Nächste Runde im immer absurder werdenden Terror-Skandal um das UN-Hilfswerk für Palästinaflüchtlinge (UNRWA): Am Montag bestätigte die UN-Einrichtung, dass Fatah Scharif auf ihrem Gehaltszettel stand. Das Verrückte: Scharif wurde in der Nacht auf Montag bei einem israelischen Luftschlag getötet. In der Folge verbreitete die islamistische Hamas eine Traueranzeige für den „Märtyrer“, in der sie Scharif als „Ka’id“ der Bewegung bezeichnet, also als „Anführer“ oder „Kommandeur“ der Hamas im Libanon.
Nach israelischen Erkenntnissen war er für die Koordinierung von Terroraktivitäten der sunnitischen Hamas mit der schiitischen Terrormiliz Hisbollah, für die Anwerbung von Kämpfern und für die Beschaffung von Waffen verantwortlich. Seit wann er diese Funktion ausfüllte, ist unklar; Scharifs langjährige Verbindungen zur Hamas sind aber bekannt und durch öffentlich zugängliches Material wie Fotos lange belegbar. In der UNRWA war Scharif nicht irgendwer: Laut arabischen Medien leitete er eine Schule der UNRWA im El-Buss-Lager in Tyrus und stand der UNRWA-Lehrergewerkschaft vor.
Die UN-kritische Nichtregierungsorganisation UN Watch hatte wiederholt auf Scharifs Hamas-Verbindungen hingewiesen. So recherchierte sie Bilder, die Scharif bei Hamas-Trauerfeiern in vorderster Reihe zeigen oder auch Hamas-Funktionäre bei Verlobungsfeiern von Scharifs Söhnen. Auch auf Facebook bekannte sich Scharif demnach offen: Im Juli 2019 etwa lobte er Hassan Jussef, einen Mitgründer der Hamas, als „standhaften Anführer“. Das hielt die UNRWA nicht davon ab, ihn im Oktober desselben Jahres für seinen Beitrag zur Schulgemeinschaft auszuzeichnen und ihm „tiefe Anerkennung“ auszusprechen.
Laut dem arabischsprachigen „Palästinensischen Flüchtlingsportal“ wurde Scharif am Montag unter Ehrung der Hamas – bedeckt mit der grünen Hamas-Flagge – beerdigt: Ein Mitglied der Bewegung habe ihn als einen der großen Männer des „Widerstandes“ beschrieben und auf seine Rolle bei der Erziehung von Generationen „auf dem Weg des Widerstandes“ hingewiesen, schreibt das Portal. Als „Widerstand“ bezeichnet die Hamas sich selbst. Auch die UNRWA-Lehrergewerkschaft veröffentlichte eine Trauermitteilung.
Offenbar ist Lazzarini entschlossen, die bisherige Verteidigungsstrategie seiner Organisation weiter fortzusetzen: Hamas-Verstrickungen werden nur häppchenweise zugegeben, halbgare Untersuchungen spät eingeleitet, die Anschuldigungen gegenüber der UNRWA im Zweifel als „Diffamierungskampagne“ abgetan. Mit jedem neuen Fall wird diese Linie unglaubwürdiger: So erscheint es kaum vorstellbar, dass die UNRWA über Jahre nichts von einer Hamas-Tätigkeit eines hohen Angestellten wusste, der sich nicht einmal die Mühe machte, seine Gesinnung zu vertuschen.
Die Wahrheit ist wohl, dass die UN-Einrichtung sehr wohl exakte Kenntnisse hat, dass sie aber einem derart hohen Druck durch die lokalen UNRWA-Angestellten und durch Terrororganisationen vor Ort ausgesetzt ist, dass sie deren Spiel lieber mitspielt, als sich Gefahren auszusetzen oder die UNRWA abzuwickeln. Die schweren Proteste und Drohungen, die wegen der Suspendierung Scharifs im März losbrachen, machen die Problemlage deutlich. Der Vorgang zeigt einmal mehr auf, wie durchfault die gesamte UNRWA-Struktur ist: Mit Reformen ist hier nichts mehr zu retten.
Dennoch ist auch in der Bundesregierung bislang kein Umdenken ersichtlich: Die hat ihre Zusammenarbeit mit der UNRWA schon vor Monaten wieder aufgenommen, nachdem sie sie zuvor symbolisch auf Eis gelegt hatte. Hintergrund war die Verstrickung mehrerer UNRWA-Mitarbeiter in die Hamas-Massaker vom 7. Oktober. Nun fließen munter weiter deutsche Steuermittel. Daran dürfte auch der Fall Fatah Scharif nichts ändern.