Tichys Einblick
Aufruhr in Italien über Olympia-Skandal:

„Schande über den, der sein OK für dieses Match gegeben hat!“

Ein Mann schlägt eine Frau beim olympischen Boxen und alle reden um den heißen Brei herum. Der Skandal, unter dem die italienische Boxerin Angela Carini zu leiden hat, schlägt in ihrem Heimatland Wellen der Empörung bis auf die höchste Spitze der Politik.

picture alliance / abaca | Blondet Eliot/ABACA

Der Name Angela Carini geht heute um die Welt. Nur 46 Sekunden hat die Boxerin im Achtelfinale der Olympischen Spiele durchstehen können. Dann gab sie auf. Sie hat Schmerzen in der Nase, sie kann nicht mehr atmen. „Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so harte Schläge einstecken müssen“, sagt Carini.

Ihr Gegenspieler ist – so liest man etwa auf den Seiten mehrerer deutscher Medien – die algerische „Boxerin“ Imane Khelif. Khelif hat Testosteronwerte, die dem eines biologischen Mannes entsprechen. Ein Mann eben. Denn an dem ganzen Fall fällt zuerst auf, wie sich keiner mehr traut, das zu nennen, was für jeden sichtbar ist: Ein algerischer Mann hat eine italienische Frau vor der Weltöffentlichkeit verprügelt, und keiner traut sich das zu sagen.

Das fängt bei Carini an, die wohl aus Sorge vor sozialer Ächtung meint: „Ich bin in den Ring gestiegen, um alles zu geben. Die Person, die vor mir steht, interessiert mich in dem Moment nicht.“ Auch sie wagt es also nicht, den eigentlichen Grund zu nennen. Auch die Aussagen ihres Trainers, die von einigen linken Medien schon zur Spielverderberei deklariert werden, sind alles andere als nassforsch: „Ich will nicht für das IOC urteilen und ich weiß, dass das Thema schwierig ist, aber dieser Kampf war unfair.“

In den sozialen Medien schlägt der Fall bereits hohe Wellen, nicht zuletzt wegen dieser Kaisers-neue-Kleider-Allüre, bei der jeder sieht, was passiert ist, aber insbesondere die Berichterstattung so tut, als hätte es im Sport keinerlei Auswirkungen, dass Männer physisch anders gebaut sind als Frauen. Stellvertretend dafür steht der IOC-Sprecher Mark Adams: „Es sind Menschen involviert, wir sprechen über das Leben von Menschen. Sie sind in Frauenwettbewerben angetreten, sie haben gegen Frauen gewonnen und sie haben gegen Frauen verloren über die Jahre.“

Mit der logischen Konsequenz, die dahintersteckt, könnte man alsbald auch die Olympischen Spiele und die Paralympics zusammenlegen, es geht ja lediglich „um Menschen“. Zynismus, dein Name sei Wokeness.

Wenig amüsiert nimmt man in Italien den Vorfall war. Bereits die Berichterstattung der RAI hatte für Empörung gesorgt, weil der Sportkommentar sich darüber wunderte, warum Carini denn so früh aufgebe und damit eine „schlechte Figur“ zeigte. User wie konservative Medien spießten den Fall auf. Öffentlich-rechtliche Sender geben sich cisalpin wie transalpin wenig. Das ZDF hatte seinen Artikel mit diesen Worten eingeleitet: „Nur 46 Sekunden dauert der Boxkampf, den Imane Khelif gegen Angela Carini gewinnt. Der übliche Handschlag danach blieb aus. Ein unfairer Kampf, wie Carinis Trainer andeutet?“

Dass diese medialen Beschönigungen dieses Mal wenig gefruchtet haben, zeigen die zahlreichen Wortmeldungen in italienischen Medien und auch von hochrangigen italienischen Politikern. Selbst die Repubblica, die größte linke Zeitung des Landes, kommt nicht umhin, über den Fall kritisch zu berichten. Auch dort kann man sich lediglich dazu durchringen, von einer „hyper-androgynen“ Boxerin zu sprechen. Aber die Empörung ist mittlerweile so groß, auch bei Feministen, dass man sich davor hütet, den Fall entweder totschweigen oder mit dem Puderzucker der Genderideologie berieseln zu wollen.

Von ganz oben schaltet sich Giorgia Meloni ein. Die Ministerpräsidentin spricht von einem ungleichen Kampf. Man habe mit ungleichen Waffen gekämpft. Die Niederlage tue ihr „sehr Leid“, sie danke Carini dafür, wie sie gekämpft habe. Deutlicher wird Infrastrukturminister Matteo Salvini. Die harten Schläge seien „ungerecht“. „Schande über die Bürokraten, die dieses erwiesenermaßen ungleiche Match erlaubt haben“, so Salvini. „Jeder in Italien und auf der ganzen Welt hat es bemerkt, außer den Kommentatoren von RAI.“

Der Präsident des Abgeordnetenhauses, Ignazio La Russa, kommentierte die „Schande von Paris“ ebenfalls: „Angelas untröstliches Weinen trifft uns, aber ihr Rückzug macht ihr eine Ehre. Ich warte darauf, dass sie im Senat umarmt wird.“ Am klarsten äußerte sich die Familienministerin Eugenia Roccella auf Facebook:

„Unsere ganze Solidarität gilt Angela Carini, Opfer einer Ideologie, die sie und alle Frauen mit ihr betrifft. Heute ist es ein schwarzer Tag für Frauen, es ist ein schwarzer Tag für den Sport und auch für die Wahrheit. Eine Wahrheit, die viele heute Morgen noch zu verbergen versuchten, indem sie behaupteten, Imane Khelif sei ‚immer eine Frau gewesen‘, da sie ‚intersexuell‘ sei. Es wäre auch gut, dies klarzustellen: Die Person, die heute zu Unrecht einen Wettbewerb gewonnen hat, der nichts mit Sportlichkeit zu tun hatte, ist eine Person mit männlichen Chromosomen, mit einem männlichen Körper und einer männlichen Körperlichkeit.“

Zuspruch bekam Carini auch von der britischen Schriftstellerin Joanne K. Rowling:

„Einer jungen Boxerin wurde einfach alles genommen, wofür sie gearbeitet und trainiert hatte, weil man einem Mann erlaubte, mit ihr in den Ring zu steigen. Du bist eine Schande, dein ‚Schutz‘ ist ein Witz und #Paris24 wird für immer durch die brutale Ungerechtigkeit, die Carini angetan wurde, getrübt sein.“

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