Marokko macht die Grenzen dicht. Die Nachbarländer machen sie scheinbar auf. Tausende von Perspektivlosigkeit und korrupten Regierungen Gepeinigte werden derzeit aus dem Maghreb und der Subsahara von Schlepperbanden auf die Kanarischen Inseln gebracht, auch aus Marokko selbst. Der Druck auf Spaniens Regierung steigt – auch weil diese Route über den Atlantik noch gefährlicher ist als die Meeresenge von Gibraltar. Bei Spaniens Küstenwachen fehlt nicht nur das Personal, sondern auch eine moderne Ausrüstung. „Aus militärischen Kreisen ist zu hören, dass die Flüchtlinge mit Holzbooten massenweise von der Küste der Westsahara und Mauretanien zu den gröβeren Schlepperbooten gebracht werden. Es sind derzeit so viele, dass die Seewacht komplett überfordert ist“, sagt der spanische Sicherheitsexperte Fernando Cocho. In diesem Jahr kamen nach offziellen Zahlen bereits rund 11.500 Afrikaner übers Meer auf die Kanaren, 5.400 allein im Oktober. Human Rights Watch zählt sogar 13.500 aufs Jahr hochgerechnet.
Arm trifft auf Arm
Die Kanarischen Inseln gehören mit einer Arbeitslosigkeit von 25% zu den ärmsten Regionen Spaniens. Die dortige Regierung jammert bereits das ganze Jahr über die Pandemie bedingten Einnahmeausfälle. Sie will jetzt ein wenig Geld machen mit den Weihnachtstouristen, befürchtet jedoch, dass die Bilder von anlandenden Migranten und chaotischen Rote Kreuz-Lagern an Ferienorten Urlauber abschrecken könnten. Die Inseln brauchen das Geld der deutschen und britischen Touristen dringend, da das Pro-Kopf-Einkommen gerade mal 21.265 € im Jahr beträgt.
Der Druck auf die spanische Kultur steigt
Human Rights Watch bestätigt, dass das Rote Kreuz Migranten in leerstehenden Hotels unterbringt, beklagt aber auch, dass viele in kanarischen Häfen in Notunterkünften mehrere Tage bis Wochen festgehalten werden. Nach Auskünften der Menschenrechtsorganisation bekommen die meisten direkt bei ihrer Ankunft von den Behörden einen Ausweiseantrag in die Hand gedrückt. Ein wahrhaftiges Drama für die Unternehmensberaterin und Chefin der Organisation „Woman Forward“ Mirian Izquierdo, was sich auf den Kanaren vor den Augen Europas abspielt. „Wir haben andere Kulturen ins Land geholt bzw. sie haben sich in unsere Gesellschaft eingeschlichen, die sich nicht unterordnen. Deswegen haben wir jetzt Subkulturen, wo fundamentale Rechte unseres Landes wie die Gleichstellung der Frau vor unseren Augen untergraben werden“.
Marokko bleibt eine Gefahr
Obwohl das nordafrikanische Land wirtschaftlich wächst und bereits einer der gröβten militärischen Potenzen in der Region ist, wollen Hunderttausende auswandern. Dass jetzt nicht mehr vor ihren Küsten, aber in Mauretanien die Boote mit den eigenen Bürgern und teilweise organisiert von marrokanischen Banden starten, wird nach Meinung von Cocho nicht nur geduldet, sondern gefördert: „Dahinter steht eine Strategie, Europa mit Marokkanern zu bevölkern und auf diese Weise ihre Interessen durchzusetzen“, weiβ Cocho aus Quellen der Geheimdienste und des spanischen Militärs, die teilweise auch von Stränden voller Holzboote sprechen, von wo die Migranten zu den Schlepperbanden geschifft werden. Die Lage ist ernst, das hat auch der spanische Innenminister Grande-Marlaska kapiert.
Aber das Machtspiel mit Marokko scheint den Spaniern und Europa zu entgleiten, glaubt Cocho. Ihre Waffen beziehen die Marokkaner inzwischen primär aus den USA, die über das Königreich wiederum ihre Interessen in Europa ausspielen: „In Spanien ignorieren wird das gerne, aber wir sollten uns besser damit direkt und ehrlich auseinandersetzen“, rät er der spanischen Regierung.