Tichys Einblick
wie einst Orwell prophezeite

J.K. Rowling wird bei ihrem eigenen „Phantastische Tierwesen“-Film herabgestuft

J.K. Rowling bleibt bei ihren Einwänden gegen die Trans-Ideologie und lässt sich dafür von Jubiläen ausladen und aus Filmankündigungen streichen. Die Eliminierung der Autorin folgt den Forderungen der woken Kulturschickeria.

IMAGO / Landmark Media

Eigentlich ist sie die großmächtige Herrscherin über ein expandierendes Universum. Und sie muss wohl wirklich ein Herz aus Edelstahl haben, um diese Welt mit frischem Lebensgeist zu versorgen. Neben Romanen und Filmen gibt es inzwischen auch Websites und Themenparks, die sich an den Phantasiewelten der J.K. Rowling orientieren. Nur die persönliche Welt der Autorin, die schrumpft unterdessen. Die Autorin, die in ihren Romanen und Drehbüchern durch ihre Phantasie glänzt, kämpft in der realen Welt um den Erhalt der Sprache und der intellektuellen Redlichkeit. Es ist der Krieg der „Trans“-Bewegung mit den „Terfs“ – den „trans-exklusionären radikalen Feministen“. Das ist so etwas wie die neue Fassung der Rosenkriege, oder eher des englischen Bürgerkriegs zwischen Rundköpfen und Kavalieren. Und auch in der modernen, digital ausgefochtenen Version gibt es Opfer, kleinere und größere.

Auf Twitter fragen sich einige, warum Rowling ihrem eigenen Renommee solches überhaupt antut. In der Tat könnte sie auch schweigen und würde weiterhin auf Jubiläen und Galas eingeladen, was sich allerdings unter den herrschenden Bedingungen als schwierig herausstellt. Denn diese Realität ist durch Absetzbewegungen nicht nur ihrer Stars gekennzeichnet, nach und nach meinen auch die großen Konzerne nachziehen zu müssen.

Im Trailer zum neuen Film aus ihrer „Fantastic Beasts“-Reihe – The Secrets of Dumbledore – kommt Rowlings Name nun so gut wie nicht mehr vor. Wo es beim letzten Film noch geheißen hatte „J.K. Rowling präsentiert“, heißt es nun „Warner Bros. präsentiert“. Als Rechteinhaberin der literarischen Vorlage wird Rowling zwar am Schluss genannt, aber diesen Hinweis wird kaum ein Sterblicher wahrnehmen können. Er ist eine Fußnote, die für eine gefühlte Zehntelsekunde sichtbar wird.

Dabei hat die Autorin nicht nur erneut – wie schon in Crimes of Grindelwald (dt. Grindelwalds Verbrechen) das Drehbuch geschrieben, sie ist auch Koproduzentin des Films. Auf die Nennung der anderen Produzenten und des Regisseurs David Yates wurde ebenso verzichtet. Geschah auch das nur, um die eigentliche Schöpferin dieser ganzen Phantasiewelt nicht mehr groß annoncieren zu müssen? Und warum darf der Name einer Autorin, deren Erfindungen ganze Generationen zum Lesen brachten und immer neue Publikumserfolge einfahren, nicht offen genannt werden und als Trademark des Ganzen dienen?

Setzt sich die geschichtliche Eliminierung von Frauen fort?

Niemand muss sich diese Fragen lange stellen. Denn allen Beteiligten ist klar, dass das nur an einem Punkt liegen kann: der Zwietracht zwischen der Autorin J.K. Rowling und einem großen Teil der Kulturschickeria, zu der natürlich auch die Darsteller ihrer Filme gehören. Dieses Milieu versteht sich heute – zumal in Anglo-Amerika – weithin als „woke“ und glaubt sich mit besonderen Sensibilitäten für Randgruppen ausgestattet, was den Verfall jeder Sensibilität gegenüber den Nicht-Randgruppen zu bedingen scheint.

Kurz zuvor hatte, wie um den Streit erneut zu beleuchten, ein weiterer Rowling-Tweet zum Thema Wellen im Netz geschlagen, mit viel Zustimmung ebenso wie den gewohnten Ausdrücken unerbittlicher Gegnerschaft. Es geht um eine Meldung aus der Times, die Rowling offenbar fassungslos gemacht hat. Laut der Polizei werden nämlich Vergewaltiger mit männlichen Genitalien, die sich selbst als weiblich identifizieren, in der Polizeistatistik nun als Frauen gelistet. In ihrer Reaktion geht es Rowling einmal mehr um die Sprache und Denken zersetzende Macht der herrschenden Trans-Ideologie. Legendär ist ihr „Wumben? Wimpund? Woomud?“Tweet, nachdem sie in einem anderen Artikel von „Menschen, die menstruieren“ gelesen hatte. Nun zitierte Rowling frei aus George Orwells klassischem Roman über Neusprech und Diktatur „1984“ und hängte einen Satz zur Gegenwart an: „Krieg ist Frieden. Freiheit ist Sklaverei. Unwissen ist Stärke. Das Individuum mit Penis, das sie vergewaltigt hat, ist eine Frau.“

Die Sprecherin der feministischen Gruppe „For Women Scotland“ sagte gegenüber dem Scottish Daily Express: „Wenn es wahr ist, dass J.K. Rowlings Name entfernt wurde, weil sie sich für vergewaltigte Frauen einsetzt, dann ist das ein trauriger Hinweis auf die Prioritäten der Industrie und von Warner Bros. Wir hoffen, dass sie deutlich machen, dass sie niemals einen Autor, der sich für belästigte Frauen einsetzt, unterminieren oder herabsetzen würden.“ Zu Rowlings Unterstützern in dieser Sache gehören auch die Tennisspielerin Martina Navratilova und die US-Politikerin Candace Owens.

Weitere Frauenrechtlerinnen schlossen sich der Kritik an: Die Abtrennung einer Autorin von ihrem Werk sei Teil einer langen Geschichte der Eliminierung von Frauen, deren Fortsetzung man nicht zulassen werde. Übrigens sind es heute tatsächlich überwiegend junge Frauen, die sich wünschen, den Körper eines Mannes zu haben, wo das Verhältnis noch vor einigen Jahren umgekehrt war. Aber wie sich diese „Epidemie“ erklärt, ist eine andere Frage.

Vielleicht sollte noch einmal daran erinnert werden, dass Rowling nie an der Existenz des Phänomens Transsexualität gezweifelt hat. Nur die willkürliche Zuordnung eines Individuums zu einem der beiden Geschlechter, die nach einem neuen britischen Gesetz möglich ist, sieht sie zusammen mit anderen als Gefahr, zum Teil weil dadurch für Frauen reservierte Sicherheitsräume verloren gehen, zum Teil auch als Gefahr für die jungen Menschen, die dadurch zu irreversiblen operativen und chemischen Eingriffen in ihren Körper ermutigt werden.

Warner Bros. will weiter mit Rowling arbeiten …

Rowling selbst wird vermutlich auch diesen Schlag stoisch entgegennehmen und – egal ob im Rampenlicht oder nicht – einfach weitermachen. Im November war öffentlich geworden, dass sie auch zur großen Harry-Potter-Reunion („Rückkehr nach Hogwarts“) aus Anlass des zwanzigjährigen Jubiläums der Filmreihe nicht eingeladen wurde. Die Zusammenkunft ist am Neujahrstag im US-Streaming-Dienst HBO Max zu sehen und wird sich angeblich auf die Hauptdarsteller und das Team konzentrieren. Rowling wird nur im „Archivmaterial“ auftauchen. Wahrscheinlich spielt eine Rolle, dass die Darsteller Daniel Radcliffe, Emma Watson und Rupert Grint sich ins gegnerische Lager geschlagen haben und Rowling als „transphob“ ansehen. Dieses Tischtuch scheint zerschnitten. Aber Warner Bros. könnte trotzdem seine Autorin ehren, zumal man offenbar neuen Projekten mit ihr nicht abgeneigt ist.

Der Hollywood Reporter berichtet, dass das Studio auch weitere Harry-Potter-Serien entwickeln würde. Dazu spreche man auch mit Rowling und deren Team: „Es muss aber stimmig sein. Was immer wir tun, muss mit dem Kanon und Ethos der Wizarding World und der Harry-Figur übereinstimmen.“ Und nun vielleicht noch ein wenig Ethos in der wirklichen Welt, und eben diese wäre wieder etwas mehr in Ordnung. Tatsächlich sind diese Sätze des Studio-Sprechers etwas unklar. Glaubt er, dass J. K. Rowling dem von ihr erschaffenen Phantasie-Universum untreu werden könnte? Wohl kaum. Aber gut, Kanon und Ethos klangen schon einmal gut. Tatsächlich sind noch zwei weitere Filme aus der „Fantastic Beats“ Reihe geplant. Bis jetzt verdiente Warner Bros. an jedem Film hunderte Millionen Dollar. „Wizarding World“ ist übrigens der Name des fiktiven Universums, in dem die Potter-Spin-Offs angesiedelt sind und das allerdings schon 2018 den Vorsatz „JK Rowling“ verlor.

Aktivisten vor Rowlings Haus und der Auge-um-Auge-Stil

Im November hatte Rowling berichtet, dass einige Aktivisten ein Photo von ihrem Haus in Edinburgh veröffentlicht hätten, auf dem auch die Adresse erkennbar gewesen sei. Die Schriftstellerin musste das als Risiko ansehen, weil sie durch ihre Positionen zur Gender- und Transgender-Theorie viele Gegner hat, die auch vor Morddrohungen – bisher im Internet – nicht zurückschrecken.

Schließlich wurde das Photo von der „Trans-Verbündeten“ Holly Stars gelöscht, weil nun angeblich die Aktivisten zahlreiche „transphobe“ Zuschriften erhielten. Das ist unerhört doppelzüngig und zeigt, dass manche den Streit um die richtige Ansicht als eine Art Auge-um-Auge ansehen. Eine Entschuldigung der Trans-Aktivisten war offenbar nicht drin. Ganz im Gegenteil zur Gegenseite, den Kritikern der Trans-Bewegung, die immer wieder zur demütigenden Entschuldigungen gezwungen werden, die dann doch nichts bringen.

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