Smart Meter (Smart Metering) heißt das neue, nicht ganz so neue Zauberwort aus Sigmar Gabriels Wirtschaftsministerium. Die bislang noch gescheiterte, ökonomisch unsinnige, ökologisch widersinnige und viel zu teure deutsche Energiewende soll – natürlich europaweit – digitalisiert werden.
Wenn man das hört, fragt man sich, ob die Macher der Energiewende, die sich nach dem Unglück von Fukushima Hals über Kopf in einen furchtbaren Aktionismus hineingesteigert haben, verantwortungslose Schlafmützen waren.
Das erste, was 2011 spontan vorrangig und technisch möglich angesagt war, war die Digitalisierung des Energiebereichs von der Erzeugung bis zum Verbrauch, bevor man sich in das arg populistische Abschalten der Atomkraftwerke hinein stürzte, mit all den unbedachten Folgen. Der Strom ist eben teurer, als er es ohne die Energiewende wäre. Doch das ist nicht das größte Problem. Das größte Problem sind der Grobianismus und die Dummheit, mit der die Energiewende ins Werk gesetzt wurde.
Den gesamten Energiebereich, unter Nutzung der inzwischen ja nicht mehr ganz neuen Digitaltechnik effizienter zu gestalten, wäre schon vor Jahrzehnten eine ohneweiteres machbare Aufgabenstellung gewesen. Und die Digitalisierung war am Tag der neuen Energiewende nach Fukushima Aufgabenpunkt Nr. 1.
Bevor man sich über Windkraftparks in der Nordsee und südgehende Stromleitungen, um viele allzu kluge Energiemixkonzepte allzu viele Gedanken gemacht hätte, wäre es viel smarter gewesen das, was real existierte, erst einmal bestehen zu lassen, auf den Prüfstand zu stellen und vor allem unter Einsatz der Digitaltechnik zu optimieren. Digitale Stromzähler beim Endverbraucher waren schon 2012 ein großes Thema und diese Smart-Meter genannte Primitivtechnik wird dem Bürger jetzt vom Bundeswirtschaftsministerium als das Nonplusultra verkauft, mit dem alles in seinem Sinne ganz toll und angemalt wird.
Strom sparen, sprich Geld sparen, günstige Tarife nutzen, etwa Nachts, eine Bilanz über das eigene Verbrauchsverhalten, Selbstdisziplinierung, einzelne alte Energie verschleudernde Geräte aufspüren und vieles dergleichen mehr – mit solchen akquisitorischen Momenten werden Verbraucher und Wahlvolk beschäftigt. Man bräuchte einen neuen Zähler, der kostete pro Haushalt vielleicht 100 Euro und könnte vielleicht subventioniert werden und dann würden sich diese Kosten durch den gesunkenen Verbrauch, der auch wieder nicht so doll sinken würde, schnell einspielen lassen.
Man bräuchte nur ein eigenes Heimnetzwerk, das mit dem Zähler verbunden werden kann und schon ist alles perfekt und für die Datensicherheit sei auch gesorgt. Das Smart Meter speichert die Daten schließlich nur für einen begrenzten Zeitraum und sei passwortgeschützt. Das Smart-Meter soll dem Verbraucher auf unlautere Weise schmackhaft gemacht werden. Das Ganze wird so vermittelt und aufbereitet, als müssten sich gierige hoheitliche oder private Datenschnüffler in 40 Millionen Haushalte oder viele Millionen Firmen persönlich physisch einschleichen, um die Smartmeter-Daten abzulesen, also um in Erfahrung zu bringen, was energietechnisch in ihrem oder in meinem Haus los ist.
Doch die Beruhigung des Bürgers, dass alles „passwortgeschützt“ sei usw. ist ein großer Bluff.
Denn die komplette Datenerfassung und Übermittlung erledigt Smart Meter auf unerkannte und nicht miterzählte Weise ganz nebenbei und voll automatisch. Schnüffeln vor Ort und ein heimliches Auslesen der Smart Meter erübrigt sich.
Auch die Nummer mit dem heimischen DSL-Anschluss und dem eigenen Netzwerk, an welches das Smart Meter angeschlossen wird und nette Bedienungsanleitungen mit welchem Knopf der Bildschirm des Smart Meters beleuchtet wird – alles Ablenkung. Niemand muss Ihr DSL-Netz hacken, um an alle Daten zu kommen.
Das smarte Smart Meter braucht keinen DSL-Anschluss
Es muss folglich nicht erklärt werden, dass das Smart Meter über W-Lan, Netzwerkkabel oder das heimische Stromnetz mit Router und Computer verbunden wird. Nein, das Smart Meter mit eigener IP-Adresse kann technisch und wird demzufolge, wenn es gewollt ist, ganz unabhängig von den Telekommunikationsnetzen, direkt über das Stromnetz der Energieversorger angesprochen und abgemolken.
Und das genau ist ja auch der Sinn der intelligenten Überwachungseinheiten in jedem Haushalt. Wieviel Strom aktuell verbraucht wird, wissen die Erzeuger auch, ohne, dass es überhaupt irgendein Ablesegerät in den Haushalten gibt. Erzeuger, die mehr wissen wollen, wer wann was aus welchem Grund verbraucht, und die das Verbrauchsverhalten steuern wollen, ziehen aus einem Smart Meter nur den intendierten Nutzen, wenn sie immer in Echtzeit verfolgen, welcher Anteil am gesamten Stromverbrauch auf jeden einzelnen Haushalt (Unternehmen) konkret entfällt und wie er sich über den Tag gestaltet.
Die Produktion des Stroms soll nicht mehr an den Verbrauch angepasst, sondern gleichzeitig soll der Verbrauch an die Produktion angepasst , die Leitungskapazitäten sollen optimal ausgenutzt werden können und es soll Anreize für ein gemeinnützliches Energieverhalten geben. So steht es auf der Internetseite des Bundeswirtschaftsministeriums:
„Intelligente Netze („Smart Grids“) sollen die fluktuierende Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und den Stromverbrauch ausbalancieren. Auf diese Weise erfolgt eine Verschiebung von der bisherigen „verbrauchsorientierten Stromerzeugung“ hin zu einem „erzeugungsoptimierten Verbrauch“.
Das ist ja alles, für sich gesehen, richtig und schön, bedeutet aber, dass die Versorgungsunternehmen jeden einzelnen Verbraucher in Echtzeit, rund um die Uhr, am Bänzel, sprich im Zugriff oder auch Würgegriff haben. Und zwar über das eigene Stromnetz.
Filterprogramme erkennen einzelne Verbrauchertypen, immer mehr Haushaltsgeräte kommen mit eigener IP-Adresse daher und lassen sich auslesen, die Smarthouse-Technik schreitet fort. Der Stromversorger hört also, wenn er es denn will, demnächst mit, wenn Sie an Ihrer Gegensprechanlage jemandem die Tür öffnen. Und er sitzt mit am Tisch, wenn Sie Ihr Mittagessen einnehmen oder zählt, wie oft in Ihrem Haushalt die Waschmaschine läuft.
Der Überwachungsstaat kommt so oder so, was soll’s?
Nachdem die Privatunternehmen wie Apple, Google, Microsoft, Facebook eh schon alles, was Ihre Person betrifft, wissen und die Banken und die Versicherungen ebenfalls und nachdem all diese Unternehmen in aggressiven und ausufernden Geschäftsbedingungen Ihr Einverständnis zur Totalüberwachung permanent neu einholen, warum sollten da ausgerechnet die Energieversorgungsunternehmen eine rühmliche Ausnahme machen?
Natürlich ist jedes neue zusätzlich agierende Überwachungssystem per se ein Problemfall. Gerade die Energieversorger, bei denen vielen Politikern gern Sozialisierungs-und Enteignungsideen kommen, (Stichwort: Verstaatlichung des Energiesektors) haben es überwachungstechnisch in sich: Herr Müller ist nachts zuhause und kocht einen Tee oder Kaffee.
Das ist schnell auslesbar und sagt 1., dass Herr Müller zuhause ist und 2., dass er nicht schlafen konnte oder Durst hatte oder nach Hause kam oder gehen will. Oder oder. In Verbindung mit anderen Signifikanzen weiß der Versorger dann ziemlich genau, wann Herr Müller isst, wäscht, Besuch empfängt, ins Bett geht, aufsteht, Urlaub macht, Besuch empfängt usw. Ob er eng mit seiner Partner(in) zusammenlebt oder weniger eng.
Da der Energiebereich nicht irgendein Lebensbereich ist, sondern der Lebensbereich, der von Ökofanatikern schon fast als Spielfeld für Lenkung, Erziehung, Zwangsbeglückung und Restriktionen jedweder Art ist, bedarf es keiner großen Phantasie, um sich vorzustellen, welche Zwangsmaßnahmen denkbar sind. Zahlt Herr Müller seine Stromrechnung nicht, kein Problem. Der Computer schaltet ihm den Strom voll automatisch ab – und hoffentlich auch irgendwann wieder an.
Verbraucht Herr Müller neuerdings mehr Strom, gefällt das dem Produzenten/Versorger, die leben vom Stromverkauf. Aber wenn Energiesparen zur Ideologie wird und die Politik das Heft des Verteilens in die Hand nimmt, wird es problematisch. Gefällt der Politik dann beispielsweise der neuerdings erhöhte Stromverbrauch von Herrn Müller nicht mehr, kann ihm automatisch der Strom für eine Stunde am Tag oder einen Tag im Monat abgeschaltet oder, etwas sensibler, einzelne Verbrauchtstypen, die sich durch ihr schwankendes Verbrauchsbild ermitteln lassen, ausgeschaltet werden . Die Sanktions-und die Erziehungsmaßnahmen setzen ein. Zum Beispiel:
Geschirrspülmaschine und Waschmaschine haben dann nur noch Nachts eine Chance mit Strom versorgt zu werden. Jeder Kunde mit einer gerade Zählernummer am Ende bekommt von 17-18 Uhr genug Strom zum Kochen. Ungerade endende Zählernummern entsprechend eine Stunde später. Unartige Energieverbraucher, die gerade eine Party feiern, werden zwangsweise herunter gedimmt.
Man muss die Dinge im Kontext sehen und der Kontext ist ebenso wirr wie furchtbar.
Vor einiger Zeit wurden europaweit die Staubsauger gedrosselt.
Die Leistung neu verkaufter Geräte ist rapide gesunken. Mütter sollen nicht mehr ihre Kinder erziehen, ihre Arbeitskraft soll der Wirtschaft erschlossen werden, aber sie sollen sich länger mit dem Staubsaugen beschäftigen, wenn schwächere Geräte mit geringerer Saugleistung die Reinigungsdauer erhöhen. Und Männer sollen das Saugen ihrer Wohnung wahrscheinlich intensiver genießen.
Wenn die Leistung von Toastern immer weiter abgesenkt und das Brot nie mehr kross wird, und der Stromverbrauch nur noch in die schwache Erwärmung des Gerätes fließt, dann ist der Toaster abgeschafft, was man ja durch ein Verbot hätte einfacher haben können.
Die energieverschwendende Selbstfindungsreise nach Neuseeland bleibt ok. Aber die Regelungswut der Energiepolitiker und auch die Eingriffswut in das Verbrauchsverhalten sind riesig und das Ganze steht erst am Anfang.
Die Moden und die fixen Ideen, die die Politik ganz allgemein zunehmend schütteln, werden auch die Energiepolitik erreichen. Wenn es sich plötzlich nicht mehr schickt, seine Klamotten mit Wärme, sprich mit dem Bügeleisen zu glätten, dann gibt es plötzlich Instrumentarien die Menschen daran zu hindern. Wenn es Mode wird, plötzlich nur noch Rohkost zu fressen, dann wird aus dem Herd zum Kochen nur noch ein Herd zum Erwärmen und diese Reduktion lässt sich auch kontrollieren und durchsetzen. Und schließlich trinken Sie Ihren Kaffee ja auch nicht kochend heiß, sondern ohnehin erst, wenn er abgekühlt ist.
Der Erdgaszähler wird auch smart, die Steuerung der Heizungsanlage sowieso. Also wird Herr Müller womöglich zwangsweise zum lauwarmen Duscher, dem auch nur noch 3 Minuten pro Dusche zur Verfügung stehen. Ein Sozial- oder ein VIP-Bonus lassen sich denken. Wenn die Bayern immer CSU wählen, kann es auch einen Bayern-Malus geben und wo überproportional viele Linkspartei-Wähler leben, kann man die Wähler mit einem gewissen Energie-Extra belohnen. Und grüne Wähler, … naja da lassen sich viele Möglichkeiten denken, die müssen hier nicht alle ausgeführt werden.
Alles übertrieben? Alles gar nicht beabsichtigt? So naiv sollte Niemand sein.
Wer sich die Schönfärbereien des Wirtschaftsministeriums anschaut, muss sich verschaukelt fühlen. Kein Hinweis auf die technischen Manipulationsmöglichkeiten, die gigantisch sind. Wer sich den Fanatismus, mit dem Öko-Politik teilweise betrieben wurde und wird, Revue passieren lässt, muss schaudern. Vieles klang so lächerlich, wie beispielsweise die von den öffentlich-rechtlichen Medien schon in den neunziger Jahren verbreiteten redaktionellen Werbebeiträge für Klosettspülkästen mit einer Taste für das Große und einer anderen für das kleine Geschäft. Und der missionarische Geist, besser Ungeist, mit dem Weltverbesserungskonzepte immer wieder in die Politik Einfluss finden, erhält einen ungeheuren Spielraum.
Die Vorstellung, dass jeder einen Smartzähler hat, ist bei allen theoretischen Vorteilen furchtbar. Der voll vernetzte Energieknotenpunkt eines jeden Haushaltes ist eine Horrorvision. NSA schreien und den Strafermittlungsbehörden notwendige Datenzugriffe (Stichwort Vorratsdatenspeicherung) zu verweigern, ist lächerlich angesichts des geplanten Einstiegs in eine Technik, die einer ökologisierten Energiediktatur Tor und Tür öffnet.
Und an jenen schönen Tagen, an denen die Sonne scheint, der Wind weht und Strom im Überfluss vorhanden ist, finden sich keine Abnehmer mehr. Die zwangsgedrosselten Haushaltsgeräte, mit denen zunehmend nichts mehr anzufangen ist, fallen als Verbraucher aus. Und wenn die Stromspeichertechnik nicht voran kommt – und sie kommt nicht recht voran – gibt es keine Möglichkeit, wo der überflüssige Strom hinfließen kann. Es zeigt sich, dass der Energiebereich vollgestopft ist mit allen möglichen Öko-Ideologien. Das Zusammentreffen von Ideologie und Macht, wie der digitalisierte Stromzähler bei den Versorgern entstehen lässt, ist eine ungute Entwicklung. Nur der Jetset, den interessiert das nicht, der lebt sein energieverschwendendes Leben in den Luxushotels dieser Welt.
Ideologisierte Selbstkasteiung durch Verwendung immer leistungsschwacherer Geräte hat nichts mit intelligenter Energieeffizienz zu tun.
Bettina Röhl schreibt zum Thema aktuell im Buch „Genderismus(s)“
Genderismus ist eine neue gefährliche Ideologie mit totalitären Zügen. Was sich hinter den schrillen aber scheinbar harmlosen Auswüchsen wie Binnen-I, Homoampeln, Regenbogenparaden oder Geschlechtervielfalt verbirgt und was der Genderismus für uns und unsere Kinder tatsächlich bedeutet.
Herausgeber: Christian Günther, Werner Reichel
Frank&Frei/ISBN 978-3-9504081-0-2