Großes Kino im Bundestag über mehrere Bildschirme. Plötzlich „flimmert das Antlitz des Ukrainers (Selenskyj) über riesige Bildwände“, berichtet aufgeregt ein Welt-Reporter. Was für eine Aufregung. Als säße man im Bunker von Kiew mittenmang dabei. Nach zehn Minuten beendet Selenskyj seine Rede mit den Worten: „Es lebe die Ukraine!“, und ergriffen klatschen unsere Bevölkerungsvertreter. Wer jetzt nicht aufsteht, darf nicht in der CDU oder bei den Grünen oder bei der SPD bleiben! Selenskyj „winkt noch einmal kurz, dann muss er wieder in den Krieg“. Filmkritiker werden noch lange rätseln: Wann hat es so was schon mal gegeben? Star Wars? Vom Winde verweht? Aber wie in jedem Film was das Geklatsche folgenlos, Bundestagsvizepräsidentin Katrin-Göring-Eckardt geht dann zur Tagesordnung über und verliest die Geburtstage verdienter Abgeordneter. Dieses Land hat keine Helden, sondern eine Tagesordnung. Wer dieses Land zum Freund hat braucht keine Feinde.
♦ Kinder, wie die Zeit vergeht. Ist es wirklich erst wenige Monate her, dass Staatsfunk und Süddeutscher Beobachter den Selenskyj in den Pandora Papers fanden? Angeblich gehört der Präsident „zu den 38 ukrainischen Politikern, die Geld auf Offshore-Konten versteckt haben“, zitiert die Berliner Zeitung. Muss das denn nicht sofort gelöscht werden? Immerhin, der Mann hat Mut. Er steckt in der belagerten Hauptstadt. Putin, dem viele Luxushotels in Westeuropa gehören sollen hätte es bequemer bei seinen Auslandsmilliarden.
♦ Mit dieser Art Live-Schalte aus dem umkämpften Kiew war Selenskyj zuvor schon beim US-Kongress, dem kanadischen Parlament und dem britischen Unterhaus. Die Reihenfolge macht Sinn. Große Empörung in der hiesigen Journaille, dass nicht sofort eine große Verarbeitung des Auftritts im Plenum stattfand, sondern zur Tagesordnung übergegangen wurde. Große Empörung auch bei der CDU, deren Fraktion genau dieser Tagesordnung noch kurz zuvor zugestimmt hatte. Die größte Empörung zeigte „der passionierte Außenpolitiker“… Na? Richtig: Röttgen.
♦ Der Papst fährt nicht nach Kiew, sondern betet in Rom, Olaf Scholz bleibt ebenfalls daheim, aber es ist nicht so, dass wir überhaupt keine Helden mehr haben! Wirtschaftsminister Habeck, der tapfere Robert, würde nach Kiew fahren. Bravo! Wir sind stolz auf ihn und wünschen eine gute Reise. Und pass auch dich auf, Robert.
♦ Überall werden Sie über das Infektionsschutzgesetz umfassend informiert. Wir wollen Sie hier nicht damit behelligen, es reicht der Satz von Karl Lauterbach „Ich hätte mir als Epidemiologe gewünscht“, … blabla. Der Karl mag ja vieles sein und noch viel mehr – Epidemiologe ist er nicht. Ansonsten verweisen wir erneut auf die Website „Danke für alles“. Da sehen Sie in kleinen Filmchen liebevoll aufbereitet, was Expertisen und Ankündigungen der Politicos der letzten zwei Jahre wert gewesen sind. Nichts. Nada. Niente.
♦ Apropos Experten. Jawoll, sagt das Landgericht Hamburg, man darf behaupten, der Presse Lieblingsvirologe Drosten würde „Unwahrheiten“ verbreiten und eine „Desinformationskampagne“ betreiben. Oder wie die Süddeutsche und Mitläufer es formulieren: „Teilerfolg für Drosten.“ Nicht mehr verbreitet werden darf, der Virologe habe „gezielt über den Ursprung des Coronavirus getäuscht“. Prozessgegner Professor Wiesendanger legt dagegen Widerspruch ein.
♦ Eine schöne Geste, zur Impfpflichtdebatte auch Schülerinnen und Schüler zum Vortrag einzuladen. Wir hatten gerade in dem Moment eingeschaltet, als eine junge Milla laut schreiend forderte, sie wolle ihre Freiheit zurück. Wo uns doch die Impfung schützen kann (davon ist sie faktenresistent überzeugt). Zwei Jahre keine Disko, geschweige denn Auslandsreisen (Dänemark zählt nicht!). Wir sind ziemlich sicher: Wenn Milla groß ist, geht sie bestimmt zu den Grünen.
♦ Nicht unerwähnt bleiben soll, dass Karl, der Hassprediger, großzügig versprach, dass „natürlich im Herbst auch Nicht-Geimpfte, die sich mit dem Coronavirus infizieren, in Krankenhäusern und von Ärzten behandelt werden“. Ein Strolch, der Böses denkt.
♦ Bei der Focus-Lektüre gibt es immer wieder etwas zum Schmunzeln. Etwa beim Artikel „Ukrainisch für Anfänger: So können Sie mit Flüchtenden sprechen“. Sehr oft hilft ukrainisch allerdings nicht weiter. Deshalb haben Sprachverdreher das neue Wording „Afrokrainer“ erfunden. Überhaupt: Wie viele Ukraine-Flüchtlinge haben wir denn bereits hier? Und wo kommen die in Wahrheit her? Da hat die Regierung leider keine Ahnung. Auch darüber, wer welche Kosten trägt, haben sich Bund und Länder noch nicht geeinigt. Jedenfalls werden gerade „in großen Mengen“ Drittstaatler, die angeblich aus der Ukraine kommen und teils über ukrainische Visa verfügen, aber nicht über auch nur rudimentäre Sprachkenntnisse, als „Flüchtlinge mit Ukraine-Bezug“ in deutschen Gemeinden einquartiert.
♦ Die passlosen „Ukraine-Flüchtlinge“, die im schönen Miesbach am Tegernsee vorübergehend in einer Turnhalle untergebracht werden sollten, gehören nicht zu den Afrokrainern. Bei diesen Ukrainern, die so lange im Bus randalierten, bis der sie nach München zurückbrachte, weil ihnen gegenüber „von einem Drei-Sterne-Hotel die Rede gewesen“ sein soll und nicht von einer Turnhalle, „vermuten die Behörden“, dass es sich um Sinti und Roma handele. Aber wer weiß das schon oder will es so genau wissen?
♦ Eine junge Frau, zweifelsfrei aus der Ukraine geflohen und in Düsseldorf untergebracht, brachte sich inzwischen in Polen in Sicherheit, nachdem sie in der Flüchtlingsunterkunft von zwei Ukrainern, einem aus Nigeria und einem aus Tunesien (oder dem Irak), vergewaltigt worden war. Eine 28-jährige Ukrainerin machte sich mit ihrer vierjährigen Tochter aus Nürnberg sogar wieder fluchtartig auf den Weg in die umkämpfte Heimat. Denn, so entnehmen wir dem sehr SPD-nahen Redaktionsnetzwerk „RND“, besser Ukraine als Söderland: „Wohncontainer, Etagenbetten, schmutzige Matratzen und auslaufende Dixie-Toiletten – und drumherum Gitterzäune. Daneben ein Wohnheim voll mit syrischen Männern. Es war der Horror.“ Das ist wohl dieser Clash of Civilizations mitten in Allemannda.
♦ Was dem Karl Lauterbach sein Corona, sind der Parteifreundin Nancy Faeser ihre rechtsradikalen Netzwerke. Die Innenministerin hat jetzt einen Aktionsplan vorgestellt. „Unter anderem geht es darum, Extremist*innen zu entwaffnen und rechte Netzwerke zu zerschlagen.“ Dazu die Fakten: Neu eingeleitete Ermittlungsverfahren der Bundesanwaltschaft im Jahre 2021: Islamismus: mehr als 200; Linksextremismus: etwa 10; Rechtsextremismus: etwa 5 (Quelle NZZ). Wir werden von Wahnsinnigen regiert!
♦ Zwischenstand nach 100 Tagen Rot-Grün mit gelbem Klecks: Wir leben noch. Strom noch da (allerdings teurer), Klima unverändert, Hereinholung der Glücksritter aus aller Welt läuft. Allerdings steht frei nach Adam Riese fest: Das dicke Ende kommt.
♦ So, dem Putin zeigen wir’s jetzt aber richtig und verzichten auf Speiseöl („Jeder Haushalt nur noch zwei Flaschen!“). Russland ist neben der Ukraine der wichtigste Speiseöl-Exporteur. Jetzt kann der Putin sehen, wo er bleibt!
♦ Und Gerhard Schröder schreibt dem grünen Obermufti von Hannover ohne freundliche Grüße, er und sein gesamter Stadtrat können sich die hannoveranische Ehrenbürgerschaft unwiderruflich irgendwo hinschieben.
Schönen Sonntag.
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