Was bisher zu den Comeback-Plänen des jungen Konservativen Sebastian Kurz bekannt ist, klingt nach „Game of Thrones, Austrian Edition“: Wie bei politischen Machtspielen üblich, dürfte bereits alles seit langem geplant sein – auch wenn Sebastian Kurz weiterhin mit Vehemenz bestreitet, in die Politik zurückkehren zu wollen. Der Ex-Kanzler betont stets: Er sei jetzt „hoch zufrieden“ mit seinen privaten Unternehmungen. Unter diesen Firmen ist auch das angeblich sehr gewinnbringende Cyber-Security-Unternehmen Dream Security. Der ehemalige österreichische Kanzler arbeitet dort als Präsident und Business Developer, Shalev Hulio (44) als CEO. Hulio war Mitgründer des israelischen Softwareherstellers NSO Group, eines Technologieunternehmens, das mit seiner Abhörsoftware Pegasus für Aufregung sorgte – wer, wenn nicht Regierungen, Industriespione oder Banden der Organisierten Kriminalität hätten Bedarf am Abhören von Mobiltelefonen, fragten Kritiker.
Somit profitiert Sebastian Kurz von den Ratschlägen von gleich zwei guten Freunden, die Erfahrungen aus der Abhör-Branche und von einem privaten Security-Dienstleister mit Sitz in Wien in die Kooperation einbringen. Bei einem kolportierten Gewinn (2023) von 3,9 Millionen Euro des jungen konservativen Politikers klingt die Aussage auf einen lebenslangen Politik-Verzicht jedenfalls durchaus plausibel.
Doch es soll anders sein: Kurz sei besessen von einem politischen Comeback-Versuch, er wolle es allen nochmals „richtig zeigen“. „Sebastian ist ein Rennpferd. Er steht nicht gerne auf der Weide und sieht anderen Politikern zu, wie sie regieren“, kommentiert ein guter Bekannter des Ex-Kanzlers die aktuelle Situation. Auch er meint, es gebe „längst einen geheimen Plan für eine Rückkehr des talentierten Politikers“.
Und dafür mehren sich jetzt auch ganz offensichtlich die Indizien: Kurz in TV-Debatten, Kurz im Interview in der Kronen Zeitung, in Österreichs auflagenstärkster Tageszeitung, Kurz bei einem deutschen News-Portal – der Ex-Kanzler will wieder Schlagzeilen. Die Auftritte wirken wie ein großer Stimmunsgtest: Sehnen sich die Österreicher tatsächlich nach ihm? Ist er für sie noch immer der bessere Kanzler, oder sind die Leser- und Seher-Reaktionen so katastrophal, dass ein Comeback doch noch vertagt werden muss?
Der Zeitpunkt für einen Wechsel von Sebastian Kurz zurück an die Spitze der österreichischen Konservativen wäre jedenfalls ausgezeichnet: Der aktuelle ÖVP-Chef und Noch-Kanzler Karl Nehammer hat der ÖVP ein Rekord-Minus bei der Nationalratswahl beschert, nicht wenige Parteifreunde fordern – noch im vertrauten Gespräch – seine Ablöse.
Außerdem steht Österreich vor einer monatelangen Regierungskrise, die auch von Sebastian Kurz relativ einfach beendet werden könnte: Nehammer will keinesfalls mit der aktuell stärksten Partei, der rechtspopulistischen FPÖ, in einer Koalition regieren. Viele einflussreiche ÖVP-Unterstützer lehnen aber eine Koalition mit den total zerstrittenen und chaotischen Sozialdemokraten der SPÖ ab, deren Parteichef Richtung Marxismus tendiert. Kurz könnte jedoch bei einer Übernahme seiner Partei den Obmann der FPÖ, Herbert Kickl, zu einem Deal überzeugen: Der Ex-Kanzler wird wieder Regierungschef, der FPÖ-Parteichef übernimmt erneut das von ihm besonders geschätzte Innenministerium und wird noch nebenbei Vizekanzler. Die Koalition hätte so eine stabile Stimmenmehrheit im Parlament, dringend nötige Reformschritte könnten rasch umgesetzt werden.
Und noch ein wesentlicher Grund spricht für diese Comeback-Variante: Wie bereits erwähnt, drohen Sebastian Kurz bei einer Verurteilung aufgrund der Korruptions-Vorwürfe (es gilt die Unschuldsvermutung) bis zu drei Jahre Haft, seit Oktober 2021 laufen dazu bereits die Ermittlungen der Justiz. Wenn aber die ÖVP ab Anfang 2025 den Justizminister stellen würde, dann könnte dieser Fall auch anders abgeschlossen werden, als bisher erwartet wird – vielleicht sogar mit einer Einstellung der Ermittlungsverfahren gegen Kurz und die ebenfalls in den Fall involvierten österreichischen Zeitungs-Herausgeber.