und klagten, so dass Schönenborn sogleich versprach „Minderheiten in Führungsplätze zu katapultieren“ (als säßen da jetzt Mehrheiten!), weil „im kapitalistischen System Rassismus Ausbeutungsverhältnisse rechtfertigt“. Nach ihm die Sintflut, wird er gedacht haben. Für die Zuschauer gibt’s dann Bildstörung wegen Dachschaden, alles GEZahlt von allen.

♦ Wenn es doch nicht so durchsichtig wäre! Gerade erst hatte Bayerns Innenminister Herrmann angekündigt, Querdenker, diese „demokratiefeindlichen Akteure, die die Legitimation des Rechtsstaats infrage stellen“ von seinem Verfassungsschutz beobachten zu lassen, schon berichtet Bild von „massiven Auseinandersetzungen zwischen einem randalierenden Mob und der Polizei“ in Kassel, wo Zwanzigtausend gegen den Maßnahmen-Irrsinn auf die Straße gingen. Die Kollegen von der Welt sind etwas korrekter in der Darstellung und schreiben von „Auseinandersetzungen mit Gegendemonstranten“ (Antifa. Selbstverständlich.). Den Querdenkern kann lediglich vorgeworfen werden, sich nicht an die „Auflage“, Mund- und Nasenschutz zu tragen, gehalten zu haben. Daraufhin Knüppel frei und Wasser Marsch! Die Einschätzung der Haltungsjournalisten der Tagesschau wird man sich wohl wieder sparen können.


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