Tichys Einblick
Transgender-Klinik für Kinder und Jugendliche

Nach Tavistock in Großbritannien nun Klinik in den USA in der Kritik

Nach Tavistock nun Vanderbilt: Eine weitere Transgender-Klinik gerät in die Kritik. Mitarbeiter mit abweichender Auffassung müssen mit Konsequenzen rechnen. Die Website der Klinik ging nach den Enthüllungen eines Journalisten offline.

shutterstock/University of College

Im Januar 2020 präsentierte das Klatschmagazin People die sechste Saison von „I am Jazz“. Es ist die Geschichte eines damals 19-jährigen Jungen, der lieber ein Mädchen sein wollte und deshalb schon mit 17 Jahren einer „gender-bestätigenden“ Operation zustimmte – die leider nicht wie erwartet ausfiel. Die operierende Chirurgin berichtet von einer „unglaublichen OP“, die „scheinbar gut“ verlief, aber in Wahrheit schwere Komplikationen mit sich brachte und Probleme zurückließ. Ein zweiter und dritter Eingriff wurden nötig. Auch der Chirurg der zweiten OP machte wenig Hoffnung auf einen einfachen Routineeingriff: „Wir wussten, dass das eine einzigartige Operation wird.“ In einer weiteren Folge des Reality-Formats diskutiert Jazz mit ihrem Freund, ob sie Vergnügen am Sex empfinden werde.

Transgender-Klinik in London
Die Geschichte hinter der Schließung von Tavistock
Es ist ein kleiner Blick in ein längst nicht mehr nur mediales Phänomen. Das Phänomen Gender-Dysphorie hat sich in den USA zuletzt exponentiell vermehrt, und nicht nur dort. Auch in Großbritannien gehen die Zahlen steil nach oben. Der Journalist bei The Daily Wire Matt Walsh geht von einer Steigerung um das Zehn- bis Zwanzigfache in den letzten fünf bis zehn Jahren aus und vertritt die Auffassung, dass die Ursache in bewusster Indoktrinierung besteht. Nach eingehenden Recherchen hat Walsh seine Erkenntnisse zu einer Transgender-Klinik veröffentlicht und damit eine größere Diskussion ausgelöst.

Es geht um die Vanderbilt-Klinik der gleichnamigen Universität in Nashville, Tennessee, an der im Jahr 2018 eine eigene pädiatrische Transgender-Klinik gegründet wurde; ein Institut also, an dem man sich ausschließlich mit der Gender-Dysphorie von minderjährigen und jugendlichen Patienten befasst. Es ist nicht irgendeine Klinik, sondern eine der angesehensten in den Vereinigten Staaten. Politiker und Religionsvertreter haben die dort vorgenommenen Transgender-Behandlungen bereits kritisiert.

So sagte der republikanische Gouverneur Bill Lee, die pädiatrische Transgender-Klinik werfe „ernste moralische, ethische und rechtliche Bedenken“ auf. Eine Untersuchung der Klinik sei notwendig. Republikanische Kongressabgeordnete trafen sich mit Walsh, um die Möglichkeit einer Schließung der Transgender-Klinik durch ein Gesetz zu besprechen. Nach der angekündigten Schließung der entsprechenden Abteilung der Londoner Tavistock-Klinik gerät so eine weitere auf Gender-Transitionen spezialisierte Klinik in die Schlagzeilen.

Angleichende OPs als Profitbringer – Bedenken unerwünscht

über 1000 Familien
Tavistock: Auf die Transgender-Klinik rollt eine historische Klagewelle zu
Schon der Gründungsakt der Klinik enthält Sprengstoff, wie Walsh aufdecken konnte. In einem von ihm veröffentlichten Video erzählt die Ärztin Dr. Shayne Taylor, wie sie die Universitätsleitung dazu brachte, in das Transitionsgeschäft einzusteigen. Ihr Hauptargument: Die anfallenden Operationen seien eine nicht leicht versiegende Geldquelle für die Klinik, weil es oft nicht mit nur einer Operation getan sei. Gerade die Frau-zu-Mann-Operationen der Genitalien seien „huge moneymakers“ – aber auch der gegenteilige Eingriff kann (wie gesehen) misslingen.

Ein weiteres Skandalvideo, das Walsh auf Twitter veröffentlicht, zeigt die Hausjuristin Dr. Ellen Clayton, die anmerkt, dass die Ablehnung einer Operation aus Gewissensgründen „problematisch“ sei. Mitarbeiter, die es etwa aus religiösen Gründen ablehnen, sich an solchen Operationen zu beteiligen, müssten mit Konsequenzen rechnen. Vor allem macht das Video deutlich, dass es Kritik an den gewählten Verfahren auch intern in erheblicher Zahl gibt.

Daneben werden auch die Eltern und sonstigen Bezugspersonen der jungen Patienten bei solchen Behandlungen stets eingeschüchtert mit der Wahl zwischen den vorgeschlagenen Therapien und OPs und dem angeblich sonst zu erwartenden Tod ihres Schützlings, wie auch die Aktivistin Chloe Cole erzählt, die inzwischen wieder eine Frau sein will.

Die Existenz dieses Arguments bestätigt auch die Vanderbilt-Ärztin Cassandra Brady in einem an die Öffentlichkeit gelangten Dokument: „Diese Therapien als Kindesmissbrauch zu bezeichnen, ist unglaublich gefährlich und widerspricht der bestehenden medizinischen Literatur. Man sollte bedenken, dass der Verzicht auf diese Therapien zu einer Verschlechterung der mentalen Gesundheit und zum Selbstmord führen können.“ Für die medizinische Literatur ist übrigens auch Brady selbst zuständig: Sie hat zu „Transgender- und gender-diversen Jugendlichen“ publiziert und beurteilt Manuskripte für verschiedene Fachzeitschriften.

Risiken des Selbstbestimmungsgesetzes
Wachsende Skepsis gegen Pubertätsblocker und Transgender-Operationen
Gemäß den Recherchen von Matt Walsh herrscht an der Vanderbilt-Klinik ein gender-affirmativer Grundkonsens im Sinne der Trans-Ideologie, der zu zahllosen Hormontherapien, Behandlungen mit Pubertätsblockern und Brustentfernungen (Mastektomien) an Minderjährigen führt. Vanderbilt-Ärztin Cassandra Brady schreibt, dass sie Kinder zwischen sechs und 22 Jahren behandle. Insgesamt habe sie 200 „Transgender-Patienten“. Die Wartezeit für einen Platz liege bei drei bis vier Monaten. Und auch an der Vanderbilt-Klinik gibt es – ähnlich wie im Londoner Tavistock-Centre – ein System von sogenannten „Trans Buddies“, die Arzttermine mit Patienten wahrnehmen, um auf die Einhaltung einer „sicheren“ Sprache zu achten, zum Beispiel auf die Verwendung der berühmten Pronomen.

Die Trans-Ideologie besagt in wenigen Worten, dass die innere Geschlechtsidentität (englisch gender) eines Menschen mit dem äußeren, biologischen Geschlecht (sex) in Widerstreit geraten kann und dass diesem Streit mit angleichenden Operationen abgeholfen werden müsse – andernfalls drohe der Suizid gerade junger „Patienten“. Inzwischen widersprechen dutzende „Detransitioner“ diesem Dogma und fordern Abstand vom Glauben, dass man sein Geschlecht frei wählen und nach Belieben wechseln kann.

Übergriffigkeit des Staats
Die Zerstörung des Geschlechts ist die Zerstörung des Privaten
Viele „Detransitioner“ bedauern, dass sie selbst nie Eltern werden oder ihre Kinder stillen können. Doch schon die „gender-bestätigende“ Hormontherapie, die in einem Video der Vanderbilt-Klinik ab dem 14. Lebensjahr empfohlen wird, kann zu permanenter Unfruchtbarkeit führen. Laut Chloe Cole ist der Glaube, dass irreversible Eingriffe an Minderjährigen ein „bewährtes Verfahren“ seien, inzwischen in fast allen pädiatrischen Einrichtungen des Landes angekommen.

Dass in Transgender-Kliniken auch psychische Probleme zum Thema werden, erscheint nicht ungewöhnlich. Sie sollten allerdings nicht der „Therapie“ im Sinne der Ärzte widersprechen. Für den meist ersten chirurgischen Eingriff, die Brustentfernung, wird lediglich verlangt, dass die Patienten ihre körperlichen und mentalen Gesundheitsprobleme „in vernünftiger Weise“ unter Kontrolle haben. 

In Nashville reagiert man sehr sensibel auf Kritik von außen. Im Laufe seiner Recherchen stellte Walsh fest, dass die Klinik ihre kontroverseren Aktivitäten teils von der Website löschte. Als er seine Recherchen veröffentlichte, löschte die Klinik gar die gesamte Website. In öffentlichen Statements bestreiten die Betreiber einzelne von Walsh’ Vorwürfen: Mitarbeiter müssten keine medizinischen Behandlungen durchführen, die sie „moralisch zweifelhaft“ finden. Zu anderen Punkten nahmen sie bisher nicht Stellung.

Kinder ab sechs Jahren wegen Gender-Dysphorie behandelt

Die Kritiker der Transgender-Medizin an Minderjährigen konnten erst vor kurzem einen Sieg in Großbritannien erringen: Am 28. Juli verkündete der nationale Gesundheitsdienst (NHS) die Schließung seines „Gender Identity Development Service“ an der Londoner Tavistock-Klinik. Das heftig umstrittene Institut soll zum kommenden Frühjahr seine Pforten für immer schließen. An die Stelle des spezialisierten Krankenhauses für Gender-Transitionen sollen dann zwei herkömmliche Kinderkrankenhäuser treten, in denen der Wunsch nach Gender-Transition stärker im psychologischen und medizinischen Kontext betrachtet wird. Der Tavistock-Klinik wird von Patienten, Eltern und Mitarbeitern vorgeworfen, schon Kinder ab zehn Jahren mit Pubertätsblockern behandelt zu haben. Die möglichen psychischen und gesellschaftlichen Gründe für den Transitionswunsch der Kinder wurden ignoriert. Dabei sollen auch Transgender-Aktivisten ihren Einfluss ausgeübt haben.

Vermeintliche Selbstbestimmungs-Ideologie
Transsexuellengesetz: Wie die Ampel die Gesundheit von Kindern aufs Spiel setzt
Noch in diesen Tagen müssen die Mitarbeiter der Londoner Tavistock-Klinik sich Vorwürfen stellen, sie hätten homosexuelle und bisexuelle Menschen fälschlich zu der Überzeugung kommen lassen, sie seien „transgender“. Die Vorwürfe kommen von der LGB Alliance (ohne das T wie „Trans“), die sich für die Interessen von Schwulen, Lesben und Bisexuellen einsetzt, ohne sich der allgemeinen „Transphilie“ zu ergeben. 

Der Konflikt um die Klinik zeigt, dass die beiden Gruppen – LGB und T – sich bisweilen als Gegner gegenüberstehen können. Auch aus den Berichten und Erzählungen mancher Transitions-Opfer geht hervor, dass sie durch die ‚Geschlechtsumwandlung‘ ihre Homosexualität überwinden wollten. Die Transitionisten greifen sozusagen die internalisierte Homophobie junger Menschen, die teils ja noch Kinder sind, auf und nutzen sie für ihr Geschäft aus.

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