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Irans Eskalation gegen Israel

Iranische Stützpunkte in Syrien sind Israel zu nahe gekommen. Israel wehrt sich nun offen. Russland reagiert verhalten.

STR/AFP/Getty Images

Gegen 14:30 Uhr am sonntäglichen 20. Januar 2019 hören israelische Skiläufer auf den Hängen des Hermon eine laute Explosion. Über ihren Köpfen sehen sie Rauchspuren. Eine Rakete des Iron Dome-Abwehrsystems schießt eine iranische Langstreckenrakete ab, die – von Persern abgefeuert – ein Maximum an Israelis umbringen soll.

Die Rakete vom Typ Fateh-110 ist eine Boden-Boden-Waffe mit einer Reichweite von bis zu 300 km. Ihre Sprengstoff-Nutzlast liegt bei einer Vierteltonne. Ein solche Waffe kann nicht aus dem Stand gestartet werden. Ihre Abschussvorrichtungen hatte man nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus Monate lang vorbereitet.

Schon am 25. Dezember 2018 schießen Iraner eine Rakete vom Typ Fajr-5 aus Syrien auf Israel. Sie geht in freiem Gelände nieder und bleibt unbeantwortet. Doch die Fateh-110 von 20. Januar indiziert eine neue Situation. Die Abschußvorbereitungen leitet General Qassam Soleimani (*1957) persönlich. Er befiehlt die Al Quds/Jerusalem-Brigade. Sie ist eine Elitetruppe für das Töten von Israels Juden und rebellischen Minderheiten, eine Art SS neben den regulären iranischen Streitkräften. Am 18. Januar ist er nur 40 km von der Grenze Israels entfernt, dessen Dienste seine Gespräche allerdings mithören.

Russland hatte den Israelis versprochen, die Iraner aus dem Umfeld von Damaskus zu entfernen. Nun weiß man um Putins Wortbruch, zumindest jedoch um die Grenzen seiner Einflussmöglichkeiten. Israel seinerseits hatte in hunderten von Schlägen versucht, den Aufbau der iranischen Mordmaschinerie vor seinen Grenzen zu limitieren. Das erweist sich jetzt als misslungen. Deshalb erfolgt der Gegenangriff vom 21. Januar bei Tageslicht und offener Ankündigung durch Netanjahu. Zuvor warnt man die Syrer, nicht auf die israelischen Maschinen zu schießen und ermöglicht so auch die Flucht der Iraner, die zusätzlich von den vorab informierten Russen unterrichtet werden.

Doch syrische Raketen fliegen. Im Gegenzug werden ihre Batterien ausgeschaltet. Die Iraner verlieren im zivilen Flughafen von Damaskus versteckte Waffenlager, kommen aber mit einem Dutzend Gefallenen davon. Umgehend verkündet General Asis Nasirsadeh, Chef der iranischen Luftwaffe, „Israel von der Erde zu tilgen“. Um Jerusalem zu zeigen, dass es gegen Iran längst in einem Zweifrontenkrieg steckt, lässt Soleimani am 22. Januar aus Gaza, das bis dahin einen Waffenstillstand einhält, auf Israel schießen. Syrien lässt er Angriffe auf den Flughafen von Tel Aviv ankündigen, wenn Israel weiterhin die Iraner daran hindert, das Gegenstück in Damaskus als Schutzschild für Angriffe Richtung Süden zu verwenden.

Doch Irans Ausrottungsentschlossenheit muss bislang noch ohne genozidale Waffen auskommen. Immerhin kann es mit Raketen weitermachen. Deren Oberkommando übernimmt unerwartet jedoch der oberste Mullah, Ajatollah Ali Khamenei, persönlich. Will er eskalieren oder machen ihn seine Scharfmacher nervös? Immerhin könnte Israel für sein Überleben mehr einsetzen, als die frommen Eiferer sich wünschen dürften.

Moskau fordert Israel auf, sich nicht weiter zu wehren, verzichtet allerdings auf – früher vernommene – eigene Vernichtungsdrohungen gegen Jerusalem. Man liebt Soleimani nicht, weil man ihn nicht steuern kann. Ob hinter den Kulissen mit den Amerikanern vereinbart wird, die Iraner den Druck spüren zu lassen, um am Ende seine Systeme doch ein Stück Richtung Heimat zurückzunehmen?


Gunnar Heinsohn (*1943) lehrt seit 2010 Kriegsdemographie am NATO Defense College (NDC) in Rom. Am 23. Oktober 2018 hat er in Stavanger die Grundsatzrede zum 15. Geburtstag des Joint Warfare Center (JWC) der NATO gehalten.

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