Tichys Einblick
Trump benahm sich gut

US-TV-Duell: Am Ende weinte man bei CNN um Joe Biden

Schon interessant, was im Vorfeld der Debatte vom Biden Team verkündet wurde. Trump würde nicht erscheinen, er hätte den Schwanz eingezogen und sei ein Loser. Wirklich? Trump war anwesend. Er benahm sich gut. Der Loser war Biden. Es war ein Trauerspiel. Soviel vorab.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Gerald Herbert

Eine Frage wurde im Vorfeld häufig diskutiert: Kennt Biden – im Gegensatz zu Trump – die Fragen? Wundern würde es nicht, es wäre nicht das erste Mal, dass ein Mitarbeiter von CNN das demokratische Lager mit Informationen versorgt. Durch WikiLeaks wurde aufgedeckt, dass die CNN-Kommentatorin Donna Brazile im Wahlkampf 2016 Clintons Lager über Fragen der Debatten im Voraus informierte. Wenn es so war – genützt hat es Biden nichts.

Vorbereitung auf das Duell der Dinosaurier

Wie erwartet liefen die Stichworte „Demokratie“, „Verurteilter Verbrecher“, „Gewaltausbrüche beim Sturm aufs Kapitol“ bei CNN in Atlanta in der mehrstündigen Vorabberichterstattung in Endlosschleife. Alle waren sich sicher, dass Trump Chaos zurückbringen und die Inflation in ungeahnte Höhen treiben würde. Es war eine regelrechte Erleichterung, als das Duell endlich losging.

United States of Amnesia?

Dana Bash und Jake Tapper erklärten die Spielregeln. Beide haben 2 Minuten, dann werden die Mikros stumm geschaltet. Soweit, so gut. Dann der Schock, als Biden die Bühne betrat. Er stakste, seine Stimme war belegt, schwer zu verstehen. Seine Augen flatterten, die Pupillen waren riesig. Trump dagegen lief wie ein Wrestler ein, schmunzelte amüsiert, als Biden die erste Frage mehr oder wenig unverständlich nuschelnd beantwortete. Trump war klar, hörte sich die Fragen mit schräg gelegtem Kopf an, nickte, hörte zu. Biden starrte manchmal regelrecht ins Leere. Visuell ging der Punkt eindeutig an Trump.

Billionäre, Millionäre, Milliardäre, Biden verhaspelte sich nach 10 Minuten das erste Mal komplett, wusste nicht mehr, was er eigentlich sagen wollte. Er stoppte, kniff die Augen zusammen und hielt inne. Die Moderatoren retteten ihn und stellten Trump eine kritische Frage zu Abtreibung und der Pille danach. Trump reagiert souverän, erklärte, der oberste Gerichtshof hätte die Pille gerade genehmigt, verteidigte die Eigenständigkeit der einzelnen Bundesstaaten. Auf die anschließende Frage nach Grenzsicherheit nuschelte Biden, es sei alles ok und man müsste nur mehr Patrouillen schicken. Als der Moderator dann Trump das Wort erteilte und ihn fragte, was er zu Bidens Ausführungen sagte, konterte der nur trocken, er hätte ihn leider kaum verstanden.

Dann wurde nach dem mit Spannung erwarteten Thema Putin und Russland gefragt. Trump wiederholte, hätten die USA einen Präsidenten gehabt, der von Putin respektiert würde, wäre der nicht in der Ukraine einmarschiert, und schloss selbstbewusst mit der Behauptung, er wird den Konflikt noch vor seiner Inauguration beenden. Direkt im Anschluss das Thema Israel. Trump betonte, er hätte in seiner Amtszeit Frieden geschaffen, da die Hamas kein Geld mehr gehabt hätte. Biden dagegen hätte indirekt die Hamas unterstützt und damit wieder Geld in den Terror gepumpt.

Bulldozer vs. Mr.Frosty

Biden wirkte weiß, oft eingefroren mit seiner Gesichtsmimik. Trump kam eher angriffslustig wie eine Mischung aus Bulldozer und Bulldogge rüber. Er wirkte wach, konzentriert, aber auch oft arrogant. Biden wie eine Mischung aus Wachsfigur und zwischendurch durchblitzender Altersweisheit.

Beim Thema verurteilter Verbrecher verteidigte sich Trump, wie zu erwarten war. Er sei unschuldig und wies im Umkehrschluss auf Hunter Biden hin. Anschließend fügte er bissig hinzu, dass es so scheint, als ob Biden glaube, die Wahl nur gewinnen zu können, wenn er Trump in den Knast stecke. Aber im Gegenteil, seine Wahlspenden seien in ungeahnte Höhen gestiegen wie seine Zustimmungsraten. Punkt für Trump.

Black Americans, Inflation, Studentendarlehen, Klima, Drogen- und Grenzkrise, die Themen waren ohne Überraschung, genauso wenig wie die Antworten. Jeder nahm für sich in Anspruch in seiner Amtszeit das bessere Ergebnis geliefert, beziehungsweise warf dem anderen vor, die Probleme erst verursacht zu haben. Dass Biden behauptete, tausende Millionen Jobs geschaffen zu haben, sich ständig selbst korrigierte – geschenkt. Mit Zahlen scheint er, im Gegensatz zu Trump, große Probleme zu haben.

Amüsant wurde es, als sich die Frage nach dem Alter der Kandidaten zu einer Art Golf-Battle entwickelte. Trump erklärte, er sei fit, hätte gerade zwei Golfturniere gewonnen, Biden zog nach und prahlte, sein Golf Handicap sei in seiner Zeit als Vizepräsident auf 6 oder auch 8 gesunken. Aha … Anschließend bot Trump dem Älteren an, in einer echten Debatte, vor Zuschauern und mit echten Fragen anzutreten. Da würde man dann sehen, wie fit er sei. Biden stimmte zu. Abwarten, ob er zu seinem Wort steht.

Die Schlussreden waren erwartbar. Biden will die Reichen stärker besteuern, lobte sich für seine Politik, versprach die Gesundheitspolitik weiter zu stärken. Dabei stolperte und verhakte er sich mehrfach. Fremdscham hoch zehn. Trump, dem das Schlußwort zustand, wies erneut auf die Hamas hin, die durch Biden wachsen konnte, den Krieg in der Ukraine, der unter seiner Führung nicht geführt worden wäre. Er hätte die niedrigsten Steuern eingeführt und die Wirtschaft angekurbelt. Interessante Note: Trump verschwand nach der Debatte von der Bühne, Biden blieb zunächst stehen und wurde von seiner Frau Jill abgeholt.

Fazit: Beide griffen sich frontal an, schenkten sich nichts. Trump beschuldigte Biden, Geld von China zu nehmen, Biden nannte ihn einen verurteilten Verbrecher und Lügner. Im direkten Vergleich wirkte Trump deutlich viriler und kraftvoller. Die ersten 10 Minuten hatte man Angst, Biden würde das Duell nicht durchstehen. Durchgehend antwortete er schwer verständlich, nuschelte, klang auswendig gelernt. Anerkennung maximal dafür, dass er es geschafft hat, 90 Minuten zu stehen.

Ob er in der Lage sein würde, den anstrengendsten Job der Welt vier weitere Jahre durchzustehen, ist nach diesem Duell fragwürdiger denn je. Die CNN-Kommentatoren, die im Anschluss diskutierten, waren definitiv enttäuscht, um nicht zu sagen geschockt, von Bidens Performance und bezweifelten, dass er eine zweite Amtszeit schaffen wird. CNN-Kommentator Van Jones brachte es auf den Punkt: „Das war schmerzhaft. Ich liebe Joe Biden, aber heute hat er versagt. Menschen die ihn lieben, sollten das nicht mehr zulassen“.

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