Eine Tendenz verstetigt sich, wird zu einer neuen Konstanten im Leben der Europäer. Der Angriff auf Israel ist über ein Jahr her. Und immer mehr zeigt sich, dass er nicht auf das Land im Nahen Osten beschränkt bleiben muss. Im September verlegte Belgien ein Spiel mit der israelischen Nationalmannschaft. Das Fußballspiel gegen die belgische Nationalelf wurde nach Ungarn verlegt – womit zugleich klar war, wo in Europa derzeit das geringste Risiko für Israelis besteht.
Das Stade de France befindet sich in dem für seinen hohen Ausländer- und Araberanteil bekannten Département Seine-Saint-Denis. Hier wurden britische Fans zum Opfer maghrebinischer Taschendiebe. Die Olympischen Spiele verliefen aber weitgehend ungestört, unter freilich hohem Polizeiaufgebot.
Frankreich zwischen Ordnung und Auflösung
Der französische Einsatz bleibt hoch: In diesen Tagen will Macron die wieder zu eröffnende Kathedrale Notre-Dame besuchen, um den Handwerkern zu danken; am 7. Dezember folgt die Neueinweihung mit einer Festrede des Präsidenten. Am 15. April 2019 war das Kirchenschiff ausgebrannt, der romantische Spitzturm eingebrochen. Am Mittwoch jährten sich zudem die Terroranschläge auf das Bataclan-Theater, das Stade de France und andere Orte zum neunten Mal. Am 13. November 2015 starben 131 Menschen durch die Hand von islamisch motivierten Terroristen. Aber die Regierung hat den Ehrgeiz, für die Sicherheit von Sportereignissen zu sorgen. Im Stade de France wird am heutigen Donnerstag auch die Antiterroreinheit RAID im Einsatz sein, quasi präventiv.
Daneben wurden im Vorhinein 4000 Polizisten mobilisiert, was allerdings angezeigt war. Es brauchte nur eine kleine Gala unter dem Motto „Israel is forever“, um die Gemüter von Linksradikalen, Gewerkschaftlern (!) und pro-palästinensischen Demonstranten zu erhitzen. Jene Gala war ihrerseits von frankophonen Zionisten organisiert worden, die vermeintlich rechten Parteien in Israel nahestehen. Das reichte aus für Straßenschlachten gegen die Polizei, die nun von internationalen Beobachtern bemerkt und kommentiert werden.
Die Demonstranten marschierten dabei auf den Veranstaltungsort zu und leisteten Widerstand gegen polizeiliche Anweisungen zum Rückzug. Daneben verwüsteten die verbündeten Autonomen und Palästinafreunde Filialen der US-amerikanischen Imbisskette McDonald’s, der Kaffeekette Starbucks und der französischen Supermarktgruppe Carrefour, angeblich weil diese Unternehmen Israel unterstützen.
Neue Zusammenstöße in Amsterdam
Innenminister Bruno Retailleau hatte zuvor erklärt, dem Mob nicht nachgeben zu wollen: „Ich akzeptiere das nicht.“ Frankreich werde nicht zurückweichen, denn „das würde bedeuten, vor den Gewaltdrohungen und gegenüber dem Antisemitismus zu kapitulieren“, sagte er gegenüber dem Fernsehsender TF1. Retailleau ließ keine Fragen offen: „Wir dürfen nicht das Risiko eingehen, dass sich die dramatischen Ereignisse wiederholen und es zu einer Menschenjagd kommt, wie wir sie in Amsterdam beobachten konnten.“
Amsterdam macht auch weiterhin Schlagzeilen mit propalästinensischen Demonstrationen, die an sich – wie alle Demos – bis zum Donnerstag verboten sind. Meist arten sie daher in Zusammenstöße mit der Polizei aus. Geert Wilders (PVV) kritisierte die Amsterdamer Bürgermeisterin Femke Halsema (GroenLinks) scharf: „Es herrscht Anarchie in Amsterdam, der Abschaum hat das Sagen.“
Der Koalitionspartner NSC stimmt in Wilders’ Kritik an der Amsterdamer Bürgermeisterin ein. Die VVD-Vorsitzende Dilan Yesilgöz hielt sich auffallend bedeckt und wollte von der Sache „überhaupt nichts denken“. In Amsterdam unterstützen die Liberalen vom VVD weiterhin die grünlinke Bürgermeisterin Halsema, auch wenn sie nach den Worten des örtlichen Parteichefs „unter Kuratel“ steht. Wilders fordert auch weiter die Ablösung Halsemas, notfalls auch per Ministerentscheid. Der Innenministerin Judith Uitermark (NSC) machte Wilders einen entsprechenden Vorschlag.
Lagebild war zu harmlos – Berliner Echo der Geschehnisse
In Berlin kommt nun auch ein Basketballspiel des Vereins Maccabi Tel Aviv, das Ende November stattfinden soll, ins Visier der israelfeindlichen Szene. Es kommt die Zeit, in der jüdisches Leben überhaupt ins Visier geraten könnte. Wird diese Tendenz mit dem Krieg in Gaza und dem Libanon enden?
Geert Wilders fordert für die Niederlande die Ausbürgerung der Doppelstaatler unter den Tätern.
Der Sozialdemokrat Frans Timmermans erwiderte, Hass könne man nicht mit Hass bekämpfen. Aber eine rechtsstaatliche Antwort auf widergesetzliche Taten ist kaum „Hass“. Das ist nur die übliche links-grüne Logik von der unendlichen Toleranz.