Tichys Einblick
Oster-Terror

Sri Lanka: Bombenexplosionen in Kirchen und Hotels mit vielen Opfern

Innerhalb kurzer Zeit detonierten am Ostersonntag Sprengsätze in katholischen Kirchen und Hotels in Sri Lanka. Die Bombenanschläge forderten zahlreiche Menschenleben. Momentan herrscht eine Ausgangssperre in Colombo - an Ostern. Dem christlichen Fest.

Sri Lankan security personnel keep watch outside the church premises following a blast at the St. Anthony's Shrine in Kochchikade, Colombo

Ishara S. Kodikara/AFP/Getty Images

Die Sonne scheint früh morgens durch die Lamellen. Es ist noch früh, sicher werden bald viele Kinder die Osternester mit den bunten Eiern suchen. Friedlich beginnt der Sonntag. Zumindest bei uns.

Die ersten Nachrichtenmeldungen am Morgen des Ostersonntag bringen schnell eine große Schwere, dämpfen die Freude über das Osterfest, die Auferstehung Christi, nach dessen Kreuzigung und Tod.

Die Meldungen aus dem südlichen Teil Indiens überschlagen sich. Drei Kirchen in und um Colombo, der Hauptstadt, genauso drei Hotels wurden durch Bombenanschläge erschüttert. Bisher geht man von etwa 160 Menschen aus, Tendenz steigend, die um ihr Leben gebracht wurden, weitere hunderte wurden verletzt. Die gemeldeten Zahlen steigen stündlich. Die Terroristen schlugen dort zu, wo sich gerade jetzt etliche Christen und ausländische Touristen versammelten.

Der Tagesschau-Korrespondent beschreibt: „Die nahezu zeitgleichen Explosionen in Sri Lanka deuten darauf hin, dass sie koordiniert durchgeführt worden seien, berichtet ARD-Korrespondent Peter Gerhardt. Die Attentäter hätten offenbar gezielt Christen und Ausländer töten wollen. Die Hotels seien gerade bei Touristen beliebt gewesen.“

Sri Lanka sah sich seit 2009 im jahrelangen Streit zwischen tamilischen und singhalesischen Separatistengruppen befriedet. Der Buddhismus macht zwar die größte Glaubensgruppe aus (70%), doch auch da gibt es erste Abspaltungen. Der Hinduismus folgt, und auch knapp 10 Prozent Muslime werden gezählt. Der Kulturkampf über die Deutungshoheit der Religionen, Weltanschauungen und Identitäten tobt auch dort.

Der saudische Einfluss ist groß, Gelder fließen in alle Winkel der Welt, wo sich islamistische Fundamentalisten niederlassen. Auch islamische Einwanderer in Sri Lanka oder dort lebende, sehen es als unvereinbar, sich anderen Religionen unterzuordnen. Welche Gruppierung es auch gewesen sein mag, Ostern als Tag des Terrors gegen die Christen symbolträchtig auszuwählen, sie hat hunderte Tote eingeplant.

Es ist bis heute die Crux, dass es nur ganz wenige der verfolgten und malträtierten Christen aus dem arabischen Raum, aber auch aus anderen Ecken der Welt, wirklich zu uns in den Westen schaffen, wenn sie schon dort nicht mehr sicher leben können, wo sie zuhause sind.

Die Kirchen, in denen die Bomben explodierten, sind zerstört, Leichen überall verstreut. Die Kirchenbänke, so wurde von Politikern aus Sri Lanka berichtet, mit Blut beschmiert. Jesu‘ Auferstehung sollte besudelt, seine Anhänger getötet werden. Die Politiker und Minister in Colombo riefen dazu auf, Ruhe zu bewahren.

Es herrscht momentan Ausgangssperre in Colombo – an Ostern. Dem christlichen Fest.


Nachtrag: Medien berichten von einem siebten und achten Anschlag einige Stunden später. Der Focus berichtet: „Die Verantwortlichen für die Anschlagsserie sind nach Angaben des Verteidigungsministers Ruwan Wijewardene derweil identifiziert worden. Er sprach bei einer Pressekonferenz am Sonntag von einem „terroristischen Vorfall“ und von „extremistischen Gruppen“.“


Giovanni Deriu, Dipl. Sozialpädagoge, Freier Journalist, ist seit 20 Jahren in der (interkulturellen) Erwachsenenbildung tätig.

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