Tichys Einblick
Corona-Politik in der Sackgasse

Kluges Handeln statt Panikmache ist gefragt

US-Präsident Trump zu Corona: "Man kann die Nation nicht schließen, dann hat man am Ende keine Nation mehr" - ein Spruch, über den sich nachzudenken lohnt.

imago images / MediaPunch

Das war wohl der bedeutendste Satz, den der amerikanische Präsident während des jüngsten TV-Duells mit seinem Herausforderer Joe Biden von sich gab. Ganz davon abgesehen, dass der Schlagabtausch im Vergleich zum ersten Mal für den Zuschauer geradezu ein Genuss war verglichen mit dem unverständlichen und nur schlechtes Benehmen zeigenden Hick Hack zweier Hähne vor drei Wochen.

Corona. Hart ging der democrat Biden mit der Nr. 1 im Weißen Haus ins Gericht. Er warf ihr Nachlässigkeit und schwere Versäumnisse vor. Letztlich sei Trump für den Tod von über 220.000 Menschen verantwortlich. Klar, dass der Angegriffene das zurückwies und erneut den Hauptverantwortlichen für die weltweite Pandemie in China ausmachte. Dann aber ging er auf die Folgen landesweiter Lock-Downs ein. Es dürfe nicht sein, so Trump, dass die Bekämpfung der Krankheit größeren Schaden für das Land anrichte, als Corona es selbst vermag. Um es drastisch deutlich zu machen, formulierte er, man kann die Nation nicht schließen, dann hat man am Ende keine Nation mehr. Starker Tobak, aber leider wahr!

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Man stelle sich einen totalen Stillstand der deutschen Wirtschaft vor mit allem, was dazu gehört: Pleitewelle, Massenarbeitslosigkeit und kein Geld mehr in der Staatskasse. Zwar steigt die Rate der Infizierten, Erkrankten und auch der Sterbefälle weiter an, doch in derselben Zeit rollt eine Selbstmordwelle über das Land. Pure Existenzangst treibt die Menschen zu Verzweiflungstaten. Natürlich wird das Ganze von einer Kapitalflucht begleitet. Überall im Lande wird, wie schon im Frühjahr beim ersten Lock-Down, erheblich mehr Alkohol konsumiert. Parallel dazu nimmt die Gewalt in den Familien zu. Die Frauenhäuser sind längs überfüllt. Vernachlässigte Kinder müssen in staatliche Obhut genommen werden. Die Polizei wird der aufgeheizten Stimmung nicht mehr Herr. Es kommt zu gewaltsamen Konflikten in den sozialen Brennpunkten zwischen Deutschen und Ausländern. Die Regierung ist am Ende ihres Lateins und verhängt letztlich den Ausnahmezustand. Man möchte sich diesen Zustand nicht eine Sekunde vorstellen. Jeder Gedanke darüber hinaus führt in die Apokalypse.

Doch wie reagieren die Menschen darauf? Die ständige Berührung mit dem Tod führt schlagartig jedem vor Augen, was wir so gern verdrängen. – die unabwendbare Endlichkeit unseres irdischen Daseins. Ist dann wirklich noch vieles von dem, was uns heute wichtig erscheint, immer noch wichtig? Bricht sich vielleicht in unserer eh schon so kühlen Gesellschaft der blanke Egoismus endgültig die Bahn? Wird dann überhaupt noch jemand wissen, wer die klimabesorgte Greta war? Warum soll ich auch an das Klima von morgen denken, wenn die Lage jetzt so bitter ist. In den letzten Kriegsmonaten des 2. Weltkrieges sprechen die Stimmungsberichte der Gestapo nach Berlin von einer immer stärkeren „nach mir die Sintflut“ Stimmung, verbunden mit mancherlei Exzessen. Unwillkürlich fallen einem dabei Gemälde von Hieronymus Bosch ein – Höllenqualen.

Ein Lebensrisiko von vielen
Das Virus ist eine Komplikation, aber keine Katastrophe!
Um all das zu verhindern ist jetzt wirklich politische Führung und Klugheit gefragt. Panikmache und der Versuch, die Menschen mit Angst zu einem gewünschten Verhalten zu bringen, ist das Gegenteil davon. Mittlerweile klingen die allmorgendlich in den Nachrichten an erster Stelle genannten neuen Corona-Zahlen wie Wehrmachtsberichte von der näher rückenden Front. Hierzu kommen immer neue Widersprüche im staatlichen Handeln, die die Menschen zusätzlich verunsichern. Sollte man nicht wirklich dazu übergehen, zu der Zahl der neuinfiziert genannten positiv Getesteten immer auch die Ziffer der Erkrankten, Intensivpatienten und der Sterbefälle im Verhältnis dazu hinzuzufügen um die Dimension nüchtern darzustellen?

Was soll der Bürger eigentlich mit der Formulierung „mit oder am Coronavirus verstorben“ anfangen? Was war denn nun der tatsächliche Grund für das Ableben? Wäre die Person auch ohne das Virus verstorben oder ist er nur an diesem verschieden oder war beides gleichzeitig ursächlich? Warum gestattet man keine breite öffentliche Diskussion über das Pro und Kontra der Maßnahmen? Einfache Dekrete ohne Erklärung machen die Menschen sauer und öffnen die Tür für zerstörerische Kräfte, die es rechts und links im politischen Spektrum ebenso gibt wie Irrlichternde aus dem Reich der Esoterik.

Wenn man noch eine weitere Trump-Äußerung ernst nimmt, nämlich schlicht und ergreifend, dass die Pandemie noch eine ganze Zeit unser Begleiter sein wird, müssen neue Strategien her. Der Virologie-Papst Drosten von der Berliner Charité ist auf dem richtigen Weg mit seinem Vorschlag, sich auf die Gruppe der über 50- Jährigen besonders zu konzentrieren. Zu schnell hat Merkel den Gedanken erledigt. Doch wer das Schlimmste verhindern will, muss auch bisher höchstens Gedachtes, aber niemals Ausgesprochenes erwägen, um gerade für die Gruppe der Meistgefährdeten mit allen Ressourcen das Notwendige zu tun. Übrigens, der Verfasser dieses Artikels ist 66 Jahre alt. Vielleicht aber wäre jetzt die Stunde der großen christlichen Kirchen gekommen, denn für das Beantworten der großen Sinnfrage sind sie zuständig. Doch man hört nichts!

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