Will man die unterschiedlichen Entwicklungen verschiedener Kulturen vergleichen, ist es wichtig die verschiedenen Grundlagen zu verstehen. Ist der Grund des afrikanischen Misserfolgs weißer Rassismus? Und was ist die Grundlage der asiatischen Erfolge?
Einheitskultur in Vietnam
In Vietnam gibt es ein Staatsvolk (die Vieth oder Kinh), das sich besonders über seine Kultur und Nationalität definiert: „Ich bin stolz, Vietnamese zu sein!“ Im Norden und im Westen gibt es zwar einige Stämme. Diese stellen aber nur einen geringen Anteil an der Gesamtbevölkerung. Im Fernsehen wird sehr positiv über die Traditionen der Stämme berichtet. Wer aber schon dort war, weiß, wie armselig diese leben. Letztlich hält oft der Tourismus, in dem westliche Multikulti-Romantiker die fremden Stammeskulturen wie in einem Zoo betrachten, die Stämme am Leben.
Multikulti in Südafrika
In Südafrika gibt es vier große demographische Gruppen: Schwarze, Weiße, Mischlinge und Asiaten. Der Anteil der Schwarzen liegt bei 80% – Tendenz steigend, der Anteil der Weißen bei 8% – Tendenz fallend.
Wie in Amerika die Indianer wurden die Eingeborenen, die Buschmänner, von Einwanderern brutal verdrängt. Allerdings waren die Eroberer nicht Weiße, sondern schwarze Stämme: Die Xhosa und Zulu verjagten und versklavten die indigenen Ureinwohner Südafrikas, die Buschmänner.
Die Zulu stellten im frühen 19. Jahrhundert die mächtigste Streitkraft der Stämme. Sie überfielen Nachbarstämme, töteten die Männer, nahmen deren Land in Besitz und versklavten die Frauen und Kinder.
Hatten die Nachbarstämme größere Macht, verhielten sie sich ähnlich. Dieses Misstrauen gegenüber anderen Stämmen prägt Südafrika bis heute.
In Südafrika leben die Stämme der Zulu, Xhosa, Basotho, Venda, Tswana, Tsonga, Swazi und die Ndebele. Die Stämme wohnen zumeist in voneinander abgegrenzten Homelands. Eine Vermischung der Stämme findet kaum statt.
Jedes Stammesmitglied sieht sich zuerst als Teil seines Stammes und definiert sich über ihn. „Ich bin stolz, ein Zulu zu sein!“ Die Bindung an die Nation Südafrika tritt weit zurück.
Ein Stamm gönnt dem anderen nicht die Butter auf dem Brot. Jeder Stamm überhöht sich, wertet den anderen ab und bekämpft ihn bei Bedarf. Insbesondere die Zulu stehen hier an erster Stelle. Sie sehen sich nach dem Sturz der Apartheid als Primär-Stamm. Für Unruhe bei den anderen Stämmen sorgte, dass die Universität von KwaZulu-Natal (UKZN) die Zulusprache als Pflichtfach für alle neuen Studenten jeden Stammes einführte.
Dergleichen verfeindete oder konkurrierende Stammeskulturen gibt es in Vietnam nicht. Die Vietnamesen empfinden sich als ein Staatsvolk und sind darauf programmiert, ihren Staat zu entwickeln und sich besonders gegenüber ihrem großen Nachbarn China zu behaupten.
Korruption in Vietnam und Südafrika: In Südafrika und Vietnam herrscht ein hohes Korruptionspotential. Aber ist Korruption gleich Korruption? Es lohnt sich einen Blick auf die Unterschiede zu werfen.
Korruption in Vietnam
Wenn Regierungsbeamte und Verwaltung Korruptionsgelder erwarten, tun sie das natürlich zu ihrem eigenen Vorteil. Aber insgesamt handelt es um einen kleinen Prozentsatz von Leadern in hohen Positionen. Zuvörderst wird das Geld in die Bildung der Kinder gesteckt. An erster Stelle der Begehrlichkeit steht ein Studium der Kinder in England oder Deutschland, wofür extrem viel Geld aufgewendet werden muss.
Korruption in Südafrika
Hier dient die Korruption neben der Selbstbereicherung vor allem dazu, die Macht des Stammes und die Macht des herrschenden ANC zu sichern. Während die kommunistische Partei in Vietnam geschlossen auftritt, ist der herrschende ANC in verschiedene Stammesfraktionen zerstritten, die sich gegenseitig bekämpfen.
Gewalt in Vietnam
In Vietnam gibt es kulturbedingt wie in fast allen asiatischen Staaten sehr wenig offene Gewalt. Ein Tourist kann sich überall in Vietnam sehr sicher fühlen. Jenseits der offenen Gewalt wird man versuchen, ihn über den Tisch zu ziehen – wie überall in Südostasien. Die Ananas auf dem Markt und die Taxifahrten werden das Mehrfache kosten, was die Einheimischen zu bezahlen haben. Aber die Mordraten in den beiden Ländern sind drastisch unterschiedlich:
Vietnam – Mordrate per 100.000 Einwohner etwa 3
Südafrika – Mordrate per 100.000 Einwohner etwa 35
Gewalt in Südafrika
In Südafrika gehört offene Gewalt seit Jahrhunderten zur Tagesordnung. Mord und Totschlag herrschen auch in den Townships der schwarzen Bevölkerung. Dies kann nun nicht mehr auf eine herrschende Apartheid geschoben werden. Der Hassausbruch der schwarzen Südafrikaner 2019, der sich in den Großstädten Bahn brach, galt den schwarzen Fremden im Land, unter ihnen viele Zimbabwer. Es wurde gebrandschatzt und gemordet, und es wurden unzählige Geschäfte geplündert. Daneben gibt es auch Morde an hunderten weißen Farmern, meist mit großer Brutalität durchgeführt.
In Südafrika wurden zwischen April 2018 und März 2019 mehr als 21.000 Menschen ermordet.
Afrikas Verhältnis gegenüber dem Westen
Für die Probleme Afrikas wird in den Medien und Universitäten hauptsächlich der Westen verantwortlich gemacht. Es wird gar der Mythos aufgebaut, dass, wenn es keine Kolonialmächte gegeben hätte, Afrika heute die erfolgreichste Kultur der Welt wäre. Aufgrund der Ausbeutung sei nun der Westen in der Pflicht, dies finanziell auszugleichen. Eigene, afrikanische Fehler und Probleme werden verleugnet und dem zugeschoben, der sich dafür anbietet. Das ist heute der Westen.
Diese auch vom Westen geförderte Opfermentalität aber hemmt die Entwicklung, da sie dazu verführt, alle Verantwortung anderen zuzuschieben und selbst nichts zu ändern.
Vietnams Verhältnis gegenüber dem Westen
Dies ist in Vietnam diametral anders. Trotz des vor 50 Jahren beendeten Vietnamkrieges gibt es keine Anspruchshaltung gegenüber den USA. Während in Vietnam der Gewinn des Krieges gegen die Weltmacht Nr. 1 zu Selbstbewusstsein führt, endet die Abschaffung der weißen Apartheid in Südafrika im Chaos.
Verhältnis zu Kindern in Vietnam
In Vietnam stecken die Eltern ihr Geld in die Ausbildung der Kinder. Wie in Afrika sind auch in Vietnam diese die Rentenversicherung der Eltern. Aber die Vietnamesen denken meist qualitativ: Je höher das Einkommen meiner Kinder, desto höher meine Rente. So verschulden sich Eltern, um ihren Kindern eine gute Schulbildung zukommen zu lassen. Das Ziel ist, lieber wenige Kinder, die viel verdienen, als umgekehrt. Und den Kindern eine gute Ausbildung zu verschaffen, ist teuer. Das senkt die Geburtenrate massiv.
Im PISA-Ranking von 2015 erreichen vietnamesische Schüler Platz 8 in Naturwissenschaften. Ein für ein Entwicklungsland außergewöhnlich gutes Ergebnis.
Fertilitätsrate pro Frau: 1,8 Kinder. Lebenserwartung: 75 Jahre.
Verhältnis zu Kindern in Südafrika
Die Anzahl der Kinder spiegelt im Stammesdenken die Potenz und die Macht des Mannes wider. Indirekt denken auch die Südafrikaner an ihre Altersvorsorge. Aber sie denken oft quantitiv, je mehr Kinder, desto höher meine Rentenversicherung. Bildung hat in Afrika längst nicht den Stellenwert, den sie in Vietnam hat.
Fertilitätsrate pro Frau: 2,3 Kinder. Lebenserwartung: 63 Jahre.
So sind die Vietnamesen als Preussen Asiens bekannt, was man von den Afrikanern in Afrika nicht gerade sagen kann. Es ist kein Zufall, dass es in Afrika diese Sweatshops gar nicht erst gibt und fast alles aus Asien importiert wird.
Vietnamesen sind wie Chinesen nicht auf den schnellen Konsum, sondern aufs Sparen ausgerichtet, um in der Zukunft investieren zu können.
Die Leistungsbereitschaft der afrikanischen Stämme ist eher der Zufälligkeit anheimgestellt. Insgesamt sind Stammeskulturen, auch in Asien, nicht leistungs- und bildungsorientiert. Wer ein Moped möchte, arbeitet so lange, bis er das Geld für den Kauf hat. Dann hört er auf zu arbeiten. Ein in die Zukunft gerichtetes Handeln ist kaum ausgeprägt.
Auch das Verhältnis zur Zeit ist relativ. Ob ein Treffen zeitnah eingehalten wird, ist eher der Zufälligkeit anheimgestellt. Dazu kommt, dass in Stammeskulturen der hierarchisch Höherstehende den weniger Wichtigen warten lässt. So ist es üblich, dass bei Stammesversammlungen, der Häuptling seine Anhänger mehrere Stunden warten lässt, bis er erscheint. Je wichtiger er ist, desto länger wartet das Volk. Das wird auch vom Stamm als normal angesehen.
Verhältnis zur Religion in Vietnam
Es gibt in Vietnam zwar noch eine versteckte Geistergläubigkeit, aber letztlich gilt die Devise: Religion ist Opium fürs Volk. Und das Volk hat sich ähnlich wie in der DDR und China von der Religion entfernt. Trotzdem sind wieder überall kleine Tempel, die von den Einheimischen fleißig besucht werden. Allerdings ist das tiefere religiöse Wissen, ähnlich wie in China, durch eine Generation der Herrschaft der Kommunistischen Partei verloren gegangen.
Verhältnis zur Religion in Südafrika
Der afrikanische Okkultismus lebt auch in Südafrika. Zum Beispiel verlautbarte Südafrikas volksnaher Ex-Präsident Zuma, dass AIDS mit Duschen und dem Beischlaf junger Mädchen zu vermeiden sei. Der Hexenglaube ist weit verbreitet. Voodoo soll allüberall helfen. Sein Vorgänger Mbeki hatte einen Zusammenhang des HIV-Virus mit Aids stets bestritten und durch seine Gesundheitsministerin ausrichten lassen, der Verzehr von Knoblauch und roter Bete sei Therapie genug. Solche Vorstellungen sind Ausdruck des allgemeinen okkulten Volksglaubens in Südafrika und keine seltsamen Außenseitermeinungen.
Verhältnis zu Frauen Südafrika
Auch hier ist Ex-Präsident Zuma, ein bekennender Polygamist, ein Beispiel für die Rolle der Frau in Afrika. Die Aufgabe der Frauen ist es, dem Manne zu dienen. Je mehr Frauen ein Mann hat, desto höher sein Ansehen. Die meisten afrikanischen Potentaten lehnen Familienplanung ab; sie sehen in einer wachsenden Zahl ihrer Untertanen Prestigegewinn und Machtzuwachs.
Verhältnis zu Frauen Vietnam
In Vietnam gilt zwar die chinesische Vorstellung von Yin und Yang, also die im Westen als „sexistisch“ geltende Vorstellung, dass Mann und Frau nicht wesensgleich seien, sondern sich ergänzten: Wo die Frau stark ist, ist der Mann schwach. Wo der Mann stark ist, ist die Frau schwach. Yin und Yang. Es gilt aber auch das Mao-Verdikt, die Frauen seien die Hälfte des Himmels. So gibt es eine breite Schicht sehr gut ausgebildeter junger Frauen, die auch im Beruf ihren Mann stehen.
In Asien werden die Ruhigen gehört, die Großmäuler werden beruhigt. In Afrika ist es eher umgekehrt. Dies strahlt bis in die amerikanische schwarze Gangsta- oder in die arabische Gangsta-Rap Szene in Deutschland aus. Hier gerät das Großmaultum und die Aggressivität geradezu zum Stilmittel. Etwas Vergleichbares gibt es in ganz Asien nicht. Auch in der Musik sind es die leisen romantischen Töne, die die Menschen überall im Asien faszinieren.
Conclusio
Dass in Asien die Tigerstaaten es aus eigener Kraft geschafft haben, sich zu entwickeln, während Afrika mehr und mehr abgehängt wird, ist weder dem Zufall noch weißem Rassismus geschuldet. Die Bevölkerungsexplosion in Afrika trägt das ihre dazu bei, ist aber mehr Wirkung als Ursache.
Es ist zu befürchten, dass aus den geschilderten Gründen in Zukunft die Schere noch weiter auseinandergehen wird. Stammesgesellschaften sind besonders in Afrika zuhause. Aber überall in der Welt haben sie mit höchsten Schwierigkeiten zu kämpfen. Milliarden Entwicklungshilfe sind vergeblich und politisch korrektes um den heißen Brei Herumreden führen in den Abgrund, wenn die Grundprobleme nicht verstanden oder tabuisiert werden.