Auf der Basis von privaten, vertraulichen Gesprächen mit Kubanern ergibt sich folgendes Bild von der Lage auf der sozialistisch regierten Insel, auf der es seit einigen Tagen zu landesweiten Protesten gegen das Regime kommt.
Der Hunger geht um, die Kubaner haben sehr schmale Gesichter bekommen. Außer bei den Mitgliedern der kommunistischen Partei herrscht überall Not. Was man früher den Schweinen verfüttert hat, wird heute gekocht und gegessen.
Die Lage im Arbeiterparadies
Die Rente eines Kubaners, der 40 Jahre gearbeitet hat, beträgt 7 bis 8 Dollar. Das heißt, er kann im Monat drei Pfund Schweinefleisch und ein Kilo Reis (kostet 2 Dollar) kaufen, das wars.
Eine Zwiebel kostet inzwischen 50 Cent bei einem Arbeitereinkommen von 50 $.
Arbeiter können sich von ihrem Monatslohn zwei Paar Flip Flops leisten, dann ist das Geld weg. Um ein paar richtige Schuhe kaufen zu können, muss er aber vier Monate arbeiten. Das heißt, alle einfachen Leute leben von der Substanz oder haben Hunger.
In der Not versucht jetzt jeder Kubaner, der ein klein bisschen Land hat, Gemüse oder Reis anzubauen. Die Ergebnisse sind aber sehr bescheiden, und helfen der Bevölkerung nicht wirklich. Insbesondere arbeiten die Kubaner kaum mehr, weil sie damit beschäftigt sind, für ihr Essen anzustehen. Aber Arbeit genoss in Kuba nie einen hohen Stellenwert. Kuba, die DDR in den Tropen.
Die Proteste
Am letzten Wochenende eskalierte die Lage. Tausende Kubaner in den großen kubanischen Städten protestierten gegen ihre Lage. Regierungsfeindliche Slogans wurden skandiert. Die Menschen protestierten dagegen, dass es keine Lebensmittel und Medikamente mehr gibt, dagegen, dass täglich der Strom ausfällt.
Jeeps mit Polizisten mit Maschinenpistolen fuhren durch die Städte, das kubanische Stasi-Pendant verhaftete massenhaft Demonstranten, das Internet wurde immer wieder unterbrochen. Die Regierung macht in bewährter Manier die USA und die Pandemie für die asozialen Zustände verantwortlich.
Kuba ist heute in einer besonders komplizierten Lage:
- Das Trumpsche Wirtschaftsembargo wird von Biden weitergeführt.
- Durch Corona fehlen die Devisen aus dem Tourismus.
- Es herrscht Misswirtschaft aufgrund einer unfähigen Regierung, einer ausufernden Korruption: Ohne Dollar geht nichts mehr.
- Es herrscht eine Manyana-Arbeitskultur (auf deutsch: Morgen, morgen, nur nicht heute …)
- Die Gelder, die Familienangehörige im Westen an Kubaner überwiesen haben, sind zu 80 Prozent eingebrochen. Die USA blockiert die Überweisungen der Florida-Kubaner an ihre hungernden Familien. Das heißt, statt sechs Milliarden Dollar jährliche Familienunterstützung kommt in Kuba nur noch eine Milliarde an. Das Geld fehlt den Menschen bitter.
Im Alltag sind selbst Grundnahrungsmittel wie Zucker(!), Brot und Reis rationiert worden. Lange Schlangen vor den Läden zeigen den Mangel. Nicht einmal Zucker produziert das Land des Zuckerrohrs mehr ausreichend für die einheimische Bevölkerung. Nahezu die gesamte Zuckerproduktion geht in den Export, damit Kuba wenigstens noch einige Devisen erwirtschaften kann.
Die wenigen Bauern, die es gibt, haben keinerlei Anreiz, Lebensmittel zu produzieren, da sie 90 Prozent ihrer Ernte zu vollkommen unterbewerteten Preisen abgeben müssen.
Kuba hat keine Devisen mehr
In Kuba gibt es keine Devisen mehr, um Nahrungsmittel einzukaufen. Obwohl Kuba ein fruchtbares Land ist, hat es sich noch nie mit Lebensmitteln selbst versorgt. Kuba ist zu 70 Prozent vom Lebensmittelimport abhängig.
Bisher war Kuba über den Tourismus und private Geldüberweisungen mit Devisen versorgt. Diese fehlen nun für den Import von Lebensmitteln.
Der ökonomische „Umschwung“
Kuba hatte Anfang des Jahres seine Währung umgestellt. Ähnlich der DDR – Ostmark und D-Mark – gab es auch in Kuba zwei Währungen: Den Peso Compatible, der an den Dollar angelehnt war, und den Peso Nationale, der 25 mal schwächer gehandelt wurde. Anfang des Jahres akzeptierte die Regierung nur noch den Peso National. Seit dieser Aktion sprang eine Inflation an, die in die hunderte, wenn nicht tausende Prozent geht.
Zwar wurden auch die Löhne um das drei- bis fünf-Fache erhöht, das reicht aber nicht aus, um die Dinge zu kaufen, die man für das tägliche Überleben braucht.
Im Januar kostete ein Kilo Schweinefleisch mit Knochen und Fett zwei Dollar, heute kostet das Fleisch fünf Dollar, wenn es denn nach zweitägigem Anstehen überhaupt noch zu bekommen ist. Dazu ist noch zu sagen, dass die Qualität des Fleisches nicht mit dem in Deutschland zu vergleichen ist, in Kuba besteht das verkaufte Schweinefleisch hauptsächlich aus Schwarte, Knochen und Fett.
Es ist Privatpersonen faktisch verboten, Güter nach Kuba einzuführen. Wenn der Staat aber bankrott ist und fast nichts einführen kann, dies aber auch seinen Bürgern verbietet, die vielleicht solvente Verwandte im Westen haben, dann vergrößert er das Problem, da er jede private Lösungsmöglichkeit untersagt.
Jedes Gut, das aus dem Ausland irgendwie über Touristen nach Kuba gelangt, kommt dort für den vierfachen Preis auf den Markt. Ein Handtuch, das in Deutschland für 2,50 € eingekauft wird, ist dann in Kuba für 10 $ zu kaufen. Das ist sehr teuer, aber es ist dann wenigstens da.
Einsichtige Kubaner sehen neben ihrem System auch sich und ihre Kultur als Problem. Sie sagen über Kuba: 80 Prozent der Kubaner haben kein Leistungsdenken. Sie wollen sich sozialistisch vom Staat versorgen lassen. Wenn die Partei die Losung ausgibt, sie wollten sich am Weg Chinas oder Vietnams orientieren, dann braucht es aber auch die Arbeitskultur dieser Länder. Aber mit Feiern, Musik & Tanz kommt man nicht zu Wohlstand. Der kubanische Rum ließ alles in einer rosaroten Wolke erscheinen, aber jetzt wachen die Kubaner mit einem Kater auf.