Tichys Einblick
Mit -Phobie werden Menschen ausgeschlossen und gejagt. Ein Blick in die Wörterkammer der Unmenschen

Aktuelle Totschlagwörter: Islamophobie, Homophobie und Xenophobie

Vernunft und Rationalität sind in dieser durchmedialisierten Welt chancenloser denn je. Ein unangenehmer Typ „Heckenschütze“ terrorisiert die Gesellschaft. Seine aktuelle Waffe: Der Phobienvorwurf.

Das Leben ist ein großes Theater und das Theater widerspiegelte das wahre Leben. Diese selbstbeweihräuchernde Weisheit der Schauspieler und Gaukler hat in der Menschheitsgeschichte noch nie eine so deskriptive Kraft entfaltet wie in den heutigen massenmedialisierten Zeiten. Es gab noch nie so viel Informationsfreiheit, aber auch noch nie so viel Desinformation wie heute. Es gab nie so viel Meinungsfreiheit wie heute, aber auch noch nie so viel Zensur und Selbstzensur wie heute.




Früher gab es Denkschulen, die Religion und viele Denk-Ge-und Verbote. Heute gibt es den medien-und internetbasierten Mainstream, die wohl gefährlichste und gefräßigste Hydra, die auch die Menschen oder mindestens deren Seelen frisst.

Vernunft und Rationalität sind chancenloser denn je, verschwinden immer mehr und verlieren an Bedeutung. Und das hat vor allem den Grund, dass immer mehr mainstreamkonforme bloße Wahrnehmungen in den Vordergrund drängen, die irrtümlich für Fakten gehalten werden. Es hat sich in den klassischen Medien, in den neuen Medien und im Politik- und Kulturbetrieb eine Kaste von selbsternannten, zum Teil gewichtigen, aber auch vielen kleinen Beurteilern herausgebildet, die wahrscheinlich am zutreffendsten mit dem Bild von Heckenschützen beschrieben werden, die vorzugsweise im Rudel auftreten. Zu deren wichtigsten Waffengattungen gehören die sogenannten Phobien.

Die meist weder in der Sache qualifizierten noch durch irgendetwas legitimierten notorischen Urteiler reagieren auf jede Infragestellung ihrer Person oder ihres Tuns äußerst aggressiv. Schlägt jemand willentlich oder zufällig der verfressenen Hydra einen Kopf ab, wachsen sofort zwei nach. Und das Rudel beißt und bellt zurück.

Fleisch fressen und Bier saufen war rechts

Vor kurzem hieß der Hauptkampfbegriff noch „rechts“. Das wurde langweilig. Schweinefleischfressen und Biersaufen war „rechts“ und sich mit Drogen und Alkohol die Birne zuknallen, Pommes und Currywurst und Veggiefood aus Asien essen, das war „links“. Man sieht, die Unterschiede zwischen Gut und Böse lassen sich objektiv kaum manifest machen. Es kommt eben auf die Attitüde, auf die zur Schau gestellte Haltung, auf den Style, auf den Stallgeruch an.

Auch der Kampfbegriff des „Rassismus“ hat an Schlagkraft verloren. Das liegt nicht daran, dass die Heckenschützen in rassistischen Kategorien denken und Menschen diesermaßen selektieren, nämlich in gute und in böse Menschen, sondern einfach daran, dass die mediale Halbwertszeit abzulaufen droht. Der Begriff des „Antisemitismus“, der noch von alten Schlachtrössern wie Martin Walser und ähnlich im Prinzip Günter Grass, aber auch von ewig gestrigen Rechtsradikalen als omnipotente „politische Keule“ diskreditiert wurde, gehört schon seit zehn Jahren ins Kampfmittelmuseum der Heckenschützen. Die FDP, die mit der Freiheit des Gedankens, den sie so liebt, so ihr Probleme hat, beteiligte sich am Abschuss ihres einstigen Vormannes Jürgen Möllemann noch in sehr feiger Weise unter Verwendung des damals wie ein Geschoss wirkenden Begriffes des Antisemitismus. Das war 2002.

Deutlich festzuhalten bleibt an dieser Stelle, dass Antisemitismus eine Schande ist. Aber es ist eine Schande eigener Art, in diesen Zeiten mit dem Begriff des Antisemitismus Schindluder zu treiben und ihn für eigene Kampfzwecke zu instrumentalisieren. Heute werden Phobien, eigentlich ein Krankheitsbild, in kompletter Denaturierung des Begriffes als „Totschlagargumente“ missbraucht.

Die Islamophobie, die Homophobie und die Xenophobie

Drei Hauptphobien kennen die phoben Heckenschützen: Die Islamophobie, die Homophobie und die Xenophobie. Vor diesen Phobien sprachen die Heckenschützen eher von Islamfeindlichkeit, Fremdenfeindlichkeit, Schwulenfeindlichkeit und natürlich von allen anderen Feindlichkeiten, vorneweg der Frauenfeindlichkeit und der Kinderfeindlichkeit. Lasse man sich von der intellektuellen Verblödung, die in solchen Begriffsgeschossen liegt, nicht beirren. Es geht um die böse Absicht. Und die Absicht der Heckenschützen ist primitiv und durchsichtig. Bei der Heckenschießerei geht es um nichts anderes als um eine moralische Selektion und Kategorisierung – und zwar in Menschen, die drin bleiben dürfen und solche, die über den Tellerrand fliegen. Es geht also tatsächlich um eine Art „Abschießen“, nämlich darum andere Menschen in das gesellschaftliche, berufliche, existenzielle Aus zu schießen, aus der Gemeinschaft auszusperren.

Westernliebhaber kennen das. Der Richter im Film, der selber oft ein prototypisches Kind des Wilden Westens ist und sich gelegentlich auch selbst den Posten gemacht hatte, lebte regelmäßig wie die Made im Speck: der richtende Filmrichter hatte aber noch irgendeine Legitimation und schaute wenigstens noch in irgendein Buch, das nicht unbedingt das Gesetzbuch gewesen sein muss und auch mal eine Pistole enthalten konnte, hinein.

Die modernen Heckenschützen richten dagegen ausschließlich nach eigenem Gusto, sie haben keinerlei konsistentes Normensystem im Kopf und jagen morgens den einen in die eine und abends einen anderen in die andere Richtung. Bei ihnen hat sich das Erlegen der auserkorenen Opfer längst verselbstständigt. So kommt es zu absurdesten „Ergebnissen“.

Moderne Heckenschützen haben keinerlei konsistentes Normensystem im Kopf
In der irrlichtenden, der Autorin gleichwohl ans Herz gewachsenen, immer wieder in Fanatismen versinkenden kleinen, aber lautstarken taz erklärte eine Autorin den Lesern vor einiger Zeit, dass die weiße Frau, die sonst gleich dem Rest der Welt unter dem weißen Mann litte, selber zur Rassistin würde, wenn sie einem Mann, der zufällig Moslem ist, den Beischlaf verweigerte.

Ja, gut mag man denken, Verrückte gibt es und Shit happens. Solcherlei Idiotien sind indes nicht die Ausnahme bei den Instrumentalisierern des Begriffes Rassismus, sie sind die Regel.




Das Einführen des Doppelpasses durch die Groko auf ultimatives Drängen der SPD kann man intellektuell sauber nur so abstrahieren: Ein junger Deutscher mit deutschem Pass, aber zum Beispiel türkischem Genom, soll wegen seiner ausländischen Wurzeln, wobei damit gemeint sind die Wurzeln seiner Eltern, unter den gesetzlich definierten Bedingungen weiter in Deutschland lebend zusätzlich einen türkischen Pass beanspruchen dürfen. Das Ganze soll deswegen so sein, weil sich der junge Deutsche mit deutschem Pass, in Deutschland geboren, nicht als „Deutscher“ fühlen sollen muss, sondern sich auch als Türke oder gegebenenfalls nur als Türke oder nur als Deutscher oder sowohl als auch fühlen können soll. Das Recht eines Menschen mit ausländischen Wurzeln auf seine ausländische Identität, gegebenenfalls zusätzlich, steht über allem. Dennoch geübte Kritik an dieser Regelung gilt als unzulässig und hat gute Chancen als xenophob, teutonisch rechtsradikal, gegebenenfalls islamophob bezeichnet zu werden oder als Verstoß gegen den Grundsatz „Check your privilege“ ober überhaupt von den Heckenschützen attackiert zu werden.




Als Vorwurf formuliert, trifft das kranke Geschoss der Phobie nicht die Kritik oder das Argument, das jemand formuliert hat, die auch gar nicht gemeint sind, sondern sie richtet sich ganz ausschließlich gegen die Person, gegen den Menschen, der kritisiert hat. Deshalb gibt es regelmäßig auch keine homophoben, islamophoben, xenophoben Argumente, sondern stets diesermaßen kontaminierte Personen.

Ein Mensch mit ausländischen Wurzeln hat eben das Recht auf die ausländische Heimat seiner Eltern, seine kulturelle Identität, seine ausländischen Traditionen, seine ausländische Sprache, seine Bildung, eben auf seine oft kaum noch gekannten ausländischen Wurzeln und seinen Hintergrund. Natürlich sollen mit dem Doppelpass auch die Wohltaten und gegebenenfalls Pflichten, die der ausländische Staat seinen Bürgern gewährt bzw. abverlangt, für den weiter in Deutschland lebenden Bürger mit Doppelpass zusätzlich gelten. Bitte, wenn das demokratisch entschieden ist, dann soll das so sein.

Der Selektionismus der Heckenschützen

Diametral anders lautende Entscheidungen derselben Heckenschützen, negieren das korrespondierende Recht der Deutschen mit deutschen Wurzeln allerdings komplett. Mehr noch, es ist die Geschäftsgrundlage des gesamten Weltbildes der Heckenschützen, dass es ein Recht auf kulturelle Identität der Menschen mit deutschem Genom, so die Gen-Selektion der Heckenschützen, nicht gibt, nicht geben kann, nicht geben darf. Folgerichtig wird jeder Deutsche mit deutschen Wurzeln, der womöglich auch noch in einer tradierten deutschen Un-Kultur leben möchte, als rechtsradikaler Rassist oder eben als xenophob, türkophob, islamophob oder homophob abgeurteilt. Entsprechend ist das Wort „Heimat“ für die Deutschen nicht nur verpönt, sondern rassistisch, rechtsradikal, xenophob und rundum phob konnotiert. In den deutschen Lehrplänen ist das gar nicht heimatlich gemeinte Fach „Heimatkunde“ in fast allen Bundesländern ersetzt worden, in Sachkunde, Weltkunde oder einfach in HWSU, Heimat-Welt und Sachunterricht. Gerade so als sei die Heimat der Menschheit, dieses fragile Gebilde, auch Erde genannt, irgendwie höchst einseitig bemakelt.

Das Wort „homophob“ ist hier eben versehentlich in die Liste gerutscht, denn die Homophobie ist in anderen, nicht westlichen Kulturkreisen oft dramatisch deutlicher ausgeprägt. Es gibt auch Regionen oder Kulturen auf dieser Welt oder auch Religionen, die in Sachen Intoleranz und Friedfertigkeit oder gelebtem fanatischem Nationalismus weit von jedem westlichen Maßstab und jeder tatsächlich existierenden Toleranz entfernt sind. Da gibt es einen Zielkonflikt bei den Heckenschützen, die sich um innere Widersprüche nicht kümmern.

Jemand kann multikulti toll finden und gleichzeitig so vielfältig denken, dass er den ihm traditionell ans Herz gewachsenen eigenen Kulturkreis sogar noch gut findet. Wo also drückt die Heckenschützen deren genomophobischer Schuh?

Von Linksautonomen und fanatischen grünen Kreisen hört man Sprüche wie „Deutschland verrecke“ oder dass das deutsche Genom „aussterben“ soll. Gregor Gysi formuliert aktuell:

Und dann gibt es ja noch was: Jedes Jahr sterben mehr Deutsche, als geboren werden. Das liegt zum Glück daran, dass die Nazis sich auch nicht besonders vervielfältigen. Und schon deshalb sind wir auf Zuwanderer aus anderen Ländern angewiesen“

Ein Wort wie Phobie, mit dem eine Krankheit in eine politische Waffe umfunktioniert wird, hat es in sich. Und alle Leser werden aufgefordert mitzuspielen und zu ergänzen, was ihnen einfällt. Schließlich gibt es ja viele politisch korrekte Phobie-Attacken und korrespondierend Philoismen und das Ganze ist ein ziemlich übelriechender, schwer kontaminierter Brei. Hier also ein Versuch das Waffenarsenal der Heckenschützen mit zwei willkürlich zusammen gesetzten Listen in seine molekularen Bestandteile zu zerlegen, in Phobien und Philoismen, wie zum Beispiel:

Automobilophobie, Heterophobie, Xenophobie, Katholikophobie, Managerphobie, Bankerphobie, Kapitalismusphobie, Germanophobie, Weisser-Mann-phobie, Testosteronophobie. Schildkrötensuppenphobie, Deutschlandophobie, Homophobie, Ehephobie, Heile-Weltophobie, Pelzophobie, Macho-Phobie, Konservativophobie, Islamophobie, Glühbirnophobie,Penisophobie, Milchophobie, Rechtsradikalophobie, Semitophobie, AkWophobie, Mannophobie, Schulmedizinophobie, Normalophobie, Diskriminierungsphobie, Verschwörungsphobie, Rassismohobie, Zuckerphobie, Fleischphobie.

Oder in:

Philoislamismus, Philokommunismus, Philoveganismus, Philoschwulismus, Philomultikulturalismus, Philopatschworkfamiliarismus, Philofeminismus, Philo-Pädophilismus, Philorevolutionismus, Philolinksradikalismus, Philogegendemonstrationismus, Philo-Antisemitismus,Philo-Anti-Israelismus Philo-Kopftuchismus, Philopenismus, Philosexualismus für Kindergarten und Schule, Philogenderismus, Philogrünismus, Philo-Ritalinismus, Philocannabismus, Philoschizophrenismus, Philoantidiskrimierungismus, Philoverschwörungstheorieismus, Philorassismus.




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