Kanzlerin Merkel bekam den G20-Gipfel, den sie verdiente. Das Bundesverfassungsgericht dito. Während die politischen Führungen der 20 wichtigsten Nationen in Hamburg ein paar Stunden smalltalkten, an gesichertem Ort, brandschatzten sogenannte Globalisierungsgegner und System- und Kapitalismusgegner meine schöne Hansestadt Hamburg.
Es sind Mordversuche
Und sie versuchten einige Morde, die, wie das Wort „Versuch“ schon sagt, nicht zum Erfolg geführt haben, glücklicherweise, woraus nicht der Schluss zu ziehen ist, dass es keine Mordversuche gegeben hätte. Die billigende Inkaufnahme des Todes von Menschen war an diesem heißen Hamburger Wochenende an vielen Orten zu beobachten. Das ist deswegen hervorzuheben, weil die allgemeine Verbalisierung des Schauspiels in den Medien eine große gesellschaftliche Irreführung entweder intendiert oder billigend in Kauf nimmt.
Man kennt die Abläufe, die überall auf der Welt, sagen wir mal besser, überall in der westlichen Welt anlässlich vergleichbarer Meetings ablaufen. Ab und zu gibt es mal einen Ausreißer wie den G7-Gipfel in Genua, der besonders, der krass gewalttätig war, und dann gibt es sehr viel einschlägige Gewalt, über die nicht vollumfänglich berichtet wird.
Der Schwarm und die Terroristen
Die „Friedlichen“, die friedlich eingestellten Leute, die ihre Sorge und ihre Wut gern auf so einem Event mal rauslassen wollen, wissen, dass sie den Fischschwarm bilden, in dem ein paar tausend Terroristen gut untertauchen, aus dem sie gut wieder auftauchen können. Dass sie den Fischschwarm bilden, in dem die Terroristen versorgt werden, sich erholen können, in dem sie mit logistischen Informationen versorgt werden usw. – frei nach dem großen Führer des Antikapitalismus Mao Tse Tung.
Mao Tse Tung hat mit seinem Antikapitalismus 50 Millionen Menschen in den qualvollen Hungertod geschickt. Stalins Antikapitalismus hat 20 Millionen Opfer gefordert, davon mindestens 10 Millionen Hungeropfer. Die Sache mit dem Antikapitalismus will überlegt sein, prima facie des Laufes der Geschichte.
Gibt es überhaupt ein Wirtschaftssystem, das auf Arbeitsteilung basiert, das nicht kapitalistisch abläuft, egal, wem das Kapital gehört? Auf diese Frage gibt es eine klare Antwort und die heißt: nein. Wissen die aufgebrachten Anti-Kapitalisten überhaupt, was Kapitalismus ist? Wissen sie nicht. Und noch weniger wissen sie, was sie überhaupt wollen, außer Destruktion.
Es ist so maßlos peinlich, die Wiederholung des ewig Selben seit Jahrzehnten.
Arbeitsteilung, wenn auch noch nicht auf einem kapitalistisch hinreichenden Niveau, herrscht auch bei den Kleingruppen der Terroristen. Einer schlägt im Vorbeigehen die Windschutzscheibe eines Autos ein, und der Team-Terrorist gibt einen Brandsatz in das Auto hinein, der Nächste den Brandbeschleuniger.
Viele Medienspinner haben ja schon von der Ästhetik der einstürzenden Neubauten auf Ground Zero am 11.September 2001 gesprochen. Hamburg war jetzt auch so ein ästhetisches Kriegsgemälde mit Feuer und Rauch in der ganzen Stadt, es muss nicht immer New York sein.
Wer Stahlkugeln mit einer geeigneten Zwille, so ein niedliches Wörtchen: Zwille, abschießt, kann je nach Technik damit Wände durchschlagen und Menschen sowieso.
Es muss klar sein, dass eine Zwille kein weniger gefährliches Werkzeug ist, als eine Schusswaffe. Auch wenn das Wort wirklich niedlich ist.
Merkel kann G20 nicht
Bürgermeister Olaf Scholz hatte den Hamburgern fröhliche G20-Spiele zugesagt, von denen sie nichts mitbekommen würden. Das war von vornherein falsch. Jan Reinecke vom Bund Deutscher Kriminalbeamter informierte bei Anne Will aus Polizistensicht: „Die Aufgaben, die gestellt wurden, waren nicht machbar.“ Man habe aus Deutschland an Kräften und Material zusammengezogen, was ging. „Mehr hat Deutschland nicht zur Verfügung“ gegen die „Masse an Gewalttätern und Kriminellen“ in Hamburg. So lauteten also die Prioritäten: Erstens die Gipfelteilnehmer zu schützen und zweitens die Stadt. Da wurden brennende Autos und „Entglasungen“ einkalkuliert. Das erfahren wir im Nachhinein.
Hamburg war also eine offene, der Verwüstung streckenweise freigegebene Stadt. Für Olaf Scholz ist das der Rücktrittsgrund. Weil er wider besseres Wissen die Hamburger verschaukelt, die Hamburger nicht vorbereitet und die rechtsstaatlichen Mittel zur Gefahrenabwehr respektive deren Vorbereitung und Einsatz auf dem gebotenen Niveau unterlassen hat. Sollte es hingegen so sein, dass Scholz nicht gewusst haben sollte, was auf die Hansestadt zukommt, dann wäre er wegen exemplarischer Ignoranz vom Amt zu entheben.
Eine Demokratie muss auch globale Gipfelveranstaltungen, deren Wert angesichts schneller Flugverbindungen und weltweiter Konferenzschaltungen nur begrenzt sein kann, im Hinblick auf die Symbolkraft jederzeit auf ihrem Grund und Boden austragen können. Und auch und gerade in Hamburg.
Damit kommt man zwangsläufig zum Rechtsstaat, zum Verfassungsstaat und damit auch zum Bundesverfassungsgericht und einer im Politischen sehr oft irrlichtenden Justiz. Noch ist die geltende Verfassungslage klar: Die Bundesrepublik ist eine repräsentative Demokratie.
Zur Demokratie gehören Grundrechte, insbesondere Meinungs-und Pressefreiheit, Demonstrationsfreiheit, Versammlungsfreiheit, um die wichtigsten im Kontext einschlägigen Grundrechte zu benennen. Die Grundrechte sind auch Abwehrrechte gegen staatliche Willkür, wie es schlankweg heißt. Den Staat als Abstraktum, könnte man sagen, gibt es gar nicht. Er lebt erst durch die Personen, die in seinen Organen tätig werden.
Fahren wir die Sache also etwas runter und sprechen von Abwehrrechten gegen Beamtenwillkür.
Ja, klar, Beamtenwillkür soll nicht sein. Trotz des Verbotes von Beamtenwillkür gibt es diese tagtäglich, allerdings in vielfältiger Form und zumeist natürlich in subtiler Form. Meistens wütet diese Willkür allerdings zu Gunsten solcher, die auf Protest machen, ihre Aktivitäten „links“ nennen – und oft wütet die hoheitliche Willkür gegen jedermann, der den fünfzigjährigen linken Protest für falsch hält, ablehnt oder sich verbittet, sich von Irrlichtern belehren zu lassen.
Die Bundesrepublik ist keine außerparlamentarische Demokratie, keine NGO-Demokratie, keine Protestdemokratie, keine Terrordemokratie.
Die Rechtsprechung allerdings beschädigt die parlamentarische Demokratie durch eine maßlose Überbetonung der Minderheitenrechte politischer Aktivisten. Es muss dringend über eine Neukonstruktion einiger Grundrechte im Hinblick auf neue politische Realitäten nachgedacht werden.
Beispiel: Das Demonstrationsrecht. Da geht es schon lange nicht mehr darum, dass Bürger, egal ob sinnvoll oder absolut sinnlos, nahe am Ort des politischen Geschehens demonstrieren können sollen, um den Politikern quasi akustisch vernehmbar ihren Unmut zu Gehör zu bringen. Nein, das Demonstrationsgeschehen ist de facto längst ein reines Medienereignis geworden.
Es geht auch den Demonstranten nicht darum, ihr Anliegen direkt den Politikern vorzutragen, nein, sie wollen ihre berechtigten Anliegen oder ihren unberechtigten Terror in die Medien pressen und so über die Bande der Medien spielend, Druck auf die Parlamente und die von den Parlamenten gewählten Regierungen ausüben.
Und hier kommt die Pressefreiheit ins Spiel. Die Pressefreiheit, die de facto gleichsam in der Hand einer Vielzahl von Journalisten liegt, taugt deswegen nichts, weil sie die Mainstreambildung verkennt.
Richter sollen richten und nicht Protestpolitik machen. Und Journalisten sollen vor allem erst einmal berichten, informieren(!) und Meinungsäußerungen als solche kenntlich machen – sie sollen nicht mit der sicheren Nummer linken Protestes mittäterisch die Lage anheizen, wie in Hamburg sehr anschaulich zu besichtigen war.
Merkels Rücktritt ist das Gebot der Stunde
Kanzlerin Merkel hat in der langen Vorbereitung ihres G20-Gipfels in Hamburg ganz offenkundig verkannt oder verkennen wollen, dass es rund um den G20-Gipfel, völlig unabhängig von Figuren wie Erdogan, Putin oder Trump, gemeinschaftsschädliche und rechtsstaatswidrige Massengewalt geben würde.
Damit hat sie aber nicht nur den Personen- und Sachschaden, sondern auch den Rechtsschaden, den der Staat genommen hat, zu verantworten. Sie trägt die politische Verantwortung, der sie zu 100% nicht gerecht geworden ist. Merkels Rücktritt ist das Gebot der Stunde, das muss die in einem sanften, politischen Dämmerschlaf vor sich hindösende Union kapieren.
Bei Bundestagswahlen spielt der ganze Terrorquatsch keine Rolle, es hat sich eine Art „Paralleldemokratie“ auf der Straße entwickelt, die zu den passenden Events aktiviert werden kann. Nun sind wir alle für eine bessere Welt, für Gerechtigkeit. Was das ist und wie das zu erreichen ist, dafür sind komplexe Fragen zu lösen. Die Antwort schlechthin gibt es nicht.
G20 in Hamburg anno 2017 hat Merkel nicht das erste Mal, aber besonders radikal dekuvriert. Dass die Protestler und die Terroristen gegen die Polizei sind, versteht sich von selbst. Dass Politik und speziell Medien ganz faktisch gegen die rechtsstaatlich gebundene Polizei heimlich, versteckt oder bei den Protestlern anbiederisch agieren, das hat in Deutschland eine lange Tradition – nichts desto weniger ist sie rechtsstaatsfeindlich und rechtsstaatsverachtend.
Nun müssen auch nicht angeschlagene Merkels und Scholzens opportunistisch schnell noch mal eben eine Lanze für die Polizei brechen. Das ist unglaubwürdig, und ihre kurzen Statements, dass die Bösen unter den Demonstranten mit der Härte des Gesetzes verfolgt werden müssten, sind wertlos.
G20 hat den bitteren Zustand einer Demokratie in Deutschland gezeigt, die eigentlich das Beste ist, was sich alle Deutschen wünschen könnten und sollten.
Die Polizei steht einsam da. Die Systemumstürzler und Terroristen sind teilweise bis in die linken Ränder der SPD, der Grünen und der Linkspartei und teilweise bis in deren Zentrum ganz persönlich hervorragend vernetzt. Die Polizei ficht deshalb auf verlorenem Posten einen asymmetrischen Verfassungskampf, der keinem Beamten zuzumuten ist.