Tichys Einblick
Johnson als ,Regenmacher-Premierminister‘

„Lieber Boris, halleluja!“

Im Feuilleton auf FAZ online findet sich eine Eloge des Historikers Andrew Roberts auf Johnson als folgenreichsten Premier seit der Eisernen Lady. Er sei, was Historiker einen ,Regenmacher-Premierminister‘ nennen: einer aus einer Handvoll, die bleibenden Wandel in Gang setzen.

DANIEL LEAL-OLIVAS/AFP via Getty Images

„Boris Johnson wirft der BBC Voreingenommenheit vor. Schlecht behandelt fühlt sich aber auch Labour. Die neue Regierung will den Sender auf den Prüfstand stellen und – Gebührenverweigerung entkriminalisieren.“ – so die Zusammenfassung eines Beitrags von Gina Thomas auf FAZ online mit dem Titel: „Boris Johnson gegen die BBC.“

An diesem Artikel ist gleich mehrerlei bemerkenswert – in der Reihenfolge der politischen Bedeutung aufsteigend:

Gina Thomas gelingt es im Format einer Rezension der als Brief formulierten Kolumne des konservativen Historikers Andrew Roberts, „Lieber Boris, halleluja!“, eine Meinung zu platzieren, die in die einst liberal-konservative Frankfurter Allgemeine gepasst hätte.

Gina Thomas referiert Andrew Roberts: »dass Johnson sich mit dem EU-Austritt am 31. Januar bereits als der folgenreichste Premier seit der Eisernen Lady erwiesen haben werde, „als das, was wir Historiker einen ,Regenmacher-Premierminister‘ nennen, einer aus einer Handvoll, die bleibenden Wandel in Gang setzen“.«

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Mit seinem Wahlsieg habe Johnson „die universale Lizenz erhalten“, Politik und britische Gesellschaft neu zu gestalten, gibt Gina Thomas weiter wieder: „Das erfordere jenseits des Brexits, der Wirtschaft und der Politik einen kühnen Kampf um die politische Kultur des Landes …“. Und: „An oberster Stelle des Kampfs um kulturelle Hegemonie nennt der Historiker die nach seiner Behauptung zu 85 Prozent mit linken Dozenten besetzten Hochschulen sowie die „politisch korrekte“ BBC.“

Zur BBC zitiert Thomas Johnson selbst: „Wie lange kann man ein System rechtfertigen, wonach jeder, der ein Fernsehgerät besitzt, zahlen muss, um bestimmte Fernseh- und Hörfunkkanäle zu finanzieren?“ Diese Frage führt direkt zu Erwägungen der neuen Regierung, „die Verweigerung der Rundfunkgebühr zu entkriminalisieren“. Jedes Jahr ginge die BBC strafrechtlich gegen rund 180.000 Briten vor, die den Jahresbetrag von 154,50 Pfund nicht zahlten. Davon würden mehr als 150.000 zur Zahlung verurteilt.

Aber auch die Labour Party habe sich in diesem Wahlkampf von der BBC schlecht behandelt gefühlt, berichtet Thomas. Zuschauer hätten binnen zweier Wochen die Rekordzahl von 24.400 Beschwerden wegen parteiischer Berichterstattung eingegreicht. Der Beitrag der Feuilletonkorrespondentin mit Sitz in London schließt mit diesem Absatz:

„Das ist Wasser auf die Mühlen der Regierung Johnson, die eine völlige Neuordnung der politischen Kultur in Aussicht stellt. Davon dürften die BBC wie auch der Gesundheitsdienst betroffen sein. Während der BBC die Zerstörung droht, soll dem Gesundheitsdienst durch große Investitionen neues Leben eingeflößt werden.“

Danke für diesen Bericht, Frau Thomas, und Glück auf, Boris Johnson.

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