Emil Kohleofen hat für TE die wesentlichen Punkte des französischen Alarmrufes ins Deutsche übertragen. Fritz Goergen fragt in einem folgenden Beitrag die Herrschenden in UN, EU und Nationalstaaten: Worum geht es euch denn wirklich?
Französischer Minister zum Klimawandel: „Sich aufs Schlimmste vorbereiten und Anpassungsstrategien entwickeln“.
Der französische Minister für den „Ökologischen Wandel und Territorialen Zusammenhalt“, Christophe Béchu (Mitglied der Mitte-Rechts angesiedelten Partei „Horizons“), hat am 23. Februar eine Ministerielle Arbeitsgruppe mit dem Ziel ins Leben gerufen, einen „Dritten Plan für den ökologischen Übergang“ auszuarbeiten. Rund um diesen Termin hat er mehrere Interviews gegeben, unter anderem dem Sender France Info sowie „Europe 1“ und es dabei an klaren Worten nicht fehlen lassen: „Man sei im Alarmzustand, was die Grundwasserspiegel angehe.“ „Frankreich heize sich unabwendbar auf, auch wenn man möglicherweise die 4 Grad zusätzlich nicht erreiche.“
France Info fragt, ob man sich bei der Klimaänderung „Richtung eines rabenschwarzen Szenarios bewege?“
Béchu: „Frankreich solle nun aufhören, sich etwas vorzumachen, und sich auf einen Temperaturanstieg um bis zu 4 Grad vorbereiten. Im April dieses Jahres wolle er da Anpassungsmodelle vorlegen.“
„Zwar solle man weiter gegen den Klimawandel kämpfen, aber sich aufs Schlimmste einstellen … dazu wolle er ein Szenario entwerfen und dieses mit anderen Institutionen erörtern.“
Frage von Dimitri Pavlenko, Europe1 an den Minister: „Umweltschützer hätten den Vorwurf erhoben, dass die französischen Bemühungen, den Klimawandel zu stoppen, damit erlahmen würden … sich auf 4 Grad zusätzlicher Erwärmung vorzubereiten, bedeute das nicht, dass man die Pariser Verträge missachte?“
Das, so der Minister „stimme nicht, man müsse doch die Realitäten sehen … zwar weiter wie verrückt gegen den Klimawandel kämpfen, sich aber eben auch auf das Schlimmste vorbereiten“.
Und weiter, fast flehentlich: „Um so besser, wenn man nicht an die 4 Grad zusätzlich herankomme, aber wenn man sich nicht darauf vorbereite, hieße das, die Mitbürger, die Landwirte, unsere wirtschaftlichen Aktivitäten Risiken auszusetzen, ohne ihnen die Mittel an die Hand zu geben, sich zu dem stellen zu können …“ Und, unter Verweis auf die laufende Umstellung auf mehr Elektrofahrzeuge und den Ausbau des Schienentransports: „Man solle doch den Franzosen keine Geschichten erzählen … das Auto, das werde man weiter benötigen, und zwar für lange Zeit, um das Land zu versorgen …“
Hitzewellen von über 50°C in den Innenstädten
Sich darauf vorzubereiten, das bedeute, „aus dieser Verweigerungshaltung herauszukommen … man müsse in Materialien investieren, die solche Temperaturen erträglicher machten … neu überlegen, was die öffentliche Infrastruktur, die Wassergesetze, die Artenvielfalt, die Bodenqualität und Versicherungsbestimmungen angehe … im April werde man diese verschiedenen Aspekte darstellen und sie publik machen.“
„Unser Land auf 4 Grad zusätzlich vorzubereiten, erfordere es, viele Änderungen vorherzusehen … dafür werde in seinem Ministerium eine Zeitachse entworfen, anhand derer man die Auswirkungen der Erwärmung auf Investitionen, Normen, Böden und das Wasser untersuchen werde.“
Das bedeute, dass „eine Anpassungsstrategie, die nur auf der Vermeidung von Klimagasen basiere, nicht ausreiche“, sondern man sich „auf das Schlimmste vorbereiten müsse“. Die Experten des UN-Klimarates hätten Frankreich bestätigt, dass das Land bereits bei 1,7 Grad zusätzlich sei und die Indikatoren eben nicht auf Entspannung hinwiesen … „Sich darauf vorzubereiten, heiße gerade nicht, das herbeizuwünschen, sondern aus einer Verweigerungshaltung herauszukommen…. Ein Teil der Erwärmung hinge eben nicht von uns ab, sondern passiere im weltweiten Maßstab …“
Béchu zu Europe1: „Er werde sich mit den Chefs der Wasserspeicheranlagen der französischen Départements treffen, und da dürfe man keine zittrigen Hände haben, wenn man Entscheidungen zur Vermeidung eines Wassernotstandes treffe“.