So richtig ‚brutta figura‘, eine miserable Figur, machte jüngst einmal mehr der Premier Italiens Giuseppe Conte sowie der ehemalige Verkehrs- und Minister für Infrastruktur Danilo Toninelli von den Cinque Stelle (Fünfsterne Bewegung). Toninelli gehört der Regierung zwar nicht mehr an, sollte aber wie der Premier selbst, in Catania dem Gericht Rede und Antwort stehen, um gegebenenfalls Matteo Salvini, der sich ja im Fall des Marineschiffs „Gregoretti“ immer noch der Freiheitsberaubung etlicher Migranten von 2019 rechtfertigen und verantworten muss, die er damals nicht an Land gehen lassen wollte, freizusprechen oder noch tiefer hineinzureiten.
Damals, als Salvini noch als Innenminister einer recht kohärenten Regierung Verantwortung trug, waren sich alle drei Politiker einig, die Migranten an Bord zu lassen, natürlich bei bester Verpflegung und medizinischer Betreuung, bis die EU etwaige Nationen und einen Verteilungsschlüssel nennen würde.
Dennoch hagelte es gegen Matteo Salvini und dessen rigorosen Kurs Anzeigen, und seine einstigen Mitstreiter hoben Salvinis Immunität auf.
Es scheint auch immer mehr so, als klammere sich diese Regierung ähnlich der in Deutschland (die Italiener orientieren sich ja sowieso an Deutschland) auch Dank der in der Not erlassenen Gesetze an die Macht. Das Volk murrt und die Pandemie ist das Instrument der Machthaber.
Jedenfalls sollten sich also Conte und Toninelli vor dem Regionalgericht in Catania treffen, um darüber auszusagen, was und wie es denn damals gewesen sei im Fall „Gregoretti“ oder auch später mit dem Spanischen NGO Schiff, der Open Arms.
Danilo Toninelli wiederum, ein an sich intelligenter sowie eloquenter Lombarde wie Salvini, erschien zwar vor Gericht, war aber ganz plötzlich von einer Art schwerem Gedächtnisverlusts befallen.
Gefühlt fünfzig Mal, die Medien zählten mit und der mediale Shitstorm brach danach aus, meinte Toninelli, er könne sich nicht mehr „erinnern“, und schob die Schuld allein auf dessen ehemaligen Kompagnon, Regierungsfreund Salvini. Obwohl sich beide über alle Vorgehensweisen abgesprochen hatten. Die Anwältin Giulia Bongiorno, Verteidigerin von Salvini meinte, das sei also der Mann (Toninelli), der sich aktiv auf Facebook und anderen sozialen Medien als Verteidiger von Italiens Grenzen ausgab? Ja, an der Seite des Innenministers Salvini, konnte man anno 2019 noch Punkte sammeln.
Ein anderer ganz großer Freund von ‚Orso-la‘ (angelehnt an Bärin) von der Leyen, der in die EU hinein gelobten Kommissionspräsidentin, ist Giusepppe Conte. Dieser „Giuseppi“ (ein Versprecher von Trump, in Italien nun despektierlich genutzt) hört aber auch darauf, was Angela Merkel sagt und meint. Conte jedenfalls, so denken nicht wenige Italiener, regiere derzeit quasi nur noch aus dem Bunker und nur noch mit Maßnahmen – gegen das Volk, und Hilfsgelder fließen immer noch nur spärlich.
Was also geschieht? Natürlich muss auch ‚Giuseppi‘ Conte noch aussagen.
Der Premier wird nicht in Catania antreten. Nein, Catania und die Richter kommen nach Rom, an den Regierungssitz, dem Palazzo Chigi.
Am 28. Januar 2021, werde der „Regierungssitz Palazzo Chigi also in einen Bunker verwandelt… “, resümierte Salvini auch gegenüber der Zeitung Il Giornale trocken ironisch. Es sei Contes Wahl, fügte der Legachef hinzu. Ob dies aber auch eine gute sei, ließ er offen.