Der Jemen-Krieg ist ein Konflikt, über den kaum jemand spricht. Und obwohl nach UN-Angaben bereits mehr als 380.000 getötet wurden, findet der Konflikt in den Medien und der Politik wenig Beachtung. Nun doch, denn die Auseinandersetzung beeinträchtigt den internationalen Handel.
Nach mehreren Angriffen auf Schiffe im Roten Meer verzichten jetzt große Reedereien darauf, den Suezkanal für ihre Routen zu nutzen. Der Kanal gilt als eine der wichtigsten Adern des Welthandels. Stattdessen fahren sie im Asien-Europa-Verkehr bis auf weiteres über das Kap der Guten Hoffnung. „Dass Reedereien den Umweg von mehr als 6.000 Kilometern um Afrika in Kauf nehmen, zeugt von der außerordentlichen Gefahrenlage im Roten Meer“, sagte der Welthandelsexperte Vincent Stamer vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) am Montag der Deutschen Presse-Agentur.
Dieser Umweg bedeutet hohe Verluste für alle Teile der Lieferkette und dürfte am Ende zu Mehrkosten beim Verbraucher führen. Es kann auch zu längeren Lieferzeiten kommen. „Es kann durchaus sein, dass vereinzelte Waren aus Asien mit einer Verspätung von bis zu zwei Wochen bei uns ankommen“, so Stamer laut dts. Auch die Frachtraten dürften aufgrund der längeren Fahrzeit leicht ansteigen.
Auch die Sanktionen gegen Russland erschweren die Logistik
Der Suezkanal ist deshalb so wichtig, weil er das Mittelmeer mit dem Roten Meer verbindet. Damit ist dies die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer. „Der lange Weg über Afrika verlängert die Reise um eine Woche, und das führt dann aber auch zu höheren Spritkosten. Es ist also ökonomisch eine Herausforderung für viele Reedereien“, betonte der Ökonom Gabriel Felbermayr gegenüber der Wirtschaftswoche. Neben dem Seeweg gibt es noch die Möglichkeit, die Waren vom Fernen Osten per Flugzeug nach Europa zu bringen. Aber auch dieser Weg ist teurer, und die verfügbaren Kapazitäten reichen nicht aus. „Für die eine oder andere Lieferung wäre es vielleicht vorstellbar, aber ein wirklicher Ersatz ist es nicht”, fügte Felbermayr hinzu.
Hinzu kommt, dass aufgrund der Sanktionen gegen Russland Wege über die Schiene nicht mehr in Frage kommen. „Vor dem russischen Angriff auf die Ukraine sind viele Züge beispielsweise aus China bis nach Duisburg gefahren. Durch die aktuelle Situation ist das aber ebenfalls sehr schwierig. Es gibt also Alternativen, aber die sind nicht gut“, resümierte der Experte.
Der Iran unterstützt die Huthi-Rebellen
Die Hamburger Containerreederei Hapag-Lloyd meidet bis auf weiteres den Suezkanal und setzt ganz auf die Route über das Kap der Guten Hoffnung. „Dies wird so lange geschehen, bis die Passage durch den Suezkanal und das Rote Meer für Schiffe und ihre Besatzungen wieder sicher ist,“ betonte am Montag ein Sprecher von Hapag-Lloyd. Gleiches gilt für den Konkurrenten MSC. In einer Mitteilung an die Kunden teilte die Reederei mit, dass ihre Schiffe den Suezkanal in Richtung Osten und Westen nicht befahren werden. Auch hier ist die einzige Alternative die Route über das Kap der Guten Hoffnung.
Auch das Nachrichtenportal Visegrad24 berichtet von großen Veränderungen im Schiffsverkehr um den Suezkanal und bezieht sich auf Satellitenbilder. „Die Kettenreaktion hat begonnen. Fast jedes Schiff, das von Asien aus den Suezkanal ansteuert, hat nun beschlossen, nach Süden zu segeln und stattdessen Afrika zu umrunden. Riesige Kosten durch die Huthi-Angriffe auf den internationalen Seehandel“, schreibt der Kanal auf X (früher Twitter).
Die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen greifen Israel seit Ausbruch des Gaza-Krieges immer wieder verstärkt an. Darunter sind Attacken mit Drohnen und Raketen auf Schiffe im Roten Meer. Ziel ist es, dass diese an einer Durchfahrt Richtung Israel gehindert werden. Bereits am Freitag waren die Containerfrachter „Al Jasrah“ von Hapag-Lloyd und die „MSC Palatium III“ bei Angriffen beschädigt worden.
Die USA reagieren empfindlich
Die Huthi-Rebellen bekannten sich auf X, ehemals Twitter, zu einem Angriff auf einen mit Chemikalien beladenen Tanker „Swan Atlantic“ aus Norwegen. Der Sprecher der Milizen, Jahja Sarea, meldete laut Tagesschau.de Angriffe auf zwei weitere Schiffe – die „Swan Atlantic“ und die „MSC Clara“. Die Rebellen würden weiterhin alle Schiffe an der Fahrt zu israelischen Häfen hindern, solange die Frachter keine Hilfsgüter für die Bevölkerung im Gazastreifen lieferten.
US-Regierungskreise hatten die Huthi-Rebellen indes für den Beschuss der „Swan Atlantic“ verantwortlich gemacht. Der Abschuss sei aus dem Jemen erfolgt. Ein Zerstörer der US-Marine, die „USS Carney“, habe auf den Notruf des norwegischen Frachters reagiert und Kurs aufgenommen.
Während die schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen vom Iran unterstützt werden, kämpft die Internationale Intervention unter Führung Saudi-Arabiens gegen die Rebellen, da diese sich seit der Machtergreifung bedroht fühlen. Unterstützt werden sie unter anderem von den USA.
Die Situation um den Suezkanal spiegelt die komplexe Weltlage wider. Während westliche Staaten die Handelswege schützen möchten, damit westliche Länder, unter anderem Deutschland mit bezahlbaren Gütern versorgt werden, haben die Huthi-Rebellen vor allem eines im Sinn: den Terror in Gaza weiter zu unterstützen. Währenddessen sterben im Jemen-Krieg weiter Zivilisten.