Tichys Einblick
USA

New York soll 1,8 Milliarden Dollar wegen alter „rassistischer“ Lehrerprüfungen zahlen

Aus der Rubrik: Kaum zu glauben, aber wahr. In New York wurde gerichtlich entschieden, dass Eignungstests rassistisch sind, wenn mehr Schwarze als Weiße durchfallen. Die Folgen für die Gesellschaft durch dieses bereits rechtsgültige Urteil sind noch nicht abzusehen.

IMAGO / Pond5

Mein Anwalt ist benachrichtigt. Ich werde gemeinsam mit ehemaligen Mitschülerinnen unsere Schule verklagen. Wir wurden damals gezielt diskriminiert! Im Physik-Leistungskurs waren ausschließlich Jungs, im Mathe-Leistungskurs durfte nur ein einziges Mädchen mitmachen. Diverse Mädchen, so auch ich, erfüllten seinerzeit nicht die Aufnahmestandards für den Leistungskurs. Wie ich heute weiß, lag das nicht an unseren mangelnden Kenntnissen der höheren Mathematik, es war gezielte Diskriminierung des weiblichen Geschlechts. Eine Karriere als Matheprofessorin oder Raketenforscherin wurde uns somit vorenthalten und wir fordern das entgangene Gehalt für die Jahre seit dem Schulabschluss ein. Inklusive Urlaubs-und Weihnachtsgeld sowie sämtlichen Rentenansprüchen. Spinne ich jetzt völlig? Nein, als Minderheit mit Opferstatus geht das.

Was sich zunächst wie kompletter Humbug anhört, ist in New York gerade rechtskräftig beschlossen worden. 5.200 schwarzen und hispanischen Lehramtskandidaten und Lehrern, die zwischen 1994 und 2014 die Eignungsprüfung des New Yorker Schuldistriktes nicht bestanden haben, wurden in der vergangenen Woche 1,8 Milliarden Dollar Schadenersatz zugestanden, da die Eignungsprüfung angeblich rassistisch war. Die größte Schadenersatzsumme in der Geschichte New York Citys.

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Kurzer Rückblick. Die Lehramtskandidaten in New York mussten zwischen 1994 und 2014 eine staatliche Prüfung namens „Liberal Arts and Sciences Test“, kurz LAST, bestehen, um grundlegendes Verständnis von Englisch, Mathematik, Geschichte und Naturwissenschaften nachzuweisen. Sie hatten vier Stunden Zeit, um 80 Multiple-Choice-Fragen zu beantworten. Zusätzlich mussten sie einen kurzen Aufsatz schreiben. Nichts Weltbewegendes, vergleichbar den Anforderungen an Zwölftklässler. 67 Prozent der Fragen mussten richtig beantwortet werden, dann galt der Test als bestanden. „Die Fragen waren einfach“, sagte ein ehemaliger Lehrer 2012 im Interview mit der NY Post. „Die Prüfung war High-School-Niveau, also sollte jeder mit einem High-School-Diplom in der Lage sein, sie zu bestehen. Ganz unabhängig von der Rasse.“

Aber das war nicht der Fall. Bei dem Eignungstest fielen überwiegend farbige Kandidaten durch. Genauer gesagt, fielen nur 10 Prozent der weißen Kandidaten durch und 50 Prozent der schwarzen und hispanischen. Brisant war, dass auch Lehrer, die bereits seit Jahren unterrichteten, den Test machen mussten und einige dabei ebenfalls durchfielen. Sie waren somit nicht mehr als Lehrkraft für die Stadt New York City geeignet, verloren Job und Gehalt. 1996 wandten sich vier dieser Lehrer an Anwälte einer schwarzen Aktivistenvertretung und klagten. Ihre Behauptung: Die Tests waren rassistisch, nur deswegen seien sie durchgefallen.

Zunächst wurden sowohl der Bundesstaat New York als auch die Stadt New York City angeklagt. Nur die Klage gegen die Stadt wurde jedoch nach langem Hin und Her zugelassen. Zum Glück für die Kläger, gilt NYC doch als komplett links-alternativ und woke. Bereits 2012 urteilte Richterin Kimba Wood nach einem zweimonatigen Prozess ohne Jury zugunsten der Kläger. Vergangene Woche, 27 Jahre nach Klageerhebung, wurde jetzt endgültig eine Vereinbarung getroffen.

Herman Grim, 64, aus Queens, erhält den bisher größten Schadenersatz: 2.055.383 Dollar. Darin enthalten sind 1.583.114 Dollar an entgangenem Gehalt und Zinsen für die Jahre seit der verpatzten Prüfung plus Bonus und Pensionsansprüche.

Warum bekommt er diese wahnsinnige Summe? Bekam er schwierigere Fragen als weiße Kandidaten? Wurden ihm in der Prüfung gezielt rassistische Fallen gestellt? Nein. Er, und mit ihm die anderen 5.200 Kläger, bekommen Geld einzig und allein deswegen, weil bei der Prüfung deutlich mehr Schwarze und Latinos durchfielen als Weiße. Das ist alles. Herman Grim fiel sogar mehrfach bei dem Multiple-Choice-Test durch. Danach gefragt, warum der Test denn nun rassistisch war, weiß er keine Antwort. Er ist nur glücklich, dass ihm das Geld jetzt zugesprochen wurde.

Wahnsinn. Undenkbar, dass er oder die anderen durchgefallenen Kandidaten nicht gut genug vorbereitet waren oder ihnen gar Grundkenntnisse fehlten. Vor Gericht zählte nur, dass damals 90 Prozent der weißen Kandidaten den Test bestanden, während 50 Prozent der Schwarzen und Hispanics durchfielen. Eigenverantwortung? Im woken LaLaLand immer öfter ein Fremdwort.

Der Schadenersatz steht den durchgefallenen Möchtegern-Lehrern übrigens unabhängig von anderweitigen Karrieren zu. Selbst wenn sie in den letzten 20 Jahren in einem anderen Job Geld verdient haben, bekommen sie das gleiche Geld zugesprochen, was ihre Lehrerkollegen mit täglich harter Arbeit in der Schule verdient haben. Die 10 Prozent durchgefallenen weißen Testteilnehmer bekommen selbstverständlich gar nichts, bei ihnen ist persönliche Unfähigkeit ausschlaggebend für das Testergebnis. Und schwarze und hispanische Lehrer? Pech gehabt, sie sind die eigentlichen Verlierer. Wären sie damals doch besser durchgefallen, einfacher hätten sie nicht an Gehalt und Pensionsansprüche kommen können.

Verstehen Sie jetzt, warum wir unsere Schule auf entgangenes Gehalt als Raketenforscherinnen verklagen wollen? Was hätten wir doch alles erreichen können, wenn der Leistungskurs damals nicht nach Fähigkeiten, sondern nach Geschlechterquote besetzt worden wäre. Schließlich wäre auch Annalena Baerbock ohne Quote niemals ins Auswärtige Amt gekommen. Was sie nicht kann, können wir schon lange nicht … Apropos. Im Sport war ich auch nie wirklich gut. Vielleicht klage ich mich parallel ins amerikanische Basketball-Nationalteam ein? Das besteht zu 100 Prozent aus Schwarzen. Ist ja auch irgendwie rassistisch.

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