In Israel ist der gesellschaftliche und politische Konsens in Sachen schneller Corona-Impfung offenbar nicht mehr uneingeschränkt vorhanden. Nachdem noch am 21. Dezember ein Expertengremium des israelischen Gesundheitsministeriums eine vierte COVID-19-Impfung für gefährdete Bevölkerungsgruppen und Über-60-Jährige empfohlen hatte und erste Personen bereits die vierte Dosis erhalten haben, wächst offenbar im Ministerium selbst die Skepsis. Der Generaldirektor des Ministeriums Nachman Ash hat, wie israelische Medien berichten, die Empfehlung nicht ratifiziert und Pläne zur Umsetzung verschoben.
Dass die Wirksamkeit der dritten Dosis nachlässt, ist offenbar nach Voruntersuchungen erwiesen. Die Zeitung Haaretz berichtet von Unentschlossenheit, „da die Verbreitung der Omicron-Variante anscheinend die Krankenhauseinweisungen nicht steigert oder einen Anstieg der schweren Fällen verursacht.“ Ein Beamter des Ministeriums sagte laut Haaretz: „Die Entscheidung über eine vierte Impfung erfordert die Überwachung der Auswirkungen der aktuellen Infektionswelle auf das Krankenhaussystem und deren Auswirkungen in verschiedenen Altersstufen. Auch wenn die dritte Dosis nachlässt, ist letztlich entscheidend, welches Maß an Schutz gegen schwere Erkrankungen bleibt.“
Ein Mitglied des Expertengremiums des Ministeriums sagte der Zeitung: „Ich habe keinen Zweifel, dass wir in der einen oder anderen Phase mehr Nachfrage nach Notaufnahmen und Krankenhausaufenthalten sehen werden. Es gibt eindeutig ein Dilemma. Es ist keine scharfe und klare Entscheidung, aber die Frage ist natürlich der Preis für einen Fehler und auch die Zeit, die vergeht.“