Fast zwei Monate hat es gedauert, bis UN Women – die „Einheit der Vereinten Nationen für Gleichstellung und Ermächtigung der Frauen“ – eine offizielle Erklärung zu den „brutalen Angriffen der Hamas“ auf Israel herausgab. Dabei war von Anfang an klar, dass brutalste sexuelle Gewalt gegen Frauen bei dem Terrorangriff auf israelische Zivilisten eine wesentliche Rolle gespielt hat. Auch der 45-Minuten-Film, den die israelische Regierung meist aus den GoPro-Kamerabildern der Terroristen zusammengeschnitten hat, zeigt die Vergewaltigungen auf dem Rave-Festival und die blutigen Kleidungsstücke der Mädchen und Frauen, daneben die Bilder toter Teenager, die ohne Hosen mit gebrochenen Beinen auf dem Schlachtfeld zurückblieben.
Die israelische Polizei nahm noch am 7. Oktober die Ermittlungen wegen der vielfachen Vergewaltigungen auf. Acht Tage nach Kriegsbeginn wurde eine unabhängige Expertenkommission eingesetzt, um Fälle zu sammeln und zu dokumentieren. Für Cochav Elkajam Levy, Jura-Dozentin an der Hebräischen Universität in Jerusalem, gibt es keinen Zweifel daran, dass „Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen wurden“. Das Verstörende an diesen Taten ist die Verquickung der bestialischen sexuellen Gewalt mit der brutalen Ermordung, die Verstümmelungen und Knochenbrüche, zuletzt das Paradieren mit den geschändeten Frauenkörpern wie im Fall (nur einer von vielen) der Deutsch-Israelin Shani Louk.
Ausbleibende klare Verurteilung untergräbt Autorität der UN weiter massiv
Zahllose junge Frauen wurden entführt, auch wenn sie sich wehrten. Und wie nun ein Sprecher des US-Außenministeriums erklärte, weigern sich die Hamas-Führer, junge Frauen aus ihrer Geiselhaft zu befreien, weil sie befürchten, dass sie das im Gazastreifen Erlebte erzählen könnten.
UN Women tat sich offenbar sehr schwer mit einer Reaktion auf diese Geschehnisse. Die UN-Frauen-Einheit ignorierte all diese bekannten, vielfach auf Video festgehaltenen Einzelheiten fast zwei Monate lang.
50 Tage nach dem Geschehen gab man zwar ein Statement auf Instagram heraus, löschte es aber umgehend wieder. Im bald geposteten Folgestatement fehlte die Verurteilung der Hamas. Die absurde, entmenschlichende Gewalt gegen israelische Frauen sollte aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt werden. Die Jura-Dozentin Levy gibt zu Bedenken: „Die mangelnde Verurteilung dieser Verbrechen untergräbt die Legitimität internationaler Einrichtungen.“
Im Gegensatz dazu hatte man schon in einer Pressemitteilung vom 14. Oktober ein Ende der Kämpfe in Gaza gefordert, sprach sogar von Angriffen auf Zivilisten in den „besetzten palästinensischen Gebieten“ – dabei fanden in denen weder Terrorakte noch Angriffe überhaupt statt. Aus dem Gazastreifen hatte sich Israel schon vor Jahren zurückgezogen.
Als das offizielle Statement kam, ging es vor allem um Kriegsopfer
Erst am 1. Dezember, 55 Tage nach dem Beginn des Terror-Angriffs der Hamas, kam ein ausführliches Wort zum Gaza-Krieg. Neben dem späten Zeitpunkt lässt sich auch der Inhalt der Erklärung kritisieren. Es war keine Erklärung zu den Verbrechen der Hamas, sondern ein Text, der beide Kampfparteien zu einer „Lage in Israel und dem Gazastreifen“ vermischt.
Gleich im ersten Satz geht es um die israelische Militäroperation, die darauf abzielt, die Geiseln zu befreien und der Terrororganisation Hamas das Lebenslicht auszublasen, was zugegebenermaßen ein schwieriges Unterfangen ist, aber von vielen auch außerhalb Israels geteilt wird, bis hin zu Olaf Scholz und Robert Habeck. Doch UN Women kritisiert in ihrem ersten Satz die „wiederaufgenommenen militärischen Operationen in Gaza“ und tun so, als ob der Krieg der Israelis gegen ihren terroristisch agierenden Gegner mit den Terrortaten gleichzusetzen wären: „… alle Frauen, israelische und palästinensische so wie alle anderen, haben ein Recht auf ein Leben in Sicherheit und frei von Gewalt.“ Wer wollte das bestreiten, aber es sind im Wesentlichen die Taten der Hamas, die dies nicht nur in Israel erschweren.
UN Women versteckt sich weiterhin hinter dem plakativen Satz, auch im offiziellen Tweet. Die sexuellen Angriffe auf israelische Frauen folgen nur als Anhang und werden dabei wiederum mit dem Krieg in Gaza gleichgesetzt, ganz so, als zielte auch der direkt auf palästinensische Frauen. Doch sexuelle Gewalt durch israelische Soldaten ist nicht bekannt geworden. Über die Gründe für den Eiertanz der UN-Frauen muss man nicht lange rätseln. Die „UN-Einheit“ ist paritätisch aus den Mitgliedsländern zusammengesetzt, Sympathien für den „globalen Süden“ (zu dem Israel nicht gehört) sind breit gesät.
Man erinnert sich auch an den Zufall, dass der Iran im UN-Frauenrat saß, just zu der Zeit, als die Anti-Kopftuch-Proteste in dem Land begannen. Die verschiedenen UN-Organisationen zeigen dabei regelmäßig eine Mischung aus Trägheit und Wirklichkeitsflucht. So auch in diesem Fall. Man muss sich offenbar abgewöhnen, wenn man es nicht schon längst getan hat, den verschiedenen UN-Gruppen eine natürliche „Autorität“ zuzuweisen.
Die bekannte israelische Satire-Sendung „Eretz Nehederet“ kann nur noch mit größtem Zynismus auf all das reagieren: