Im Rahmen der Vorkehrungen zur Eindämmung des Coronavirus in Italien kommt das Land nicht zur Ruhe. Während den nördlichen Regionen und den Bewohnern, der Lombardei, Venezien sowie der Emilia Romagna eine Massen-Quarantäne auferlegt wurde, und sie diese mit Einsicht und Gleichmut hinnehmen, rebellieren nun ausgerechnet diejenigen in einigen Teilen Italiens, die in einer anderen Art Freiheitseinschränkung leben: nämlich die Strafgefangenen einiger Justizvollzugsanstalten.
Es erreichte die Gefängnisse und Insassen die Nachricht, dass sich etwaige Verhandlungen und Entscheidungen sowie anberaumte Entlassungen auf Grund der Corona-Krise bis Ende Mai verschieben würden. Entweder sind Teile des Personals abgezogen für andere Aufgaben oder selbst im Krankenstand. In Italien, nicht mehr verwunderlich, herrscht momentan ein latenter, wenn auch geordneter Ausnahmezustand.
Und nun also die Rebellion und Demos Hunderter von Gefangener in den Gefängnissen, sowie auf den Gefängnisdächern von Frosinone nah bei Napoli, Poggioreale auf Sizilien, sowie im nördlichen Modena, wo sogar ein Insasse bei den Aktionen ums Leben gekommen sein soll, wie die Zeitung und die Onlineausgabe von Il Fatto Quotidiano sowie Il Giornale berichten. Die Ermittlungen zu den Umständen des Todes des Gefangenen laufen noch. Geschehen wohl beim Zusammenstoß mit dem Aufsichtspersonal und der Polizei.
Auch in Modena am Gefängnis Sant‘ Anna, seien Unruhen aus Angst und Unwissenheit über die Pandemie des Virus ausgebrochen. Der Aufstand der Gefängnisinsassen in Modena, wo ein dichter schwarzer Rauch aufstieg, schien erst unübersichtlich, aber eine Hundertschaft an Polizei und Vollzugsbeamten konnten sich Klarheit verschaffen und zwischen 70 und 80 Gefangene in andere Vollzugsanstalten zwangsverlegen. Die Regionen Italiens, und das ganze Land an sich, durchlaufen gerade ein schwieriges psychologisches Momentum – Kommunikation tut Not, aber der Großteil der Leute in den Regionen folgt den Ratschlägen und Handlungsanweisungen der medizinischen Experten ohne Widerrede. Die Krise schweißt die Italiener zusammen.
Die demonstrierenden und aufgebrachten Familienangehörigen der Strafgefangenen skandierten Forderungen an die Regierung und Polizisten vor Ort, sie fordern „Amnesty“, eine Strafaussetzung oder zumindest Hausarrest in den eigenen vier Wänden bei der Familie. Quasi eine selbstgewählte Quarantäne, allemal besser als nur zu erahnen, was außerhalb der Gefängnismauern so passiert, denken sich wohl die Familien.