Tichys Einblick
"Sex-Boykott" in den USA

Donald Trump und der Krieg in den Betten

Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs: Anhängerinnen der Democrats in den USA wollen aus Protest gegen die Niederlage von Kamala Harris jetzt den Geschlechtsverkehr verweigern. Das ist gleichermaßen lustig wie dämlich.

picture alliance / NurPhoto | Bryan Dozier

„Let’s talk about sex, baby“: Lass‘ uns über Sex reden, Baby. Das war 1991 ein Hit des US-Frauen-Terzetts „Salt’N‘Pepa“ (zu Deutsch: Salz und Pfeffer). Der Song war cool, man konnte gut dazu tanzen, und durch den Text wehte ein Hauch von Aufklärung. Es ging um guten und um schlechten Sex – und auch um Sex, dem die Liebe fehlt.

Von dieser emanzipatorischen Leichtigkeit ist der linke und weibliche Teil der USA gerade Lichtjahre entfernt.

Donald Trumps Erdrutschsieg hat bei manchen Harris-Anhängerinnen etwas ausgelöst, was man nur noch als psychotischen Schub bezeichnen kann. Die geschätzte Kollegin Anna Diouf hat das sehr hübsch zusammengefasst. Auf der Suche nach einem Ventil für ihre Rachegelüste nach der Wahlniederlage sind die schlechten Verliererinnen nun auf die sogenannte „4B“-Bewegung gestoßen.

„4B“ kommt aus Südkorea und predigt vier Gebote (die im Koreanischen alle mit einem „B“ beginnen): kein Sex mit Männern (biseksu), keine heterosexuellen Beziehungen (biyeonae), keine heterosexuelle Hochzeit (bihon), keine Kinder (bichulsan). Da gleichgeschlechtliche Ehen unter Frauen nicht unter das Verbot fallen, ist klar: Es ist ein Kult der lesbisch-feministischen Szene.

Die verzweifelten Democrats kapern die Gebote nun, jedenfalls teilweise. Dabei geht es ihnen aber nicht um Feminismus und auch nicht um gleichgeschlechtliche Liebe, sondern darum, die bösen Trump-Wähler mit einem Sex-Boykott zu bestrafen. Das sieht dann so aus.

„Ich habe meinem Verlobten letzte Nacht den Ring zurückgegeben und eine vierjährige Beziehung beendet“, schreibt eine Frau im Netz. Eine andere lässt wissen: „Ich werde von jetzt an keinen Sex mehr mit meinem Freund haben. Wenn er darüber wütend wird, hätte er sich vorher überlegen sollen, rot (Trump, d. Red.) zu wählen.“

Vermutlich wird der Arme eher den Gedanken haben, er hätte sich früher überlegen sollen, was für eine Freundin er sich da ausgesucht hat. Aber sei’s drum.

Der schrumpfende Teil der Bevölkerung (und in jedem Fall außerhalb von Berlin), der zumindest noch Restbestände einer humanistischen Bildung erfahren durfte, erinnert sich jetzt natürlich an die Komödie „Lysistrata“ des Dichters Aristophanes. In dem Stück erzählt der alte Grieche etwa 400 Jahre vor Christi Geburt die fiktive Geschichte von Frauen aus Athen und Sparta, die gemeinsam in einen Sex-Boykott treten, um ihre endlos gegeneinander kämpfenden Männer aufzuhalten.

Lysistratas Erbinnen bei den zeitgenössischen Democrats meinen ihre Aktion aber keinesfalls humorvoll. Bekanntlich verstehen diese Damen eher grundsätzlich keinen Spaß. Und sie wollen mit der Flaute im Bett auch keinen Krieg beenden. Im Gegenteil: Sie wollen einen gesellschaftlichen Kulturkrieg anzetteln.

Zwecks Verdauung ihrer epochalen Niederlage machen sich die Harrisianerinnen denn auch schon mal ernsthaft Gedanken über die Frage: „Wie stelle ich sicher, dass ich niemals mit einer weißen Frau verwechselt werde, die für Trump gestimmt hat?“

Dahinter steht ein typisch linkes Menschen- und Gesellschaftsbild, das alle, aber auch wirklich alle Lebensbereiche politisiert. Für intellektuelle Toleranz oder romantische Gefühle fernab von Weltanschauungen ist da kein Platz mehr. Es ist eine im Wortsinn totalitäre Welt, die da aufscheint.

Die Aktion hat allerdings, nun ja, einige logische Leerstellen.

Zum einen hat Donald Trump bei den Frauen 45 Prozent aller Stimmen geholt. Landesweit hat sich also knapp die Hälfte aller Wählerinnen für ihn entschieden. Die Erzählung, vor allem die Männer hätten ihm zum Sieg verholfen, ist – wie so viele „Analysen“ aus dem linken Lager – faktenfreier Quatsch.

Konsequenterweise müsste das Harris-Lager der Verlierer aber nun ja auch den großen weiblichen Teil der Trump-Wählerschaft bestrafen. Wie soll das gehen? Werden all diese Frauen künftig im Supermarkt oder im Restaurant nicht mehr bedient? Man weiß es nicht.

Zum anderen stehen Menschen, die persönliche Verbindungen, Freundschaften oder gar Liebesbeziehungen auf eine gleiche Meinung gründen, bei den allermeisten Menschen nicht eben hoch im Kurs. Wer sich jetzt also als Harris-4B-Extremistin outet, wird erleben, dass sehr viele Männer geradezu erleichtert darüber sein werden, mit solchen Frauen nichts mehr zu tun haben zu müssen.

Der aus Sicht der Democrats schlimmste Fehler im Konzept ist aber, drittens, ein politisch-strategischer: Die Linke pflanzt sich nicht fort.

Wenn Harris-Anhängerinnen keinen Sex mehr haben, dann bekommen sie ja auch keine Kinder mehr. Gerade im christlichen Teil des Trump-Lagers finden sich dagegen viele gebärfreudige Frauen, und das völlig freiwillig. Dem Land geht also allmählich der linke Nachwuchs aus, während das konservative Amerika wächst.

Sowas Dummes aber auch.

Vielleicht bemerken die linken Priesterinnen, die Enthaltsamkeit als Bestrafung predigen, die Folgen ihrer Aktion ja von selbst. Vielleicht werden sie von den wenigen verbliebenen vernünftigen Parteistrategen bei den Democrats darauf aufmerksam gemacht. Vielleicht aber auch nicht.

So oder so werden sehr viele Männer in den USA es genießen, von den schrillen 4B-Propagandistinnen endlich in Ruhe gelassen zu werden und dabei zusehen zu können, wie der durchgeknallte Teil des weiblichen Geschlechts auf TikTok die Leere im eigenen Kopf entblößt.

Andere Parteien haben auch schöne Töchter. Oder so ähnlich. Let’s talk about sex, baby.

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