Tichys Einblick
Neues aus den Ermittlungen

TGV-Anschläge: Täter hatten Komplizen bei der französischen Bahn

Die Anschläge auf die französischen Schnellbahnlinien konnten nur mit der Hilfe von Komplizen in der Bahngesellschaft SNCF gelingen. Das teilte Premierminister Attal mit. Anschläge auf die Bahntechnik gelten auch in Deutschland als linksextreme Domäne, mit denen Großereignisse attackiert werden.

picture alliance / abaca | Urman Lionel/ABACA

Was hat die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Paris mit der Querdenken-Veranstaltung in Berlin zu tun? Auf den ersten Blick nicht viel. Doch beide wurden nun anscheinend das Ziel von Sabotageakten der extremen Linken – Akten, die sich zudem in der Methodik ziemlich gleichen. Immer werden dabei die Kabel der Bahnverbindungen attackiert, in der Hoffnung, das Fortkommen auf diesem doch so ökologischen Verkehrsmittel zu behindern. Wer hinter beiden Anschlägen steckte, ist indes noch nicht vollends ermittelt.

In Frankreich dürften aber in der Tat linksextreme Kräfte am wenigsten begeistert von den Olympischen Spielen in Paris sein. Wie der Figaro bemerkt, lässt „das planetarische Treffen ihren Hass“ wachsen „und fördert ihren Drang, aktiv zu werden“. Seit Beginn der Spiele haben links-grüne Saboteure laut der Zeitung mehr als zehn Mobilfunkmasten zerstört.

Daneben scheint nun klar zu sein: Um das französische Schnellbahnnetz auf drei Achsen (Atlantik, Nord und Ost) kurz vor Beginn der Spiele lahmzulegen, muss es Komplizen entweder bei der Bahn selbst oder bei deren Dienstleistern gegeben haben. Das sickerte nun aus den offiziellen Ermittlungen heraus. „Neuralgische Punkte“ des Netzes seien angegriffen worden, sagte Premierminister Gabriel Attal. Und das setzte offenbar genauere Kenntnisse des Netzes voraus. Gemeint waren damit Stellwerke. Kurzum: die Staatsunternehmen scheinen weit genug durchsetzt von linken und linksextremen Parteigängern zu sein, um auch offene Sabotage im sensiblen Olympia-Umfeld zu erlauben. Oder welche Gruppen und Akteure fochten hier für welche Interessen?

Am Mittwoch traf es auch die zuvor verschonte Südlinie über Lyon nach Marseille – allerdings diesmal durch Gewitter und einen umgestürzten Baum. 80.000 Passagiere waren betroffen. Bei den Anschlägen kurz vor Eröffnung der Olympischen Spiele waren es 800.000 gewesen. Politischer Terror wie dieser – man scheut sich noch, das Wort auszusprechen – kann offenbar mehr Schaden anrichten als ein heftiger Sturm.

Linksextreme Gewalt wird noch kaum bestraft

Und die nationale Bahngesellschaft SNCF bleibt im Visier der linken Spalter. Am vergangenen Sonntag wurde in der kleinen Gemeinde Oissel (12.000 Einwohner) bei Rouen ein militanter Linksradikaler aufgegriffen, und zwar auf einem Gelände der SNCF. In seinem Auto hatte der Student neben „mehreren Farbspraydosen“ und einem Bolzenschneider auch „Schlüssel zu technischen Räumen der SNCF“ sowie einen Satz Universalschlüssel. Auch ein Buch, das von der „vernünftigen Dimension der Gewalt“ handelt, fand sich dort. Damit ist vor allem Randale und derlei gemeint. Der Student, der aus Oissel stammt, war nicht allein auf dem Bahngelände unterwegs gewesen, wurde aber als einziger von der Polizei erwischt. Ein Bahnmitarbeiter hatte den Hinweis gegeben.

Aber wie in Deutschland auch, geraten die militanten Ultralinken dabei kaum ins Visier der Justiz. Sie sind noch immer selten Objekt von Strafermittlungen, noch weniger der Antiterror-Justiz. Das zeugt von einer Verharmlosung dieser Gruppen, deren Mitglieder zum Teil sogar eine Ausbildung an der Waffe durchlaufen haben, etwa durch kurdische Verbündete in Syrien. Das sind immerhin die Ergebnisse eines seltenen Prozesses, der im Dezember endete. Sieben militante Linksradikale wurden zu Strafen von bis zu zweieinhalb Jahren verurteilt, wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung. Am Beginn des Prozesses stand ein Bericht des Inlandsgeheimdienstes über den Plan einer gewalttätigen Aktion, die eben diese Gruppe geplant hatte. Anscheinend war Gewalt gegen Personen gemeint, Gewalt gegen Sachen scheint man in Frankreich und anderswo noch nicht rundum als terroristisch zu sehen, obwohl sie dasselbe Ziel verfolgen kann

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