Da dürfte wohl manch ein Medienvertreter eine Träne verdrückt haben, als Dr. Angela Merkel in ihrer Neujahrsansprache über den Kampf gegen dieses Corona nicht nur „den Deutschen für ihre Geduld“ (ZDF) dankte, sondern neben Polizisten, Kitabetreuerinnen, Supermarktverkäufern und Postboten explizit auch ihre Komplizen „in den Redaktionen“ lobend erwähnte. Wohl für die rezessive Berichterstattung über Pleiten, Pech und Pannen.
♦ Leider hat der Tübinger Professor Kramer, der Merkel erst jüngst einen Rhetorik-Preis für ihren „Spagat zwischen Vernunft und Einfühlungsvermögen“ verliehen hat, Merkels Jahresendpredigt noch nicht abschließend gewürdigt. Daher ist es vielleicht etwas vorschnell, wenn wir uns hier und jetzt schon Sorgen machen, weil wir Merkel mal wieder beim Wort nehmen und nicht bei dem, was sie gemeint haben könnte. Aber wir schwören bei allen Heiligen, dass sie ihre Rede folgendermaßen begann:
„Dies ist heute aller Voraussicht nach das letzte Mal, dass ich mich als Bundeskanzlerin mit einer Neujahrsansprache an Sie wenden darf.“ Aller Voraussicht nach das letzte Mal? Ist das eine Drohung?
♦ Jetzt hat Tom Buhrow, überbezahlter Intendant des WDR und Vorsitzender der ARD, seine Drohung doch wahrgemacht und ist in den Programm-Hungerstreik getreten. Zu Silvester gab es nur vier Stunden Pilawa und beim ZDF besorgte Schlager-Gespenster aus der Konservengruft wie Thomas Anders, Michael Holm oder Jürgen Drews, die musikalische Notversorgung, und die Höhner spielten gleichzeitig bei ARD und ZDF auf. Und das alles wegen 86 Cent!
♦ Ja, dunkel war die Silvester-Nacht und nur der Wind war zu hören, doch um Punkt Zwölfe schickten sogar die braven Münchner dem Markus Söder sprühende und knallende Neujahrsgrüße in sein trostloses Heim. In den Armenvierteln Berlins wurde geböllert wie eh und je.
♦ Armin Laschet, Ministerpräsident vom Homeland NRW, nutzte den Jahreswechsel für einen Aufsatz zum Thema Silvester 2015 in Köln – also über die Veranstaltung, die bei der Kölner Polizei und Presse lange unter „keine besondere Vorkommnisse“ lief. „1.210 Strafanzeigen. 661 Opfer sexueller Straftaten. 46 erhobene Anklagen. 36 Verurteilungen“, zählte der Armin fünf Jahre später auf, und bat „die Opfer um Entschuldigung“. Das ist nett, fand selbst die Süddeutsche Zeitung. Die Süddeutschen Beobachter merkten sogar, dass sich eigentlich Hannelore Kraft von der SPD hätte entschuldigen müssen, die war schließlich damals Ministerpräsidentin. Aber vorher frieren Arktis und Antarktis zu, trotz Klimawandel!
♦ Noch mehr aber sorgt sich die Süddeutsche um „diejenigen, die auf andere und indirekte Art ebenfalls zu Opfern der ‚Kölner Silvesternacht’ geworden sind, zum Beispiel in Deutschland lebende junge Männer mit nordafrikanischem Aussehen“.
Das ist schon so lange her – wurden damals „junge Männer mit nordafrikanischem Aussehen“ bestohlen, begrapscht und vergewaltigt? In den Polizeiberichten findet sich nichts.
♦ Natürlich kennen alle Edith, 101, aus dem Harz, die erste Deutsche, die geimpft wurde. Berliner Gazetten verkauften nun eine ebenfalls 101-jährige Gertrud als ersten Impfling der Bundeshauptstadt.
Die rüstige Gertrud stand schon vor drei Jahren Modell bei einer Geschichte über Telemedizin – damals wurde ihr Alter mit 96 angegeben. Mithin muss sie in drei Jahren um fünf Jahre gealtert sein, was man ihr aber nicht ansieht.
In Saarbrücken war es Günther, 81, den die Ortspresse beim Impfgang begleitete, auch eine Gertrud aus einem Pflegeheim in Sindelfingen hat „gar nix g’merkt“. Dafür gab’s „spontan Beifall“ von Presse und Pflegern. Über allem die unausgesprochene Aufforderungs-Frage: Wann sind Sie dabei?
♦ Nun, da müssen sich Impfdrängler ein Beispiel an der Kanzlerin nehmen: Die wird auch erst geimpft, „wenn ich an der Reihe bin“. Bislang sieht die Reihenfolge so aus: Zuerst Bewohner von Pflegeheimen, Menschen über 80 und besonders gefährdete Mitarbeiter des Gesundheitswesens. Dann Senioren zwischen 75 und 80 und schließlich die 70- bis 75-Jährigen, Vorerkrankte, Menschen mit Demenz und/oder geistiger Behinderung. Danach „Menschen in Asylbewerber- und Obdachlosenunterkünften“. Hmm. Alte, Demente, geistig Behinderte, und dann Asylbewerber? Ist das so mit den Integrationsministern, den Antidiskriminierungsstellen und Rassismus-Experten abgesprochen?
Wurden Feuerwehr, Bundeswehr, Polizei und Abfallbewirtschafter vergessen? Ach nein, die kommen später.
♦ Außerdem, was soll die Aufregung? Ursula von der Leyen, die wie keine zweite für den Brain-Drain von Berlin nach Brüssel steht, hatte schließlich einen genialen Plan. Sie bestellte Impfstoffe nicht beim ersten, der eine Zulassung hat, sondern bei vielen Herstellern aus der EU. Es ist doch nicht ihre Schuld, dass die Franzosen (Sanofi) voraussichtlich erst im Sommer mit ihrem Mittel so weit sind!
♦ Außerdem – Corona Papperlapapp! – schwebt Ursel längst in anderen Sphären. Die EU-Kommission plant ein EU-Daten-Weltraumnetz. Für Privathaushalte und die abhörsichere und störungsfreie Kommunikation zwischen Regierungen, Militärs, Behörden, sowie die sichere Datenkommunikation für die Wirtschaft.
Da staunen Sie, was, verehrte Leser? Jetzt wird aber erst mal ein Jahr beraten, und dann geht’s los. Sicher, die Chinesen sind schon längst am Start, Elon Musk (Tesla) schickt bereits Satelliten hoch, Kopf an Kopf mit Jeff (Amazon) Bezos, aber Ursels Weltraumnetz wird mit Sicherheit … also teurer wird’s in jedem Fall … Viel teurer.
♦ Mit derselben Umsicht und Sorgfalt, mit der unsere politische Verantwortungsgemeinschaft die Corona-Krise lenkt und steuert, setzt sie auch die Energiewende um. Weil Kohle und Kernkraftwerke abgeschaltet wurden und „insbesondere bei Windstille oder Dunkelheit“ (Experten vom Statistischen Bundesamt) die Stromversorgungsideen der Grünen nicht richtig funktionieren, wurden knapp 33.000 Gigawattstunden importiert – ein Drittel mehr als im Jahr zuvor. Wie schaffen das nur die Exporteure, bei Windstille und im Dunkeln grüne Energie zu verkaufen?
♦ Nun wünschen wir Ihnen, dass Sie nicht im Einzelhandel oder Frisörhandwerk tätig sind, denn dann dürften Ihnen noch die Versprechungen von Jensemann Spahn vom September in den Ohren klingeln: „Mit dem Wissen heute, trallala, müssen keine Friseure mehr schließen und kein Einzelhandel mehr schließen …“ Nun müssen sich auch Ärzte und Pfleger auf das Schlimmste einstellen. Denn in der ersten „epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ müssen Krankenhäuser aus Arbeitsmangel schließen, weil sie wegen Corona reguläre Operationen absagen und so Einnahmen verlieren. Die gigantische Zahl der Corona-Fälle, von denen man täglich überall liest, kann die Notlage offensichtlich nicht annähernd ausgleichen. Und dann noch das Versprechen vom Jens: „Wir wollen und werden die Liquidität der Krankenhäuser in der Krise sichern. Darauf können sich die Beschäftigten verlassen.“ Wie die Frisöre und Einzelhändler.
♦ Übrigens, jetzt, wo die Briten aus der EU ausgeschieden sind, lohnt sich wieder häufiger ein Blick in die englische Presse. Denn bei uns werden Sie wohl kaum darüber lesen, dass Öko-Amazone Ursula von der Leyen gerne im Privatflieger um die Welt düst (verbläst 20 mal mehr Kohlendioxid als ein Linienjet, von der Bahn ganz zu schweigen). Ach, und heute schon getankt?
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