In diesem Kinosaal nördlich von Tel Aviv werden normalerweise israelische Soldaten in Strategie unterrichtet, wie sie ihr Land zu verteidigen haben. An diesem Montag, dem 17. Kriegstag, sitzen rund 200 Journalisten aus aller Welt in gepolsterten Stühlen, sehen und hören auf einer Großleinwand Beweise des Grauens. Geschehen am 7. Oktober im Süden Israels. Eine digitale Tonaufzeichnung nimmt einem den Atem. Ein Hamas-Terrorist ruft zu Hause in Gaza an, seine Stimme überschlägt sich vor ekstatischer Freude, als er mehrfach wiederholt: „Mama, Mama ich habe zehn Juden getötet, mit meinen eigenen Händen, Alluh Akbar, Gott ist groß“. Der Vater stachelt ihn noch weiter an: „Töte so viele, wie Du nur kannst“.
Der Presse-Einladungstext, der per Mail am Vortag ankommt, liest sich, wie er vielfach an Journalisten weltweit verschickt wird. Der Inhalt lässt einiges erahnen. Was dem Publikum aber dann in Bild und Ton vorgeführt wird, ist eine Realität, wie sie in ihrer Brutalität, Grausamkeit zuallererst Entsetzen und Ekel hervorruft. Entsetzen über die Kaltblütigkeit. Terroristen morden, gehen eine Minute später an den Kühlschrank und bedienen sich an den gekühlten Speisen ihrer Opfer, die in ihrem Blut vor ihren Füßen liegen. Ekel vor Menschen, die sich auf einen Gott berufen, während sie Kleinkinder, Frauen, Männer, Alte und Behinderte abschlachten wie Tiere, verbrennen wie Abfall.
Dokumentation des Grauens
Die israelische Armee (IDF) hat hunderte von Kameras erbeutet, die die Terroristen am Körper trugen, während sie ihrem gnadenlosen, blutigen Handwerk nachgingen. Bei den Tätern wurden auch Mobil-Telefone gefunden, mit denen sie über Whatsapp Angehörige und Freunde in Gaza live an ihrem Morden teilhaben lassen und alles aufzeichnen. Die IDF hat das mehrere hundert Stunden Bild- und Tonmaterial auch aus Verkehrs-Kameras und Auto-Dashcams kommentarlos auf rund 40 Minuten zusammengeschnitten. Damit verschafft sie der Weltpresse einen Einblick, was sich am 7. Oktober in Kibbuzzim wie Beeri, in Shaar Henegev und bei einem Open-Air-Musik-Festival nahe Re´im unter der Shabbat-Sonne zugetragen hat. Ein Ereignis, das Israel und den Nahen Osten grundlegend verändert.
Bei getöteten Terroristen wurden Broschüren gefunden, in denen die Vorgehensweise minutiös beschrieben ist: „Töte jeden, der eine Gefahr darstellt, von der Operation ablenkt oder für Unruhe sorgt … Sorge für Chaos, nutze dafür Deine Waffe, Granaten, Elektroschocks … Lege Feuer … Nimm so viel Geiseln wie möglich und bringe sie nach Gaza.“
Wer sich Details zumuten will, hier sind die Links:
Wer den Kinosaal verlässt, ins Freie tritt, sucht irgendwo Halt. Die Knie sind weich. Die IDF hat Wasser für die trockenen Kehlen bereitgestellt. Man beginnt zu verstehen, was der israelische Verteidigungsminister Yoav Galant gemeint hat, als er sagt: „das ist ein anderer Feind, deshalb müssen wir einen anderen Krieg führen“. Wie dieser „andere Feind“ zu beschreiben ist, dafür fehlen wohl in allen Sprachen die Worte. Auch dafür, wie der „andere Krieg“, der jetzt im Nahen Osten ausgebrochen ist, aussehen wird.
Kein Konflikt, sondern ein Massaker
Daniel Hagari, Pressesprecher der IDF, steht in seiner Generalsuniform, das Gewehr umgehängt, auf der Bühne und versucht, die Vertreter der internationalen Presse ins Thema einzuführen. Er mag sonst ein geübter Redner sein. Heute gestikuliert er mit den Händen, bevor er Worte hervorbringt. Seine Botschaft an die Berichterstatter von New York bis Warschau und von Neu-Delhi bis Kapstadt dringt aber durch: Es geht nicht um den politischen Palästina-Konflikt, es geht um ein Massaker. Diese Bilder sollen uns allen helfen, ein schreckliches Ereignis zu verstehen, zu erfassen. Er ringt immer wieder nach Worten, legt unvermittelt Pausen ein. Es herrscht zeitweise eisiges Schweigen.
Jedem, der in diesem IDF-Kinosaal sitzt, ist klar oder müsste klar sein: Wer von Israel verlangt, dass es Nahrungsmittel, Wasser und andere lebenswichtige Güter nach Gaza liefern soll, denkt zynisch.
Der Holocaust ist in Israel noch immer lebendig. Es gibt noch Tausende, die eine Nummer aus einem Konzentrationslager am Unterarm tragen. Seit dem 7. Oktober sind Auschwitz, Treblinka und Maidanek lebendiger denn je. Nicht von der Anzahl der Ermordeten her, aber die Absichten der Hamas-Täter rufen verdrängte Erinnerung wach. „Nie wieder“, wird abgelöst von „jetzt schon wieder“.
NS-Deutschland hat 1945 in den letzten Monaten vor dem Untergang versucht, seine Gräueltaten zu verschleiern. Die Hamas-Terror-Organisation ist dagegen stolz auf ihr rücksichtloses Morden. Die Terroristen verbreiten ihre Taten wie Ruhmesblätter über alle modernen Medien-Kanäle und hoffen, dass der Funken zum Morden zur Hisbollah im Libanon und ins Westjordanland überspringt. Und sie rechnen fest mit ihren „Free Palestine“-schreienden Unterstützern in den Ballungszentren der Welt, von London bis Sidney und von Berlin bis Madrid. Sie sind nicht enttäuscht worden.
Hamas verbreitet die Bilder ihrer Terrormorde selbst
Beunruhigend sind die weltweite Medienfront und die Straßen-Demos in den europäischen Ballungsgebieten bis nach Australien. Sie wollen uns glauben machen, dass es um „Free Palestine“ geht. Alles Unsinn. Schon allein deshalb, weil es nie ein „Palestine“ als Staat gegeben hat, keine einzige Minute, der von irgendeiner arabischen Regierung geführt wurde. Palästina ist seit 2000 Jahren eine geographische Bezeichnung für ein Gebiet, in dem Juden, Christen und Muslime – letztere erst seit dem 7. Jahrhundert – mal friedlich miteinander, mal kriegerisch gegeneinander gelebt haben. Wenn es also nie einen Staat „Palestine“ gegeben hat, kann er auch nicht befreit werden.
Hinter „Free Palestine“ steckt die „Auslöschung und Vernichtung Israels“. So steht es in der Hamas-Charta seit 1988. Dahinter steht das UN-Mitglied, die Islamische Republik Iran, eines der größten Öl-Förderländer, viermal so groß wie Deutschland mit fast 90 Millionen Einwohnern. Deren Mullah-Führung wiederholt den Charta-Inhalt regelmäßig öffentlich. Straßen-Demos gegen die Mullahs gibt es in der westlichen Welt sehr selten. Klammheimlich hoffen immer mehr, dass endlich geschieht, was der Iran und seine Proxys seit langem propagieren.
Eine iranische Christin, die vor den Mullahs im Iran geflüchtet ist, geht im deutschsprachigen Internet derzeit viral. Es ist eine Einzelstimme, aber den Inhalt kennt man von vielen Aussagen der iranischen Opposition im Exil in den vergangenen Jahren. Es sind Worte, denen die westliche Welt keine oder zumindest viel zu wenig Taten folgen ließen:
„Schauen Sie sich bitte den Koran und die Geschichte des Islam an. Ich habe als Iranerin Zugang zu Moscheen, und höre dort immer wieder erschreckende Dinge, die definitiv nicht Grundgesetzkonform sind. Dort wird gepredigt, dass die Welt NUR Allah und NUR seinen Gläubigen gehört. Dieses Recht sollen alle Muslime einfordern, auch mit Gewalt. Das ist deren einziger Antrieb im Leben. Dies verfolgen sie geradezu fanatisch (wie man ja überall gut sehen kann)!“
All das ist mitfinanziert von einer Gut-Menschen-Politik, die glaubt und hofft, dass Millionen von muslimischen Zuwanderern sich an das anpassen, was sich Europa in den letzten 250 Jahren der Aufklärung, Demokratisierung, Industrialisierung, Digitalisierung, Globalisierung aufgebaut hat.
Wer die Bilder der Demonstrationen nach dem 7. Oktober in London, Paris, Berlin und Brüssel gesehen hat, dem müssen mehr als berechtigte Zweifel kommen, dass die viel beschworene Integration gelingen kann.
Die gespenstische Ruhe vor dem Sturm
Israel hat mobil gemacht, eine halbe Million Bürger sind zu den Waffen gerufen. Über 200.000 Israeli allein im Norden haben ihre Wohnungen und Häuser verlassen, die Wirtschaft steht bis auf die Produktion lebensnotwendiger Güter still, es herrscht vielerorts eine gespenstische Ruhe. Es ist die Ruhe vor dem Sturm.
Die israelische Verteidigungsarmee (IDF) steht vor dem Einmarsch in den Gazastreifen. Die Vernichtung der Hamas ist das erklärte Ziel. Es geht nicht um Rache. Israels Oberbefehlshaber Hertzi Halevi hat ausgedrückt, was Millionen fühlen und denken: „wir haben eine Wut im Bauch, aber wir werden mit dem Kopf entscheiden. Wir handeln nicht wie die andere Seite. Es wird Wochen, vielleicht Monate dauern, aber wir werden siegen“.
Die unbändige Wut im Bauch wird von israelischen Pathologen und Forensikern, die die ermordeten Leichen identifizieren, täglich geschürt. Für viele mag Israels „National Center of Forensic Medicine (Abu Kabir)“ in Tel Aviv keine zuverlässige Quelle sein. Auszüge aus den Berichten der Mediziner, die eine seelisch-belastende Arbeit verrichten, sollen auch hier dokumentiert werden: „Der Geruch von verrotteten menschlichen Überresten, von denen viele wegen der Brutalität der Täter überhaupt nicht mehr erkennbar sind, war schwer zu ertragen“, heißt es in dem Bericht von Dr. Chen Kugel, dem Leiter des Instituts, der 31 Berufsjahre hinter sich hat. Er hat viel in seinem Leben erlebt, aber die Menge der Grausamkeiten sei schrecklich. Am stärksten verstörend seien die Massen an verkohltem Fleisch, die auf den ersten Blick nicht als Menschen zugehörend auszuweisen waren. „Wir haben zwei Wirbelsäulen gefunden, vermutlich Vater und Kind, die aneinandergebunden waren, bevor sie angezündet wurden“.
Viele Opfer haben Schusswunden an den Händen, weil sie sich die zehn Finger vors Gesicht gehalten haben, bevor sie erschossen wurden. Viele seien in ihren Häusern bei lebendigem Leib verbrannt. „Wir wissen das, weil wir Rauchspuren in den Kehlen gefunden haben. Das beweist, dass sie noch geatmet haben, bevor sie Opfer der Flammen wurden.“ Dr. Kugel erklärt, dass das Alter der Ermordeten von Drei- bis 80- und 90-Jährigen reiche. Viele der Kinder seien enthauptet worden.
200 Fachleute arbeiten derzeit in Tel Aviv an der Identifizierung der sterblichen Überreste. Das kann noch Wochen dauern. Sie lagern in dutzenden von Kühlcontainern. Die traurige Nachricht für viele Angehörige: Sie werden nie erfahren, wo ihre Väter, Mütter, Kinder geblieben sind, weil fast 350 sterbliche Überreste nicht zu identifizieren sind, sagt Dr. Hagar Mizrahi, die mit den Tränen kämpft.
Dr. Nurit Bublil, eine DNA-Expertin, berichtet: „Das war kein Kampf, kein militärischer Konflikt oder ein Krieg zwischen Staaten. Hamas hat sich am Morden erfreut, sie zelebrierten das Töten, das Verbrennen der Häuser mit Zivilisten darin, die ihnen nichts getan haben. Sie haben sich 18jährige Mädchen gegriffen, von einer Party, von einem Musik-Festival und haben sie nach Gaza verschleppt. Wer weiß, was sie ihnen alles angetan haben, diese Monster. Das sind keine Menschen. Sie hatten kein Mitleid mit Niemandem. Kein Lebewesen, das sie antrafen, blieb am Leben. Niemand.“
Die IDF haben am 7. Oktober geschlafen. Inzwischen sind sie aufgewacht. Der bevorstehende Einmarsch der IDF in Gaza wird viele Opfer kosten. Hamas muss ausradiert werden, verkünden Politik und Militär. Es wird ein schwieriger Kampf. Vielleicht der schwierigste in der 75-jährigen Geschichte Israels.