Tichys Einblick
PC statt Recht

Messer-Verbrechen werden zur Epidemie in England

Vor allem unter schwarzen Jugendlichen gibt es schon Dutzende Tote allein in diesem Jahr. Nun streitet die britische Politik über Wege, um die Messer-Kriminalität einzudämmen. Die Political Correctness ist das größte Problem.

Forensic officers on the scene following a stabbing in West Kensington on March 7, 2019 in London, England. A teenager has reportedly died from his injuries after being taken to hospital.

Jack Taylor/Getty Images

Die „Gutmenschen“ in der deutschen Politik und den deutschen Medien wollen lieber nicht darüber sprechen, dass die multikulturelle Gesellschaft auch neue Formen der Kriminalität hervorbringt. In manchen Kulturen, vor allem in nicht-westlichen, arabisch-muslimisch geprägten, gehört das Messer zur Standardausrüstung für den Mann und gerade auch der Jung-Mann greift danach, wenn er sich in seiner Ehre gekränkt fühlt. Dass Messerattacken zunehmen, spüren viele. Es gibt unzählige „Einzelfälle“ in beängstigend schneller Abfolge und Häufung. Aber es fehlen verlässliche Statistiken, es fehlen genaue Zahlen auf Länder- und Bundesebene. Darauf haben sich diejenigen herausgeredet, die den Anstieg der Messerattacken herunterspielen wollten.

Großbritannien ist schon um einiges weiter. Nicht nur, was die Ausbreitung der tödlichen Messerangriffe angeht, sondern immerhin gibt es auch eine detaillierte Statistik darüber. Die britischen Behörden führen genau Buch darüber, wie oft Messer in krimineller Weise eingesetzt werden. Und die Zahlen, die sie melden, sind erschreckend.

Schon 39 Personen sind bis Anfang März dieses Jahres in Großbritannien mit Messer getötet worden, darunter einige Teenager. Vergangene Woche traf es den 17-jährigen Ayub Hassan, der im Londoner Stadtteil West Kensington erstochen wurde und in einem Krankenhaus starb. Kurz zuvor kamen in Manchester die 17-jährige Jodie Chesney und, in einem andern Fall, der ebenfalls 17-jährige Yousef Makki durch Messerattacken zu Tode. In Birmingham wurden im Februar innerhalb von nur zwei Wochen gleich drei Teenager erstochen.

Nach Angaben des Innenministeriums kamen im vergangenen Jahr 285 Personen in Großbritannien durch Messerverletzungen zu Tode – so viele wie noch nie. In früheren Jahren waren es meist höchstens 200 Todesopfer. Jede vierte Messer-Tote war laut der Statistik „black“, hat also afrikanische Vorfahren oder ist afrikanischer Einwanderer. Die Schwarzen sind extrem überrepräsentiert bei Messerverbrechen. Laut dem letzten Zensus von 2011 waren in England und Wales nämlich nur etwas mehr als 3 Prozent der Bevölkerung Schwarze, in den Städten allerdings sehr viel mehr. Hinzu kamen laut letztem Zensus rund 8 Prozent Asiaten, also vor allem Pakistaner und Inder. Zu den Schwarzen zählen auch die Nachkommen von Einwanderern aus der Karibik, den „West Indies“, die seit den 50ern nach Großbritannien kamen.

Insgesamt gab es im vergangenen Jahr fast 40.000 „Knife Offences“, also Delikte mit Messern. Das war ein Anstieg um 66 Prozent gegenüber dem Tiefpunkt im Jahr 2014 und ein Anstieg um fast 30 Prozent seit Beginn der Statistik 2011. Mit Abstand am höchsten ist die Rate der Messerverbrechen in London, etwa viermal so hoch wie im Rest des Landes. Mehr als 45 Prozent der „Knife Offences“ waren Angriffe, etwas mehr als 40 Prozent waren Raubüberfälle mit Messern, 8 Prozent waren Todesdrohungen mit Messern, seltener waren Vergewaltigungen mit Messern. Mehr als 4.000 Erwachsene und etwa 800 Teenager mit Messerverletzungen mussten ins Krankenhaus.

In dieser Woche hat die britische Polizei eine „Operation Sceptre“ (Zepter) gestartet, um mit verstärkten Durchsuchungen und Kontrollen gegen Messer vorzugehen. Aber was soll in einer Woche ausgerichtet werden? In den vergangenen Jahren hat die Polizei die Zahl der Kontrollen auf Straßen und Plätzen drastisch verringert. Gab es vor zehn Jahren noch etwa 1,4 Millionen Kontrollen, fiel die Zahl im letzten Jahr in Richtung 200.000. Grund: Die Sorge, dass Kontrollen „unfairerweise auf junge schwarze Männer abzielen“, was dann „diskriminierend“ sei, wie es bei der BBC heißt.

Genau darüber ist eine politische Debatte entbrannt. Darf die Polizei gezielt Jugendliche als „Problemgruppen“ kontrollieren oder ist das rassistisch? Der linksliberale „Guardian“ berichtet in weinerlichem Ton über eine offizielle Untersuchung, dass Schwarze etwa neunmal so oft wie Weiße bei Drogenkontrollen angehalten werden. Der Labour-Politiker David Lammy beklagte, dass dies „tiefe rassistische Ungerechtigkeit“ zeige. Es sei nämlich eine „Fiktion“, so Lammy, der selbst schwarz ist, dass Schwarze und andere ethnische Minderheiten besonders oft in Drogendelikte verwickelt seien. Und genauso ist es also eine Fiktion, dass diese besonders in Messerdelikte verwickelt sind? Die Zahlen sprechen eine andere Sprache.

In seiner Zeit als Bürgermeister (2008 bis 2016) hatte Boris Johnson eine große „Stop-and-search“-Kampagne der Polizei angeordnet. In dieser Zeit wurden bei Kontrollen rund 11.000 Messer konfisziert. Sein Nachfolger, Sadiq Khan, vertritt dagegen die These, der Anstieg der Messerkriminalität liege allein am Sparkurs der Regierung. Ansonsten hat er aber kräftig dazu beigetragen, die Polizei „politisch korrekt“ auf Linie zu bringen.

Man muss wissen, dass die britischen Polizeikräfte in den vergangenen zwei Jahrzehnten einer regelrechten Gehirnwäsche-Kampagne unterzogen wurden, um sie von „Vorurteilen“ zu reinigen. Seitdem sind sie ein Musterbild an „Political Correctness“ (PC), aber in der Bekämpfung wirklicher Verbrechen oft nicht mehr allzu effektiv. Der konservative Parlamentsabgeordnete Philip Davies etwa beklagt, die „PC tötet unsere Polizei“ – denn die sei immer mehr damit beschäftigt, sich an „Diversity“-Wettbewerben zu beteiligen und „Nicht-Diskriminierung“-Kampagnen zu ersinnen, während für die Jagd auf harte Verbrecher zu wenig Ressourcen übrigen blieben.

Eine extrem unselige PC spielte auch eine Rolle dabei, dass die Vergewaltigung von mehreren tausend (überwiegend) weißen Mädchen und jungen Frauen durch (fast ausschließlich) pakistanische, andere asiatische und schwarze Täter in Rotherham und anderen Orten. Den Opfern wurde kein Glauben geschenkt, als sie die Täter anzeigten. Die Sorge der Polizei und der Stadtverwaltung: Bloß keine rassistischen Vorurteile gegen Minderheiten haben.

In der Verfolgung von sogenannten „Hassverbrechen“ zeigt die britische Polizei allerdings manchmal einen beängstigenden Eifer. Das zeigte sich etwa neulich, die Polizei im englischen Hertfordshire eine Frau, eine Mutter von zwei kleinen Kindern, wegen eines „Hassverbrechens“ sieben Stunden lang auf der Wache verhörte. Die Frau hatte es gewagt, auf Twitter eine bekannte Transsexuelle („Transmann“) nach ihrem biologischen Geschlecht als Frau zu bezeichnen. Daraufhin verklagte der/die Transgender-Aktivist/in sie wegen Beleidigung und „Hassverbrechen“, prompt kamen die Officer der „Herts Police“ (die eine eigene LGBT-Gruppe hat, die fleißig über die neuesten Einsätze berichtet). Der Fall wurde einige Zeit später von der Zeitung „Daily Mail“ skandalisiert.

Johnson nannte die Festnahme der Mutter später einen „Missbrauch von Personal und polizeilicher Einrichtungen“. Er stellte die Verhaftung auch in einen Zusammenhang mit der gestiegenen Kriminalität. „Will man mir wirklich erzählen, dass es eine vernünftige Prioritätensetzung ist, transphobe Twitter-Nutzer zu verhaften und sie ins Gefängnis zu werfen, während zur gleichen Zeit die Gewalt auf den Straßen außer Kontrolle gerät?“

Wie man sieht, ist Großbritannien in vieler Hinsicht weiter als Deutschland: Sowohl die Kriminalität ist schlimmer als auch der PC-Irrsinn sind noch weiter als hierzulande.

Die mobile Version verlassen