Tichys Einblick
Marokko trickst

Neues Ziel der Menschenschlepper: Die Kanarischen Inseln

Neben der Mittelmeerroute haben die Menschenschlepper ein neues Ziel im Visier: die Kanarischen Inseln. TE berichtet darüber trotz der zahlreichen gerichtlichen Auseinandersetzungen mit involvierten NGOs.

imago images / Agencia EFE

Marokko macht die Grenzen dicht. Die Nachbarländer machen sie scheinbar auf. Tausende von Perspektivlosigkeit und korrupten Regierungen Gepeinigte werden derzeit aus dem Maghreb und der Subsahara von Schlepperbanden auf die Kanarischen Inseln gebracht, auch aus Marokko selbst. Der Druck auf Spaniens Regierung steigt – auch weil diese Route über den Atlantik noch gefährlicher ist als die Meeresenge von Gibraltar. Bei Spaniens Küstenwachen fehlt nicht nur das Personal, sondern auch eine moderne Ausrüstung. „Aus militärischen Kreisen ist zu hören, dass die Flüchtlinge mit Holzbooten massenweise von der Küste der Westsahara und Mauretanien zu den gröβeren Schlepperbooten gebracht werden. Es sind derzeit so viele, dass die Seewacht komplett überfordert ist“, sagt der spanische Sicherheitsexperte Fernando Cocho. In diesem Jahr kamen nach offziellen Zahlen bereits rund 11.500 Afrikaner übers Meer auf die Kanaren, 5.400 allein im Oktober. Human Rights Watch zählt sogar 13.500 aufs Jahr hochgerechnet.

TE unter NGO-Beschuss
Der Kampf um die Pressefreiheit geht in die nächste Runde
Cocho glaubt, dass das Seerecht reformiert werden muss, „um diesen Wahnsinn aufzuhalten. Wir helfen niemanden, wenn wir ständig Ertrinkende retten, insgesamt aber noch mehr auf dem Meer umkommen, weil der Strom nicht abreisst und wir nicht die Mittel haben“. Täglich sind es derzeit nach offiziellen Angaben zwischen 200 und 400 Migranten, die vor allem auf der strategisch günstig gelegenen Insel Gran Canaria ankommen. Die spanische Regierung fühlt sich wieder einmal alleingelassen von der EU. Zwar hat sich die für Inneres zuständige Kommisarin Ylva Johansson gerade vor Ort die Lage angeschaut, aber Konkretes wurde nicht beschlossen. Auch wenn es nach Meinung von Sicherheits-Experten keinen Zusammenhang zwischen dem aktuell wieder auflebenden islamistischen Terrorismus und der massiven irregulären Einwanderung gäbe, glaubt Cocho, „dass der Migrationsdruck die Gesellschaft langfristig spaltet und Radikalisierung fördert, da die Einwanderer nicht nur in ihrem Land, sondern auch in Spanien keinen Fuβ fassen“.
Arm trifft auf Arm

Die Kanarischen Inseln gehören mit einer Arbeitslosigkeit von 25% zu den ärmsten Regionen Spaniens. Die dortige Regierung jammert bereits das ganze Jahr über die Pandemie bedingten Einnahmeausfälle. Sie will jetzt ein wenig Geld machen mit den Weihnachtstouristen, befürchtet jedoch, dass die Bilder von anlandenden Migranten und chaotischen Rote Kreuz-Lagern an Ferienorten Urlauber abschrecken könnten. Die Inseln brauchen das Geld der deutschen und britischen Touristen dringend, da das Pro-Kopf-Einkommen gerade mal 21.265 € im Jahr beträgt.

Neue Route der Menschenhändler
Kanarische Inseln werden wieder zum Migranten-Ziel
Für die Partei Vox ist der derzeitige Ansturm auf die Kanaren ein Schlüsselthema für Aufmerksamkeit. Weil andere Parteien scheinheilig mit dem Thema umgehen, steigt ihre Popularität. Ihr kanarischer Parlamentsabgeordneter Alberto Rodríguez Almeida sagt in einem Radiointerview, dass die spanische Seerettung den Schleppern in die Hände spiele, „weil sie die Leute praktisch abholt an der Heimatküste“. Danach würden die Migranten in „4-Sterne Hotels untergebracht mit Voll-Pension, während die Kanaren bei der Caritas anstehen“.
Der Druck auf die spanische Kultur steigt

Human Rights Watch bestätigt, dass das Rote Kreuz Migranten in leerstehenden Hotels unterbringt, beklagt aber auch, dass viele in kanarischen Häfen in Notunterkünften mehrere Tage bis Wochen festgehalten werden. Nach Auskünften der Menschenrechtsorganisation bekommen die meisten direkt bei ihrer Ankunft von den Behörden einen Ausweiseantrag in die Hand gedrückt. Ein wahrhaftiges Drama für die Unternehmensberaterin und Chefin der Organisation „Woman Forward“ Mirian Izquierdo, was sich auf den Kanaren vor den Augen Europas abspielt. „Wir haben andere Kulturen ins Land geholt bzw. sie haben sich in unsere Gesellschaft eingeschlichen, die sich nicht unterordnen. Deswegen haben wir jetzt Subkulturen, wo fundamentale Rechte unseres Landes wie die Gleichstellung der Frau vor unseren Augen untergraben werden“.

Vom Rettungsboot ins Bordell
Von der sogenannten Seenotrettung direkt in die Zwangsprostitution
Strafrecht-Professor Francisco Javier Álvarez García glaubt, dass Spanien aufpassen muss, dass diese Unterwanderung der eigenen Kultur nicht zu einem Sicherheitsproblem wird: „Ich glaube, dass die Mitglieder der bestehenden potentiellen islamistischen Terroristen-Zellen unsere Werte nie richtig assimiliert haben, obwohl wir abgesehen von der Religion viele Gemeinsamkeiten mit den Arabern haben“. Der sozialdemokratische Premier Pedro Sánchez weiβ, dass er etwas tun muss, damit Vox und Kreise innerhalb der konservativen PP nicht noch mehr an Fahrt gewinnen und die bereits wegen der Geschichte auseinander dividierten Gesellschaft weiter spalten. Die Präsenz der nationalen spanischen Polizei wie auch die Zivilgarde wurde deswegen in Ländern wie Mauretanien, Senegal oder Niger in den vergangenen Monaten verstärkt. Dazu gehören auch Schiffe vor deren Küste und Helikopter. Das Budget dafür wurde gerade von 13 Mio. Euro auf 43 Mio. Euro angehoben. Marokko läβt sich allerdings nicht gerne in die Karten gucken. „Sie spielen mit uns“, glaubt Cocho.
Marokko bleibt eine Gefahr

Obwohl das nordafrikanische Land wirtschaftlich wächst und bereits einer der gröβten militärischen Potenzen in der Region ist, wollen Hunderttausende auswandern. Dass jetzt nicht mehr vor ihren Küsten, aber in Mauretanien die Boote mit den eigenen Bürgern und teilweise organisiert von marrokanischen Banden starten, wird nach Meinung von Cocho nicht nur geduldet, sondern gefördert: „Dahinter steht eine Strategie, Europa mit Marokkanern zu bevölkern und auf diese Weise ihre Interessen durchzusetzen“, weiβ Cocho aus Quellen der Geheimdienste und des spanischen Militärs, die teilweise auch von Stränden voller Holzboote sprechen, von wo die Migranten zu den Schlepperbanden geschifft werden. Die Lage ist ernst, das hat auch der spanische Innenminister Grande-Marlaska kapiert.

Aber das Machtspiel mit Marokko scheint den Spaniern und Europa zu entgleiten, glaubt Cocho. Ihre Waffen beziehen die Marokkaner inzwischen primär aus den USA, die über das Königreich wiederum ihre Interessen in Europa ausspielen: „In Spanien ignorieren wird das gerne, aber wir sollten uns besser damit direkt und ehrlich auseinandersetzen“, rät er der spanischen Regierung.

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