Allmählich kommt ans Licht, was im Wuhan Institut für Virologie wirklich vor sich ging – und welche Rolle die USA dabei spielten. Die US-Gesundheitsforschungsbehörde NIH hat auf eine Anfrage eines Kongressabgeordneten hin zugegeben, dass US-Steuergelder wohl in „Gain-of-Function“-Forschung an Coronaviren in Wuhan geflossen sind, also an Experimente, die darauf zielten, diese Viren künstlich gefährlicher für Menschen zu machen. Das geschah laut NIH, weil die Non-Profit-Organisation „EcoHealth Alliance“ entsprechende Forschungszuschüsse der NIH an das vielkritisierte Wuhan Institut für Virologie vergab, die dort für derartige Experimente verwendet wurden – mitunter ohne Beachtung der Transparenzvorgaben.
Noch vor nicht allzu langer Zeit hatte Anthony Fauci, Chef des Infektionskrankheiteninstituts des NIH und wohl bekanntester US-Virologe, vor dem Kongress versichert, amerikanische Steuergelder seien nicht an chinesische „Gain-of-Function“-Forschung geflossen. In einer Anhörung dazu gab es auch folgenden Wortwechsel mit Senator John Kennedy (Republikaner):
Fauci: „Richtig.“
Kennedy: „Und sie sagten: ‚Das werden wir nicht.‘“
Fauci: „Richtig.“
Kennedy: „Und Sie können nicht wissen, ob die es getan haben oder nicht, es sei denn Sie vertrauen denen einfach. Ist das richtig?“
Fauci: „Nun, wir vertrauen im Allgemeinen immer dem Stipendiaten, dass er tut, was er sagt […]“
Der Brief den James Comer, Obmann der Republikaner im Aufsichtsausschuss des Repräsentantenhauses, nun vom NIH erhielt, zeigt, dass Kennedys Sorge berechtigt war – und Fauci, wenn vielleicht auch unwissend, vor dem Kongress am Ende die Unwahrheit sagte.
In dem Schreiben des NIH heißt es nämlich über die fragliche Forschungsarbeit: „Das begrenzte Experiment, das im abschließenden Fortschrittsbericht der EcoHealth Alliance beschrieben wurde, testete, ob Spike-Proteine aus natürlich vorkommenden Fledermaus-Coronaviren, die in China zirkulieren, in einem Mausmodell an den menschlichen ACE2-Rezeptor binden können.“
Und es gab doch konkurrierende Interessen
Das NIH betont, dass das untersuchte Coronavirus mit einer Überschneidung von 96-97% genetisch noch zu weit von SARS-CoV-2 entfernt sei, um mit dem Coronavirus-Ausbruch 2019 in Verbindung zu stehen. Aber die von Fauci geleugnete „Gain-of-Function“-Forschung mit NIH-Mitteln in Wuhan hat eben doch stattgefunden. Denn auch wenn das NIH in dem Brief das Wort „Gain-of-Function“ nicht in den Mund nimmt, ist es im Ergebnis eindeutig: „In diesem begrenzten Experiment wurden Labormäuse, die mit dem Fledermaus-Coronavirus SHC014 WIV1 infiziert waren, kränker als diejenigen, die mit dem Fledermaus-Coronavirus WIV1 infiziert waren.“
Der Name EcoHealth mag dem ein oder anderen vielleicht daher bekannt sein, dass die Organisation 2020 ganzseitige Zeitungsanzeigen mit dem Titel „Erklärung zur Unterstützung der Wissenschaftler, Angehörigen des öffentlichen Gesundheitswesens und medizinischen Fachkräften Chinas im Kampf gegen COVID-19“ schaltete. Darin priesen Wissenschaftler Chinas Umgang mit dem Coronavirus-Ausbruch und brandmarkten damals kursierende Theorien zu einem Laborursprung aus dem Wuhan Institut für Virologie als Verschwörungstheorie. Die Erklärung endet mit: „Wir erklären, keine konkurrierenden Interessen zu haben.“ Dabei hatte EcoHealth, wie nun bekannt, in genau diesem Labor „Gain-of-Function“-Experimente mit dem Fledermaus-Coronavirus WIV1 durchgeführt.