In Griechenland, Ungarn und Bulgarien wurden zwölf Mitglieder einer Schlepperbande festgenommen. Seit Juni 2019 hatte die Bande 56 Schleusungsakte in Griechenland begangen, dabei mehr als 350 Migranten transportiert und mindestens 700.000 Euro eingenommen. Die Kosten pro geschleustem Migranten betrugen 2.000 bis 2.500 Euro. Bis zu 15 Migranten wurden angeblich in einem Auto transportiert, von denen einige Pick-ups sind.
Daneben kamen Luxusautos mit großem Hubraum zum Einsatz, die meist in Bulgarien zugelassen waren. Benutzt wurden sie, um illegale Migranten zunächst von der Evros-Grenze in die nordgriechische Großstadt Thessaloniki und dann weiter nach Westeuropa zu bringen. Die Fahrer legten dabei laut Polizeibericht ein ausgesprochen gefährliches und antisoziales Verhalten an den Tag und versuchten beispielsweise, sich der Polizei durch überhöhte Geschwindigkeiten von bis zu 250 km/h zu entziehen. Dadurch wurden auch schwere Unfälle bewirkt, mit mehreren Verletzten und einem Todesfall.
Am 21. Juli kam es zur gleichzeitigen Razzia an insgesamt 15 Orten. In Nordgriechenland wurden zwei Einheimische und drei Ausländer als Mitglieder der Bande festgenommen. In Bulgarien waren es insgesamt sechs, in Ungarn ein mutmaßlicher Schlepper. Außerdem wurden insgesamt 25 PKWs (darunter 15 aus dem Luxus-Segment), ein Kranwagen zum Transport, gefälschte Nummernschilder, Kontobücher, elektronische Geräte (darunter mehr als 40 Handies mit mehr als 100 SIM-Karten), Bargeld und Ausrüstung zum »Crypto-Mining« beschlagnahmt. Unterstützt wurde die Operation, die maßgeblich von der griechischen Polizei geführt wurde, von den europäischen Kriminalbehörden Eurojust und Europol.
Während der zwei Jahre dauernden Ermittlungen waren insgesamt 100 Luxuskarossen den Behörden rund um die Evros-Grenze aufgefallen, von denen 66 schon vor dem 21. Juli beschlagnahmt worden waren. Es handelt sich mithin um den Endpunkt von zeitlich ausgedehnten und erfolgreichen Ermittlungen der nationalen und europäischen Behörden. Ähnliche Fälle, vielleicht ohne dass Luxuskarossen zum Einsatz kommen, finden sich praktisch allwöchentlich in der griechischen Presse. Auch Autounfälle sind keine Seltenheit in diesem Geschäft. Hier geht es nun wirklich einmal um Flucht, auch wenn es die vor dem Arm des Gesetzes ist.
Laut Ungarn heute sollen die Luxuskarossen auf Anhängern nach Ungarn gebracht worden sein. Dazu diente der beschlagnahmte Kranwagen. In Ungarn fuhren dann erfahrene ukrainische und georgische Fahrer »mit guten Reflexen« die Wagen, so eine Pressemitteilung des ungarischen Nationalen Ermittlungsbüros. Auch hier wird berichtet, dass sich die Schlepper oft mit Gegenwehr oder Flucht einer Festnahme entziehen wollten. Der Kopf der »familienbasierten« Schlepperbande sitzt laut Ungarn heute in Bulgarien. Die ungarischen Beamten nahmen acht mutmaßliche Menschenschmuggler fest, die mindestens 87 Migranten nach Westeuropa geschmuggelt haben sollen. In Ungarn führte die Schlepperroute von der Süd- zur Westgrenze.