Tichys Einblick
Der 7. Oktober und seine Folgen

Shirel Golans Suizid – schafft sie es in die Tagesschau?

Das Massaker der Hamas am 7. Oktober hat Shirel Golan überlebt, aber nicht verkraftet: An ihrem 22. Geburtstag beging sie Selbstmord. Ein Tod, der es nicht ins Rampenlicht schafft wie das Leid der Palästinenser, die ihre Toten bereitwillig in die Kamera halten, um Israel die Verantwortung für das von islamistischen Terroristen Verschuldete zu geben.

Screenprint via Instagram

Die Israelin Shirel Golan hat sich an ihrem 22. Geburtstag das Leben genommen. Die junge Frau hat die Gräueltaten der Hamas-Horden am 7. Oktober 2023 beim Supernova-Festival nicht verkraftet. Was sie sah und überlebte, hat ihre Seele zerstört.

Wird dieser Suizid jemals die Tagesschau- oder die heute-Nachrichten erreichen? Wird sich eine öffentlich-rechtliche Talk-Show mit ihrem Schicksal beschäftigen, der Frage nachgehen, warum Shirel Golan den Freitod suchte? Das Judentum respektiert den Tod und hält seine Opfer nicht gern in bereitgestellte Kameras. Israel will kein Mitleid, es fordert Respekt vor dem gottgegebenen Leben, Respekt vor Leistung in 76 Jahren Wiederaufbau, den nur das Leben zu geben vermag.

Es vergeht seit Monaten fast kein Abend, an dem die Redaktionen der TV-Nachrichten nicht ein arabisches Kind, mit konkreten Namen wie Muhammad, Achmed oder Fatma, in ein blutiges Laken gehüllt dem Zuschauer als vermeintliches Opfer Israels präsentieren. Mütter, Väter, Verwandte weinen in Kameras und Mikrophone. Damit werden Emotionen gegen angeblich rachsüchtige Juden im Allgemeinen und gegen das vermeintlich brutale Vorgehen Israels in Gaza und im Libanon im Besonderen geschürt.

Trotz schwerverdaulicher Kost, so etwas wird gerne konsumiert. Danach kann man mitreden, unter Freunden und am Arbeitsplatz. Die Videos speisen die Demonstrationen in den Straßen und Universitäten, liefern Politikern verbale Munition. Man ist stets auf der bequemen Seite der Mehrheit. Mit Antisemitismus hat das natürlich nichts zu tun – Gott bewahre! Es geht nun mal gegen die Juden und Israel, die seit Jahrhunderten verfolgt, gepeinigt und gemordet werden. Das muss einen Grund haben.

Und dann dieser rechtsnationale Benyamin Netanyahu mit seinen rechtsextremen Koalitionspartnern, nicht auszuhalten! Der Machthungrige will angeblich diesen Krieg, weil er doch Dreck am Stecken hat. Nahezu unerwähnt bleibt, dass er am Abend nach der Todesnachricht des Terroristenführers jedem Bewohner Gazas freies Geleit anbietet, dass er den Krieg beenden will, wenn die Geiseln freikommen. Israel bietet jedem Terroristen 100.000 US-Dollar, wenn er eine Geisel lebendig aushändigt. Anonymität ist zugesagt.

Niemand fragt nach dem Warum des Mordens und Verschleppens von Israelis, keiner nennt die Ursachen und die wahren Täter, obwohl die blutigen Hände alles seit Jahren schonungslos veröffentlichen, in Bild und Ton. Die Wurzeln allen Übels im Nahostkonflikt liegen nicht in Jerusalem, Gaza, Ramallah oder Beirut. Die Täter sitzen bequem in Teheran, unterdrücken das eigene Volk, finanzieren, bewaffnen Hunderttausende im Umfeld Israels und hämmern ihnen von Kindesbeinen die Parolen ein: „Tod den Juden, vernichtet die Zionisten“.

Regelmäßig trampeln sie auf den Fahnen Israels und der USA. Wenn sich aber beide dagegen wehren, auf ihr Recht auf Selbstverteidigung pochen, taucht unvermittelt das wirre Gespenst der „Unverhältnismäßigkeit“ auf. Sind 300 ballistische Raketen am 13. April und 181 ferngesteuerte Geschosse am 1. Oktober aus dem Iran auf willkürliche Ziele in Israel „verhältnismäßig“?

Es gibt nicht einmal ansatzweise einen überzeugenden Grund für die Kriegslüsternheit Irans. Teheran und Jerusalem liegen 1.700 Kilometer voneinander entfernt. Die Mullahs wollen die Vorherrschaft zuerst im Nahen Osten, danach weltweit. Sorry, Israel und die USA haben etwas dagegen. Und zwar mit gutem Grund. Sie wollen keine schwarzverhüllten, rechtlosen, bildungsfernen Frauen. Sie dulden keine Männer, die Toleranz gegen Andersdenkende und verabscheuen und sich straffrei nicht nur zu Hause alles nehmen, wonach es ihnen gerade gelüstet.

Unterschwellig schwingt das Vorurteil mit: Wenn es Israel morgen nicht mehr gäbe, wäre das Nahost-Problem gelöst. Wie würden Tel Aviv, Haifa und Jerusalem ohne eine jüdische Führung aussehen? Wäre das Land ohne eine jüdische Regierung liberal-demokratisch und friedlich? Hat der Bürgerkrieg seit 2011 in Syrien irgendetwas mit Israel zu tun? Haben die Kriege zwischen Iran und Irak in den Achtzigerjahren oder der Überfall Saddam Husseins auf Kuwait im Jahr 1990 mit Hundertausenden von Toten einen auch nur entfernten Bezug zu Israel?

Die Ursachen dieser Kriege liegen einzig und allein in den Jahrhunderte alten Stammesfehden und allen voran im konfessionellen Konflikt zwischen Schiiten gegen Sunniten, die stets mit dem Schwert ausgetragen werden. Wer sich damit vertieft beschäftigten will, muss sich mit mehreren hundertmillionen Muslimen anlegen, davon inzwischen 50 Millionen in der EU, die in tausenden Moscheen – allein in Deutschland gibt es 2.800 – aufgehetzt werden. Da liest man lieber Sätze wie die des deutschen Islam-Wissenschaftlers Doktor Michael Lüders: „die Ursünde war die Gründung des Staates Israel 1948“. Da geht es nur um ein paar Millionen Juden. Das mundet dem Youtube-Konsumenten, wie in tausenden Kommentaren nachzulesen ist.

Shirel Golan wurde tot in ihrer Wohnung in Tel Aviv aufgefunden. Niemand half ihr beim Überwinden dessen, was sie am 7.Oktober auf einem Musik-Festival erlebt hat. Ein vollbesetztes Fahrzeug mit elf jungen Leuten hat es damals nicht geschafft. Sie wurden Opfer eines Massakers. Was in jenen Stunden im Süden Israels geschah ist mit Worten vermutlich nicht zu beschreiben. Shirel Golan hat die Bilder, die Angst nicht mehr aus ihrem Kopf bekommen. Sie flüchtete in den Tod. Ein Tod ohne Kameras und Mikrophone.


Sollten Sie das Gefühl haben, dass Sie Hilfe benötigen, kontaktieren Sie unbedingt die Telefonseelsorge. Unter der kostenfreien Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222 bekommen Sie Hilfe von Beratern, die Ihnen Hilfe bei den nächsten Schritten anbieten können. Hilfsangebote gibt es außerdem bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention. Im Netz gibt es – Beispielsweise bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe – auch ein Forum, in dem sich Betroffene austauschen können.


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