Der Atlantic greift Elon Musk frontal an, unterstellt ihm eine Machtübernahme in den USA über das Trojanische Pferd Donald Trump. Dass Big Tech versucht, die Demokratie zu unterwandern, ist kein neues Narrativ. Umso spannender ist, wer hinter dem Atlantic steht: nämlich Laurene Powell Jobs, die Witwe von Apple-Gründer Steve Jobs. Über ihre philanthropische Organisation Emerson Collective hält sie die Mehrheit der Anteile an dem Magazin.
Powell Jobs hat nach dem Tod ihres Mannes den Steven P. Jobs Trust geerbt, und damit 7,3 Prozent Anteile an der Walt Disney Company (Wert: 12 Milliarden Dollar). Weiterhin verfügt sie über zahlreiche Beteiligungen am Apple-Konzern. Ihr Vermögen soll sich auf 12 bis14 Milliarden Dollar belaufen, was sie laut Forbes zur reichsten Frau in der Tech-Welt macht.
Während Musks Ambitionen als gefährlicher Griff der Tech-Welt auf die Politik gegeißelt wird, hört man nichts dergleichen über Powell Jobs – obwohl TE-Leser aus den Agora-Erfahrungen wissen, wie die neue „Philanthropie“ über Stiftungsnetzwerke und Meinungssteuerung funktioniert. Das hat vermutlich einen einfachen Grund: Powell Jobs gilt seit Jahren als Förderin der US-Democrats.
Für die 2016-Kampagne von Hillary Clinton spendete sie 2 Millionen Dollar und konnte weitere 4 Millionen für sie sammeln. Für Joe Bidens Wahlkampagne 2020 gab sie über eine Million Dollar aus.
Forbes weiß zu berichten, dass Powell Jobs bis 2019 zu den wichtigsten monetären Unterstützern von Kamala Harris gehörte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie 37 Millionen Dollar von 47 Spendern bekommen. Neben Powell Jobs tauchen auch die Namen Gordon und Ann Getty, sowie George Lucas auf. Das ist bemerkenswert, weil Harris 2020 noch keine Aussichten auf eine Kandidatenkür hatte.
Zu Harris hat Powell Jobs ein enges Verhältnis: Beide gingen zusammen in denselben Kindergarten. Gemäß New York Times gehört Harris zum intimen Freundeskreis von Powell Jobs. Sie zähle zu Harris’ „wichtigsten Vertrauenspersonen“. „Sie (Powell Jobs) unterstützt Harris mit Rat und Geld und hat so mitgeholfen, das öffentliche Image ihrer Freundin mitzugestalten. Im Rennen um das Weiße Haus ist die reichste Frau im Silicon Valley jetzt zu einer mächtigen Figur hinter den Kulissen geworden“, heißt es weiter.
Bei der Democratic National Convention in Chicago, bei welcher Harris zur Kandidatin gekürt wurde, saß Powell Jobs im exklusiven Abteil für Familie und Freunde.
Laurene Powell Jobs ist demnach Harris’ Elon Musk: vermögend, einflussreich, im Silicon Valley verdrahtet und ein Aushängeschild der Big-Tech-Milliardäre. Eine Dämonisierung wie Musk findet aber nicht statt. Dabei hat Powell Jobs in einem Gespräch aus dem Jahr 2022 in Anwesenheit von Kamala Harris sehr genau gesagt, was sie tut. Donald Trump wird als jemand dargestellt, der „komplett gegen uns“ sei, dazu äußerst mächtig. Über Organisationen und Philanthropie müsse man deswegen ein „kulturelles Narrativ“ spinnen. Das ist in mehrfacher Hinsicht manipulativ: Eine Tech-Milliardärin tut so, als sei sie völlig unbeteiligt im Krieg der Milliardäre, und manipuliert die öffentliche Meinung, um das Schlimmste zu verhindern. Alles natürlich für eine gerechtere und gleichere Gesellschaft.
Die Radikalisierung einiger demokratischen Silicon-Valley-Vertreter könnte auch darauf zurückzuführen sein, dass die ehemals politisch-homogene Front der Vergangenheit angehört. Nicht erst seit Peter Thiel oder Elon Musk zeichnet sich ein Bruch ab. Investor Carsten Maschmeyer erzählt gegenüber Capital, dass immer mehr Unternehmer Trump wählen wollen, weil dieser Steuersenkungen angekündigt hatte. Marc Andreessen etwa vom Venture-Fonds Andreessen Horowitz.
In diesen Kontext fällt eine andere Meldung, ebenfalls von einem Big-Tech-Unternehmer, nämlich Bill Gates. 50 Millionen Dollar soll der Microsoft-Gründer an das Wahlkampfteam von Harris gespendet haben. „Ich habe eine lange Geschichte der Zusammenarbeit mit Politikern über das gesamte Spektrum hinweg, aber diese Wahl ist etwas anderes“, sagte Gates gegenüber der New York Times. Der Kampf ums Weiße Haus ist eben lediglich ein Schauplatz des Kriegs der Milliardäre untereinander.